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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Genveränderung zu liefern, die irgend etwas mit Knochengewebe zu tun haben könnten. Es erschienen mehrere, darunter auch zwei von der Stiftung.
    Diese Dateien richtete sie zum Kopieren her, griff in ihre Tasche und nahm eine Speicherdiskette heraus. Sie versuchte, sie in das Laufwerk zu schieben.
    Aber darin befand sich noch die Programmdiskette des Franzosen. Na, na … dachte sie bei sich. Wieder ein Mitglied im Club der Leute, die Dinge vergessen.
    Das war allerdings ein gewichtiges Versäumnis, und überraschend kam ihr eine Idee. Noch überraschter war sie, als sie diese sofort in die Tat umsetzte. Offenbar schaute ihr der Schutzheilige der Computer über die Schulter; denn durch irgendeinen wundersamen Zufall war die Diskette mit dem Hornhautprogramm nicht schreibgeschützt, und sie konnte die Datei direkt darauf kopieren. Als sie endlich zu surren aufhörte, nahm Janie sie heraus und verdeckte sie dabei mit einer Hand. Dann schob sie die leere Diskette, die sie mitgebracht hatte, in das Laufwerk, aber nur halb, und steckte die entnommene in ihre Handtasche.
    Ihre Zeit war fast um. Es blieb nur noch eines zu tun.
    Suchen: Kristina Warger, gab sie ein.
    Big Dattie überprüfte sich gerade selbst. Gut, dachte sie, allzu viele Namensgenossinnen wird es nicht geben. Das macht es leichter.
    Doch zu ihrer Enttäuschung gab es überhaupt keine. Alternativvorschläge erschienen – in diesem Fall Leute mit ähnlichen Namen: Elena Warger, Frederick Warger, Harold Warger, Matilda Warger … und so weiter im Alphabet. Aber keine Kristina. Zutiefst verwirrt schloß Janie das Programm. Als der Franzose eine Minute vor Ablauf ihrer Zeit auftauchte, roch er stark nach Scotch.
    Janie glitt vom Hocker und sagte: »Alles erledigt. Es war mir ein Vergnügen, mit Ihnen Geschäfte zu machen.« Sie streckte die Hand aus und dachte, er werde sie schütteln. Doch statt dessen hob er sie an die Lippen und küßte sie dramatisch. Janie erstarrte und wand sich innerlich, da sie wußte, daß die Plastikzähne nur ein paar Millimeter von ihrer Haut entfernt waren. Aber sie ließ ihn gewähren, denn sie wollte ihn auf keinen Fall kränken.
    »Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite«, schmeichelte er. Er schaute zu dem Computer und schien zufrieden mit dem, was er sah. » Au revoir, Mademoiselle. Vielleicht sehen wir uns wieder!«
    » A bientôt, Monsieur « , gab sie zurück. »Vielleicht.« Sie lächelte, so herzlich sie konnte, und verließ das Lokal.
    Seit Jahren hatte Janie nichts mehr erlebt, was einer normalen Familie entsprach. Es gab jetzt so viele gemischte Formen, in denen ein Elternteil mit überlebenden Kindern einen anderen gefunden hatten, mit dem er sich zusammentat; so waren neue Familien entstanden, manchmal mehr aus Notwendigkeit als wunschgemäß. Janie erinnerte sich an all die Selbsthilfebücher mit Ratschlägen, wie man eine Familie nach einer Scheidung neu strukturiert; in den späten neunziger Jahren waren solche Bücher populär. Viele Paare in Janies und ihres Mannes Bekanntschaft gingen auseinander und gründeten neue Gemeinschaften. Doch jetzt waren diese Bücher nicht mehr sonderlich hilfreich, denn das Hauptthema lautete Trauer, nicht Wut.
    Tom stand in der Küche und kochte, während Janie und Kristina am Computer arbeiteten und etwas taten, das eigenartig nach Hausaufgaben aussah. Er hatte ihnen freundlich gestattet, sein häusliches Arbeitszimmer für ihre Zwecke zu usurpieren; offenbar störte es ihn nicht. Im Gegenteil, er schien ihre Anwesenheit zu begrüßen. Überraschenderweise verlief die Begegnung zwischen ihm und Kristina äußerst glatt. Als sie selbst das Mädchen kennengelernt hatte, war es viel heikler gewesen. Aber Tom schien Kristina wirklich zu verstehen. Schon vorher hatte er durch Janie von ihr gehört; doch das allein erklärte nicht, wie gut sie auf Anhieb miteinander auskamen. Irgendwie mußten sie eine ähnliche Wellenlänge haben.
    Sie sahen die Informationen über die Orthopäden durch und versuchten, sie auf ein oder zwei wahrscheinliche Kandidaten einzuengen; aber vorerst kam nichts dabei heraus. Nach einer Stunde lehnte Kristina sich auf ihrem Stuhl zurück und rieb sich die Stirn.
    »Kein Patient Null, kein Orthopäde, keine Genentsprechung.«
    »Es muß noch eine andere Stelle geben, wo wir nach dieser Entsprechung suchen können«, beharrte Janie. »Wir müssen gründlicher darüber nachdenken. Ich weiß, daß wir etwas ungeheuer Wichtiges übersehen haben. Gehen wir noch

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