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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Krankheit, sich erneut in die Vereinigten Staaten einschlich – trotz der vehementen und ständig wiederholten Dementis derer, die es besser wissen könnten. MR SAM würde machen, was er wollte, trotz der guten Absichten des medizinischen Establishments und seiner laufenden Bemühungen, ihn auszurotten. Das erste Mal, nach einer längeren Herrschaft des Terrors, war er aus eigener Laune endlich verschwunden und hatte eine Unmenge verwirrter und beschämter Gesundheitsfachleute hinterlassen.
    Von den Toten ganz zu schweigen.
    »Also«, quetschte sie heraus, »was meinst du, was ich tun soll?«
    »Jetzt im Moment? Absolut gar nichts.«
    »Tom, ich …«
    »Natürlich«, unterbrach er sie, »es verstößt gegen deine Weltanschauung, geduldig zu sein. Leider sind deine Optionen ziemlich dürftig, und Geduld ist immer noch gefragt.«
    Er hatte ihr schon gesagt, sie solle mit einem negativen Bescheid rechnen. Dieser Anruf war eigentlich nur eine Bestätigung, aber frustrierend war sie trotzdem. »Du große Güte«, sagte sie. In ihren eigenen Ohren klang das arg nach Jammern. »Mein ganzes Leben hängt in der Luft. Ich weiß nicht, wie lange ich das noch durchhalten soll.«
    »Was kannst du sonst tun, Janie? Wenn du diesen Leuten auf die Nerven fällst, wird dir das nicht helfen. Die stecken bis über beide Ohren in Anträgen. Warte wirklich ungefähr sechs Monate, und stelle dann erst einen neuen Antrag.«
    »So lange möchte ich nicht auf dem Trockenen sitzen, wenn es nicht unbedingt sein muß.«
    »Nun, das muß es aber – es sei denn, deine gegenwärtigen Lebensumstände würden sich dramatisch ändern. Die einzige Chance, dich jetzt gleich wieder ins Geschäft zu lassen, bestünde darin, daß du über irgendwelche einmaligen Fähigkeiten verfügst: etwa Sehnerven reparieren oder Gehirnschäden rückgängig machen, oder etwas ähnlich Unmögliches.«
    »Zwanzig Jahre Ausbildung und Praxis reichen also nicht!«
    »Genau! Entschuldige, ich weiß, das hört sich schrecklich an. Aber den Zahlen der Regierung zufolge gibt es mehr nichtspezialisierte Neurologen, als für die gegenwärtige Bevölkerungsstatistik nötig sind. Wenn eine stattlichere Anzahl von euch bei den Ausbrüchen ins Gras gebissen hätte, sähe es vielleicht anders aus. Tja, versuche doch, dich auf Infektionskrankheiten zu spezialisieren …«
    »Fang nicht davon an, Tom …«
    »Ich sage ja nur, daß das ein weites Fachgebiet mit kurzer Wiedereinarbeitungszeit ist, und falls du auf deiner Medizin beharrst, solltest du das in Erwägung …«
    »Nein. Jetzt nicht und in Zukunft nicht!«
    »Dein Talent würde dort gebraucht, Janie.«
    Schuldbewußt schwieg sie einen Moment. Dann sagte sie: »Ich weiß. Aber es geht einfach nicht.«
    »Okay, dann wirst du dich noch für eine Weile damit zufriedengeben müssen, bei der Stiftung zu forschen. Bis ein paar von den alten Hasen wegsterben. Oder bis sich die Dinge bessern. Dann werden wir es noch einmal versuchen.«
    Ihr entrang sich ein Seufzer. »Das paßt mir überhaupt nicht.«
    »Ich weiß. Aber wenigstens arbeitest du.«
    »Wenn man das so nennen kann. Ich hasse meinen Job. Es ist, als wäre ich jemandes Sekretärin – andauernd mit Kleinkram beschäftigt.«
    Er brachte ein kleines Lachen zustande. »Na ja, du kannst immer noch forensische Archäologie betreiben.«
    »Und das sagt der Mann, der nicht will, daß ich grabe!« Sie schloß die Augen und rieb sich die angespannte Stirn. »Irgendwelche Neuigkeiten von der Einwanderungsbehörde?«
    »Nein, tut mir leid«, gab Tom Auskunft. »Möchtest du, daß ich Bruce anrufe und es ihm mitteile?«
    »Laß nur! Ich will sowieso morgen mit ihm telefonieren. Wenn es gute Neuigkeiten wären, hätte ich es heute getan. Aber schlechte Neuigkeiten können warten.«
    Sie zog ihre Gartenhandschuhe aus und warf sie in den Werkzeugkasten; aber bevor sie in ihr Haus ging, blieb Janie in der Garage neben ihrem ehrwürdigen, doch angeschlagen aussehenden Volvo stehen, den sie vor einer Ewigkeit glänzend und neu gekauft hatte. In der merkwürdig tröstlichen Gegenwart des vertrauten Autos knetete sie einen Moment die Hände und tagträumte von einfacheren Zeiten. Komisch, das winzige Implantat im Fleischpolster unter ihrem Daumen konnte sie nicht mehr finden; nicht einmal den kleinsten Knoten spürte sie mehr. Der eigentliche Chip war, wie von dem Einwanderungsbeamten in Boston versprochen – In ein oder zwei Tagen werden Sie gar nicht mehr wissen, daß er da ist, hatte er

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