Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse
auf ihn zu und kreischte: » Mörder, Betrüger! «
Coucy packte sie, drehte sie um und hielt ihr sein Messer unter das Kinn.
»Laßt sie los«, flehte Alejandro, »nehmt mich statt ihrer, ich kann Euch sehr nützlich sein.«
Die Ablenkung durch seine Bitte gab Kate genug Zeit, nach unten in ihren Strumpf zu greifen und ihr eigenes Messer zu ziehen. Bevor Coucy sich versah, hatte sie die Beine gespreizt und mit der feinen, scharfen Klinge durch ihren eigenen Rock gestochen, bis die Messerspitze kaum einen Fingerbreit von seiner Männlichkeit entfernt war.
»Ihr könnt mich töten«, ihre Stimme gellte, »aber während Ihr das tut, werde ich all Eure zukünftigen Kinder mit mir nehmen. Ihr müßt mir glauben, wenn ich Euch sage, daß es mir im Augenblick gleichgültig ist, ob ich lebe oder sterbe.«
Coucy glaubte ihr. Er zog das Messer von ihrem Kinn, und sie löste sich von ihm, um in Alejandros ausgestreckte Arme zu eilen.
Während er durch die Tür stampfte, sagte Coucy: »Ein Jammer, daß Karle sterben mußte. Er hatte nie Gelegenheit, Euren Geist zu genießen. Der Arme!«
»Mörder«, verfluchte sie ihn, dann brach sie zusammen.
KAPITEL 32
Das Bonbonpapier in ihrer Tasche hätte ebensogut ein Felsbrocken sein können, so gewichtig war seine Anwesenheit.
»Kommen Sie mit mir«, bettelte Kristina. Sie nahm Janies Hand und zog daran wie ein Kind. »Ich möchte Ihnen das Labor zeigen.«
Janie blickte rasch zu Tom. Der nickte ihr zu. »Ich habe ein paar Dinge, um die ich mich kümmern muß. Geh nur.«
Unter einigen Mühen gelang es Janie, ihr Unbehagen für sich zu behalten; doch als Kristina darüber zu reden begann, was sie sehen würden, entspannte sie sich etwas. »Es gibt hier ein Labor?« fragte sie mit echter Überraschung.
»Hier gibt es alles. Sie werden es nicht glauben. Aber es wird Ihnen gefallen.«
Kurz darauf wurde Janie durch die im Hauptraum versammelten Menschen zu einer Außentür geführt, und als sie aus dem klimatisierten Gebäude in die Nacht hinaustrat, wirkte die Luft faulig und drückend im Gegensatz zu der reinen Kühle im Inneren. Genau die Art von dicker, feuchter Luft, die winzige, schwebende Bakterien liebten.
Mitten im Schritt hielt sie inne und stand still.
Es wandert durch die Luft und dringt so in den Körper ein …
Alejandros Worte.
Einen Moment lang empfand sie eine Panik, als sei sie unter Wasser und im Begriff, ihre Lungen mit etwas zu füllen, das dort nicht hineingehörte und das sie nicht überleben würde. Sie atmete so flach wie möglich und eilte Kristina nach. Ihre hastigen Schritte knirschten ungleichmäßig und stolpernd auf dem Kies. Sie ließ die halb eingeatmete Luft erst wieder entweichen, als sie sicher in dem nächsten Gebäude waren. Als die Tür sich hinter ihr schloß und die Fäulnis aussperrte, stieß sie den Atem laut aus, um sich von der eingebildeten Kontaminierung zu befreien.
Kristina nahm all das Äußere gar nicht wahr – es gab zuviel anderes, woran sie denken mußte, und sie überließ sich diesen Gedanken mit jugendlicher Energie. Sie ging vor Janie einen schummrig erleuchteten Gang entlang und plauderte dabei über all die wunderbaren Dinge, die sie noch anschauen mußten. Janie stolperte hinter ihr her, fühlte sich schwindlig und stützte sich beim Gehen mit einer Hand an der Wand ab. Endlich blieb Kristina vor einer speziellen Tür stehen und sagte mit offenkundigem Stolz: »Hier ist es.«
Die Innenbeleuchtung schaltete sich automatisch ein, als sie die Klinke drückte, und strahlte so hell, daß es aussah wie gefiltertes Sonnenlicht. Sie war so angenehm, daß sie Janie wieder halbwegs ins Gleichgewicht brachte und gegen etwa noch kommende Dunkelheit wappnete. Sie betraten das Labor hinter der Tür.
Janie verschlug das, was sie sah, völlig die Sprache. Sie stand im Eingang des großen weißen Raumes, und ihre Augen wanderten von Gegenstand zu Gegenstand. Sie bewunderte die reiche Ausstattung mit Instrumenten, Maschinen und Computern, die er enthielt. Ein solcher Spielplatz mußte auch dem anspruchsvollsten Forscher gefallen.
»Das ist … wirklich bemerkenswert«, sagte sie andächtig.
»Ich weiß – ein wundervoller Arbeitsplatz. Hier habe ich die DNS-Sequenz extrahiert.«
Auf einer Arbeitsplatte stand ein geöffnetes Paket. Obenliegendes Füllmaterial verriet, daß es noch nicht ausgepackt war. Janie schaute hinein; lauter ungeöffnete kleinere Kartons befanden sich darin. An den Firmennamen auf den geschlossenen
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