Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug
unten?«, fragte Clio, die gerade etwas Hellbraunes, Sahniges mampfte, das verblüffend nach einem Stück Fudge aussah.
Ich nickte, doch allein schon der Gedanke an Essen, das in meiner Nähe verzehrt wurde, veranlasste mich zu dem Wunsch, alle Säfte hochzuwürgen, die sich nach dem letzten Aufstoßen noch in meinem Magen befanden.
Während meiner Abwesenheit hatte Clio anscheinend zwei Scheiben Toastbrot, eine Orange (deren Schale nun in einem Klumpen auf der Anrichte lag) und einen Becher Joghurt gegessen, und jetzt arbeitete sie sich durch eine glänzend rote Schachtel Fudge. Für meine normalerweise kalorienbewusste Schwester war das ein wahres Gelage, woraus ich folgern musste, dass sie sich in meiner Abwesenheit Sorgen um mich gemacht hatte.
Der Gedanke gab mir ein Gefühl der Wärme und Zuneigung … das genau so lange anhielt, bis sie anfing, mich anzuschreien, während ich versuchte ihr zu erklären, warum Zerberus mich in die Hölle beordert hatte.
»Du hast was?«, rief Clio, und Fudge-Stücke sprühten mir als Antwort auf meinen Bericht entgegen.
»Mir blieb nichts anderes übrig«, stöhnte ich. »Mir waren die Hände gebunden.«
»Und wenn du diesen Kerl nicht innerhalb von vierundzwanzig Stunden findest … was ist dann? Dann verlieren wir Kümmerchen?«, fragte Clio mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen.
Ich nickte. Die ganze Sache gefiel mir kein bisschen besser als meiner Schwester – aber sie war nicht dabei gewesen! Sie wusste nicht, wie wenig Spielraum mir Zerberus gelassen hatte … und wie Furcht einflößend es war, mit einem dreiköpfigen Höllenhund zu verhandeln, der einen mit einem einzigen Happs in zwei Teile reißen konnte.
»Hör mal, das kann doch nicht so schwer sein«, spekulierte ich. Jetzt, da ich wieder voll körperlich funktionsfähig war, war mir weniger nach Aufstoßen zumute. Ich konnte sogar ohne allzu großes Unbehagen dabei zusehen, wie Clio Fudge mampfte.
»Warst du jemals im Fegefeuer und hast die Jenseitshalle gesehen, wo sie die Totenakten verwahren?«, fragte sie. »Das ist eine Riesenanlage, und selbst wenn man bis dorthin kommt, braucht man noch ein Formular von Dad oder von jemandem aus dem Vorstand, um sich die blöden Akten anzusehen.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Ich glaube nicht, dass das ein Problem sein wird.«
Ich ging davon aus, dass es keine große Sache sein würde, meine Freundin, die Göttin Kali, dazu zu überreden, mir das nötige Formular zu geben – und wenn sie sich weigerte, meine Bitte zu erfüllen, konnte ich einfach das Gleiche machen wie sonst auch und mich durchschummeln.
»Da kannst du dich nicht einfach durchschummeln, Callie«, sagte Clio, als könnte sie meine Gedanken lesen. »Ja, ich weiß, wie du sonst vorgehst, und denk nicht mal daran! In der Jenseitshalle gibt es absurd viele Sicherheitsvorkehrungen. Die würden dich innerhalb von zwei Sekunden aufspüren.«
Ich bedachte meine kleine Schwester, die an der marmorgedeckten Kücheninsel lehnte, mit einem bösen Blick. Ihre negative Einstellung gefiel mir kein bisschen. »Und woher weißt du das alles?«, fragte ich und versuchte, dabei nicht allzu schnippisch zu klingen.
Clio seufzte und stopfte sich dann einen weiteren Cookie in den Mund. Ich konnte sehen, dass sie beim Kauen mit der Entscheidung rang, wie viel sie mir verraten sollte. Was genau meine kleine Schwester wohl so trieb, wenn ich nicht da war, fragte ich mich – und einmal mehr war meine Neugier über den geheimnisvollen Mann, mit dem sie sich traf, geweckt. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um ihr Vorträge zu halten, aber ich beabsichtigte definitiv, die entsprechenden Informationen irgendwann anders aus ihr rauszuholen … ob ihr das nun passte oder nicht.
»Es ist nicht so, wie du denkst, Cal«, sagte Clio schließlich. »Es ist nur … ich habe Dad eigentlich versprochen, niemandem davon zu erzählen. Und ich will nicht, dass er sauer ist oder so …«
»Niemandem wovon zu erzählen?«, platzte es aus mir heraus. Die Geheimnistuerei meiner Schwester regte mich echt auf.
»Über den Praktikumsplatz in der Jenseitshalle, den er mir letzten Sommer besorgt hat …«
»Er hat dir was besorgt?«, stotterte ich. Ich konnte nicht ganz glauben, dass ich richtig gehört hatte.
»Ich wollte mehr über Dads Broterwerb wissen, also habe ich ihn um ein Praktikum bei der Jenseits GmbH gebeten.«
»Ah. Ach so«, murmelte ich verwirrt.
»Bist du sauer auf mich?«, fragte Clio und schaute mich
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