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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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solch eine Redeweise sonst nicht, aber der Junge schien eine Vorliebe für deftige Ausdrücke zu haben, und es ging ihm um eine Atmosphäre brüderlicher Vertrautheit.
    Chaucer lachte. »Also nicht deutlich genug!«
    »Nun, ich werde Euch Gelegenheit geben, Euch an einer höchst sublimen Intrige zu beteiligen.«
    »Ach bitte, weiht mich ein, Herr!«
    »Seid Ihr, Chaucer, Eurem Herrn Lionel gegenüber loyal?«
    »Meine wahre Verbundenheit gilt Lady Elizabeth, aber wenn mein Herr es verlangt, stehe ich ihm immer zur Verfügung.«
    »Doch wenn Ihr Treue schwören müßtet, wäre es …«
    »Die Gräfin, Herr! In ihrem Hause habe ich meinen Dienst angetreten.«
    »Sie hat ihre Pagen gut gewählt. Ihr seid ein höchst fähiger Bursche. Und klug.«
    »Eure Worte sind sehr freundlich, Arzt. Aber in mir wartet eine Klugheit, die sich noch nicht entfalten durfte. Ich sehne mich nach dem Tag, an dem ich meine Pflichten erfüllt habe und mich ganz den Worten widmen kann.«
    Alejandro war überrascht von diesem Geständnis. Ihre Hoffnungen glichen sich sehr. »Ich denke, Ihr seid ein Mann nach meinem Herzen.«
    »Daran mag etwas Wahres sein. Aber sagt mir, Doktor, was ist mit dieser Intrige?«
    »Ach! Beinahe hätte ich es vergessen. Erinnert Ihr Euch an Jacques, den Neffen des Provosts Marcel?«
    »Aber gewiß doch. Ein robuster Bursche mit bernsteinfarbenen Haaren, ein wenig großspurig. Wenn er und sein Onkel allerdings nicht rechtzeitig gekommen wären, dann wäre meine Tugend vielleicht für alle Zeit kompromittiert!«
    Alejandro kicherte. »Eure Tugend wird nur sicher sein, bis sich die nächste Gelegenheit bietet, sie zu kompromittieren, mein Junge! Wenn ich mich recht entsinne, war die Gelegenheit an jenem Abend in der Tat hübsch verpackt.«
    »Ja, ganz nett. Aber was ist mit diesem Jacques, der nichts von seiner Retterrolle ahnte?«
    Verschwörerisch grinste Alejandro. »Er hat versprochen, mir zu helfen.«
    »Wobei?«
    »Bei einem Treffen mit einer gewissen Dame.«
    Chaucers Züge hellten sich auf. »Kenne ich gar diese Dame, Doktor?«
    »Sehr gut, junger Page. Sehr gut.«
    Chaucer war entzückt. »Und wünschte diese Dame das Treffen auch?«
    »Ich hatte gehofft, das könntet Ihr mir sagen, da Ihr doch so vertraut mit ihr seid.«
    »Meiner Meinung nach, lieber Herr, würden alle Damen gut daran tun, ein Treffen mit Euch zu wünschen! Denn Ihr seid ansehnlich, geistreich und besitzt, wie soll ich sagen, ein gewisses verführerisches Wesen.«
    Verführerisch? Absurd!
    Aber Alejandro machte gute Miene zu dieser Beobachtung und fuhr fort: »Eure Schmeichelei dabei entgeht mir nicht. Doch Ihr habt meine Frage nicht beantwortet. Bitte, antwortet mir, und ohne Ausflüchte.«
    Chaucer zuckte ein wenig mit den Achseln und sagte: »Sie wäre nicht abgeneigt. Doch wo liegt das Problem? Warum trefft Ihr diese Verabredung nicht selbst?«
    Alejandro warf den Kopf in den Nacken. »De Chauliac. Er ist eifersüchtig auf die Zeit, die solche Begegnungen unserer Arbeit rauben könnten. Und ich darf wohl sagen, daß er so neugierig ist wie ein Elefant.«
    »Ein Elefant! Habt Ihr eines dieser wunderbaren Tiere gesehen?«
    »Ich fürchte, nur in einem Buch.«
    »So beschreibt mir doch bitte seine Erscheinung!«
    »Ein anderes Mal, Chaucer. Wir müssen Pläne schmieden und vergeuden jetzt unsere Zeit.«
    »Aber ja, natürlich. Verzeiht mir!«
    »Die Erregung der Jugend ist immer verzeihlich. Nun, ich werde Tag und Nacht von diesen beiden Grobianen bewacht, die uns folgen – de Chauliac hat sie auf mich angesetzt, damit ich nicht übermütig werde und wir mit unserer Arbeit vorankommen …«
    »Und diese offensichtlich geheime Arbeit ist als solche schon Anlaß zu Intrigen, wenn ich das so ausdrücken darf.«
    »Ihr dürft, und wir werden ein anderes Mal über die Natur dieser Arbeit sprechen. Im Augenblick bin ich zu sehr mit unserer Intrige beschäftigt. Also, de Chaulicas Eifersucht läßt mir keine Gelegenheit, diese Dame ohne unziemliche Beobachtung zu treffen.«
    »Seid Ihr sicher, daß die Eifersucht sich nur auf die Arbeit bezieht und nicht auf irgend etwas anderes? Vielleicht wünscht er nicht, daß Ihr die Gräfin seht, weil ihn das an anderer Stelle kränkt als in seinem Intellekt.«
    Alejandro starrte Chaucer einen Moment an.
    »Das war eine reine Beobachtung, Doktor, schaut nicht so schockiert drein. Er läßt Euch niemals aus den Augen.«
    Zwar mühte er sich bisher, das zu ignorieren, aber Chaucer hatte recht. De Chauliac

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