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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Magister. Dann könnte er in die Rue des Rosiers zurückkehren, das Geheimnis wäre aufgeklärt, und in der vertrauten Sicherheit würde er weiter auf Kate warten.
    Also näherte er sich der Gruppe. Er entschuldigte sich für die Störung, falls diese unwillkommen sei, und wünschte ihnen allen gute Gesundheit. Und obwohl er höflich aufgenommen wurde, spürte er die bohrenden Blicke dieser Männer. Ihre Neugier fühlte sich an wie die Spitze eines scharfen Messers, die an seinen intimsten Stellen stocherte. Aber nun bin ich einmal hier, nahm er allen Mut zusammen, und werde auch fragen.
    »Maranatha«, sagte er. Er artikulierte jede der fremden Silben sorgfältig. Und dann fügte er auf lateinisch hinzu: »Ich habe dieses Wort in einer Handschrift gefunden und weiß nicht, was es bedeutet. Es war meine Hoffnung, daß vielleicht einer von Euch mich darüber aufklären könnte.«
    Zu seiner Überraschung erfolgte die Antwort auf französisch, und noch ehe er das Gesicht des Sprechers sah, erkannte er die Stimme.
    » Il veut dire › Venez, mon Dieú ‹« , sagte Guy de Chauliac. »Also etwa: ›Komm, o Gott.‹ Es ist Aramäisch. Ich mußte mir während meiner Studien einiges davon aneignen. Und ich darf sagen, bienvenue à Paris, Kollege. Unsere letzte Begegnung liegt viel zu lange zurück!«

    Guy de Chauliac brauchte nur mit den Fingern zu schnippen und in Alejandros Richtung zu nicken, da waren die beiden gelangweilten Soldaten, offenbar die persönlichen Wachen des französischen Adeligen, schon über ihm. Sie packten ihn von hinten, und obwohl er sich kräftig wehrte, war er den zwei starken Männern nicht gewachsen und schnell überwältigt. Dennoch kämpfte er wie ein Tier, worauf der elegante de Chauliac mit einem angewiderten Blick und einer abfälligen Handbewegung reagierte. Das führte dazu, daß der Jude einen mächtigen Schlag auf den Hinterkopf erhielt, auf Hände und Knie niederfiel und die kostbare Tasche mit seinen Besitztümern ihm entglitt. Rasch griff er danach und versuchte, zwischen den Beinen seiner Häscher hindurchzukriechen, aber er wurde am Rücken seines Hemdes gepackt und erneut niedergeschlagen.
    Dann schleiften ihn die beiden rohen Gallier durch die Straßen, während der fürstliche de Chauliac voranging und in seinen kräftigen Armen alles trug, was Alejandro auf der Welt besaß. Als man ihn wie einen gewöhnlichen Verbrecher durch Pferdemist und über das grobe Kopfsteinpflaster zerrte, teilte sich die Menge, um ihnen Platz zu machen – die Leute von Paris starrten auf ihn herab. Kein Wunder: Er schrie gellend wie ein Verrückter, war blutig von den Schlägen und mit dem verhaßten Kot beschmiert, also kein angenehmer Anblick. Doch seine Wut überstieg noch seine Scham.
    De Chauliac sah vom oberen Ende einer Treppe aus hochnäsig zu, wie Alejandro von seiner rüpelhaften Eskorte deren ganze Länge hinunter in einen feuchten Keller geworfen wurde, wo er auf dem eisigen Boden liegenblieb. Er rang nach Luft und lag da, benommen von dem Sturz und seinem plötzlichen Unglück.
    Nach und nach kam er wieder zu Atem und stützte sich auf die Ellbogen, um sich umzuschauen. Er konnte nur verschwommen sehen, und sein Kopf schmerzte von dem Schlag, aber nach und nach klärte sich sein Blick. Er war dankbar für die Lichtstrahlen, die durch eine schmale Öffnung in der Decke fielen: Die Gefangenschaft, nach der seine Abreise aus Spanien vor zehn Jahren begonnen hatte, war entsetzlich dunkel gewesen. Sein Blick fiel auf ein langes steinernes Rechteck, das mit einem einfachen Kreuz auf dem Deckel bestückt war. Ein Grabgewölbe. Ich bin also in einer Krypta. Nachdem er sich still bei demjenigen entschuldigt hatte, der darin ruhen mochte, packte er eine Kante des Sargs und versuchte aufzustehen; aber zu seiner großen Bestürzung stellte er fest, daß ihm der linke Fuß wegknickte. Vor Schmerz zuckte er zusammen und taumelte. Dann untersuchte er das protestierende Gelenk mit den Händen. Er drückte mit den Fingern daran herum und kam mit großer Erleichterung zu dem Schluß, daß es nicht gebrochen war. Aber es begann anzuschwellen, und Alejandro wußte, daß es gewickelt werden mußte.
    Daher zog er sein Hemd aus und wollte gerade einen Ärmel abreißen, um ihn als Bandage zu verwenden, als sich eine Tür am oberen Ende der Treppe öffnete. Er blickte auf und sah die Umrisse seiner Häscher auf die Treppe herunter und auf ihn zukommen. Hastig zog er sein Hemd wieder an, und gleich darauf wurde

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