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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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offen. Karle hatte das Gefühl, daß der Mann es kannte, keine wirkliche Ruhe zu finden. Dahinter lag das Mädchen Kate auf einem eigenen Lager. Der Arzt war ein schlanker, knochiger Mann mit dunklem, olivfarbenem Teint und weichen, kohlschwarzen Locken. Er sah merkwürdig gut aus mit seinen langen Gliedmaßen und fein geformten Händen. Kate wies ebenfalls eine gewisse Größe und schöne Gestalt auf; aber sie war hell und rosig, fast nordisch in ihren Farben, und in der letzten Nacht hatten ihre Augen im Kerzenlicht blau gefunkelt.
    Als merke er, daß er beobachtet wurde, bewegte sich der Arzt und schlug die Augen ganz auf. Er stützte sich auf einen Ellbogen und begegnete Karles Blick. »Was ist mit Eurem Kameraden?« erkundigte er sich sofort.
    »Er ist ruhig«, antwortete Karle, »er schläft jetzt. Ich habe ihn daran gehindert, sich zu bewegen, gemäß Eurer Empfehlung.«
    »Gut gemacht«, lobte Alejandro, während er aufstand. Er warf einen raschen Blick auf den Verband um den Stumpf und meinte dann: »Keine frische Blutung! Das verheißt Gutes.«
    Eine Schüssel aus dem Schrank füllte er mit Wasser aus einem großen Krug, der am Rande des Herdes stand; dann zog er sein Hemd aus und begann, sich zu waschen, zuerst das Gesicht, dann den Oberkörper, außerdem mit peinlicher Gründlichkeit seine Hände. Obwohl Alejandro den Körper so neigte, daß seine Brust nicht ganz zu sehen war, erhaschte Karle einen schnellen Blick auf etwas, das er für eine Narbe hielt. Der Franzose überlegte einen Moment, nach der Narbe zu fragen – beschloß aber, es zu lassen.
    Der Arzt jedoch unternahm keinen Versuch, seine eigene Neugier zu beherrschen. Während er sich ankleidete, sagte er: »Ich habe nichts von Kämpfen in der Gegend gehört. Wie kam es, daß diese Männer verwundet wurden? Und entgegen Eurer Behauptung geht das Gerücht, daß es im nächsten Ort einen Arzt gibt. Warum habt Ihr nicht seine Dienste in Anspruch genommen, statt eine Hebamme aufzusuchen?«
    »Welche Frage soll ich zuerst beantworten?« wollte Karle müde wissen.
    »Welche Ihr wollt«, antwortete Alejandro mit ähnlicher Müdigkeit. »Aber ich erwarte Aufrichtigkeit.«
    Karle sah ihm direkt in die Augen. »Wie Ihr wünscht«, sagte er. »Doch wenn ich mit den Antworten fertig bin, möchte ich auch von Euch einige haben.«
    »Zweifellos.« Alejandro nickte. »Wir werden sehen, ob Ihr sie bekommt. Gegenwärtig steht Ihr weit mehr in meiner Schuld als ich in Eurer.« Er betrachtete den bewußtlosen Soldaten. »Ihr werdet bezahlen, indem Ihr sprecht. Fangt damit an, daß Ihr mir Euren Namen nennt.«
    Der Mann mit dem bernsteinfarbenen Haar zögerte einen Moment, bevor er äußerte: »Ihr habt meinen Kameraden letzte Nacht den Namen aussprechen hören.«
    »Er hat Euch Karle genannt«, erinnerte sich Alejandro.
    » Guillaume Karle«, ergänzte der andere. »Es gibt viele, die ordentlich bezahlen würden, wenn sie erführen, wo ich bin.« Mit einem schiefen Lächeln fuhr er fort: »Aber ich stehe, wie Ihr sagtet, in Eurer Schuld. Und jetzt erweist mir die Ehre zu erfahren, mit wem ich spreche und warum auch Ihr Euch versteckt.«
    Karles schnelle und richtige Einschätzung ihrer Situation überraschte den Arzt. Er hob eine Augenbraue: »Wenn die Zeit gekommen ist. Wie wurden diese Männer verwundet?«
    Der Franzose holte tief Luft. »Sie erhoben sich mit mir gegen die Unterdrückung durch den Adel. Ihre Wunden empfingen sie in der Schlacht, mit der sie ihren rechtmäßigen Anteil am Boden Frankreichs forderten.«
    Alejandro entdeckte ein besessenes Feuer in den Augen des jungen Mannes und auf der Stirn jene Erschöpfung, die der unvermeidliche Preis dieses Feuers war. »Was bleibt von Frankreich, um verteilt zu werden?« fragte er. »Alles ist an die Freien Compagnies der unabhängigen Ritter gegangen, nicht wahr?«
    »Sie haben alles Gold und Silber genommen, was sich abtransportieren ließ«, fuhr Karle empört auf. »Aber Frankreich selbst, die gute Erde Frankreichs, ist noch da und wird immer dasein. Wir wollen nur den Anteil Land, der jedem Mann gestattet, anständig zu leben. Und Freiheit von den unmäßigen Steuern, die der Adel uns aufzwingt, um seine verachtungswürdigen Kriege zu finanzieren.«
    »Aha.« Alejandro verstand. »Einfache Forderungen also.«
    Karle warf ihm einen scharfen Blick zu. »Aber man muß schon in einem Wandschrank versteckt leben, um von diesen Dingen keine Ahnung zu haben. Wie kommt es, daß Ihr nichts darüber

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