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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Jetzt schiebt ihn zur Seite und kommt her; Eure Hilfe wird gebraucht.«
    Karle war zu benommen, um an Protest auch nur zu denken, und befolgte die Anweisung. Also kam er zum Tisch, wo Kate und Alejandro geschäftig bei der Arbeit waren. Sie hatten dem Soldaten schon den Ärmel aufgeschnitten, um das verstümmelte Glied freizulegen; und die Blutung ging jetzt langsamer vonstatten, da sie ihm einen Streifen des abgeschnittenen Ärmels fest um den Oberarm gebunden hatten. Das Blut sprudelte nicht mehr, sondern sickerte nur noch; trotzdem war die Haut des Mannes geisterhaft blaß.
    Wieder ließ sich der Arzt vernehmen: »Es ist wenig Zeit – ich habe ihn schon mit Laudanum betäubt, aber die Wirkung wird nicht lange anhalten. Er wird etwas von dem spüren, was wir tun – also müßt Ihr Euch mit Eurem ganzen Gewicht auf seine Brust legen und ihn festhalten.« Mit dem Stiel eines hölzernen Löffels berührte er sanft die Lippen seines Patienten; dieser nahm ihn unwillkürlich zwischen die Zähne und biß zu. »Schreit ruhig, wenn es Euch Erleichterung verschafft«, sagte er zu dem schlotternden Soldaten, »aber behaltet den Stiel im Mund, dann wird Euch außerhalb dieser Wände niemand hören. Ich mache es so rasch wie möglich.«
    Kurz berührte er die verschwitzte Stirn des Mannes. »Gott sei mit Euch!«
    Karle umfing den Kameraden mit eiserner Kraft; aber er wandte sich ab, denn das schiere Entsetzen auf dessen Gesicht konnte er nicht ertragen. Er ließ seine Augen schweifen. Sie kamen auf den Geräten zur Ruhe, die an der Tischkante bereitlagen, ein genauso unangenehmer Anblick. Mehr als einmal hatte er gesehen, wie ähnliche Werkzeuge benutzt wurden, um einen Menschen absichtlich langsam zu zerreißen und zu vierteilen. Doch die Bewegungen des Arztes waren von dankenswerter Geschicklichkeit und wesentlich geübter, als Karle erwartet hatte; der Verwundete rührte sich nicht. Statt dessen verlor er das Bewußtsein, und für diese Gnade flüsterte Karle ein tief empfundenes Gebet.
    »Wir sind fertig«, murmelte Alejandro. Er berührte Karles Schulter. »Ihr braucht ihn nicht mehr festzuhalten.« Beim Herdfeuer zog er ein Eisen aus den Kohlen. Er drückte die glühende Spitze an den blutigen Stumpf des Oberarms. Es zischte, und dann verbreitete sich ein schrecklicher Gestank – alle drei wandten die Köpfe ab. Als die Wunde ausgebrannt war, goß Alejandro Wein über den geschwärzten Stumpf und wickelte ihn in saubere Stoffbandagen.
    Nach getaner Arbeit setzte er sich auf eine Bank an der Wand und vergrub den Kopf in den Händen. Angestrengt versuchte er, durchzuatmen, und richtete das Wort an die beiden anderen. »Die Luft hier drinnen ist schlecht.«
    Er ging zur Tür, öffnete sie einen Spalt und schaute hinaus. »In der Dunkelheit rührt sich nichts«, sagte er dann und winkte. »Kommt heraus in die Natur. Das wird Eure Sinne reinigen.«
    Aber Karle wollte seinen Kameraden auf dem Tisch nicht verlassen. Alejandro beruhigte ihn. »Er kann sich nicht bewegen, denn sein Körper hat eine schwerste Verletzung erlitten.«
    Die Tochter folgte dem Vater hinaus in die Dunkelheit und stellte sich neben ihn. Alejandro legte ihr fürsorglich einen Arm um die Schultern. Im Dunkeln ahnte Karle, daß die beiden sich gegenseitig Trost spendeten. Die Nacht war jetzt samtschwarz, und er konnte nur ihre Silhouetten ausmachen; es überraschte ihn, daß die junge Frau eine Spur größer war als der Mann, den sie » Père « nannte. Er beobachtete, wie der Arzt ihr väterlich über das Haar strich und sie zu beruhigen trachtete, während sie an seiner Schulter weinte.
    Und obwohl die Ereignisse der Nacht ihn in einen Zustand versetzt hatten, in dem zusammenhängendes Denken eigentlich nicht vorkam, war er kurz verwirrt darüber, wie wenig die beiden einander zu ähneln schienen.
    Als Tageslicht in die kleine Hütte drang, saß nun Guillaume Karle auf der Bank und beobachtete, wie die Brust seines bewußtlosen Kameraden sich langsam hob und senkte. Was vom linken Arm des Mannes übrig war, steckte in einem blutigen Verband; aber die Farbe des ausgetretenen Bluts war nicht das helle Rot, vor dem der Arzt ihn gewarnt hatte; es war die blasse, trübe Farbe, die anzeigte, daß alles einigermaßen hoffnungsvoll verlief.
    Er schaute zu seinen beiden Wohltätern hinüber und gestattete sich jetzt, da keine Eile mehr vonnöten war, ein näheres Hinsehen. Der Ältere lag auf einer Pritsche aus Stroh, halb eingenickt, aber ein Auge war halb

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