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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Wäre er nicht wißbegierig gewesen, warum Carlos Alderón gestorben war, hätte er seinen Leichnam nicht seziert – eine Handlung, die letztlich zu seiner erzwungenen Flucht aus Spanien führte. Hätte er sich nicht neugierig nach einer medizinischen Praxis in Avignon erkundigt, hätte de Chauliac, damals Agent des schlauen und listenreichen Papstes Clemens IV., ihn nicht zwingen können, zum Schutz der Gesundheit der Königsfamilie nach England zu gehen. Und nachdem er einmal dort war, hätte er nicht nach Frankreich fliehen müssen, wenn er die Behauptung einer englischen Hebamme, sie besitze ein Heilmittel gegen die Pest, nicht so gründlich unter die Lupe genommen hätte.
    Aber dann hätte Kate die Seuche nicht überlebt. Und ich auch nicht.
    Und angesichts dieses Ausgangs schienen seine Plagen gerechtfertigt. Er setzte sich auf einen kleinen Schemel und versuchte, seine Gedanken zu sammeln. Während er so dasaß, kamen ihm die Gerüche der Substanzen zu Bewußtsein, durch die man ihn geschleift hatte. Auf einem Tischchen stand ein Krug, daneben lag ein Tuch. Er folgte de Chauliacs Aufforderung und säuberte sich. Dann zog er die frische Kleidung an, die man ihm gegeben hatte, wobei er über alle Ereignisse des Tages nachdachte, vor allem über ihr letztes Gespräch. Und trotz seines Unglücks machte er sich mit einer gewissen Genugtuung klar, daß seine Rede zum erstenmal seit vielen Tagen an jemand anderen als ihn selbst gerichtet gewesen war; zuerst die Priester, dann die Studenten, schließlich sein einstiger Lehrer. Jetzt stellte er fest, daß etwas, was de Chauliac gesagt hatte, ihm im Sinn geblieben war wie eine Rindersehne zwischen zwei Zähnen. Sosehr er auch stocherte und bohrte, es wollte nicht weichen. Etwas über kleine Tiere in der Luft? Das nagte an ihm, und er wußte, er würde es sich zu näherer Untersuchung vorknöpfen müssen.
    Denn trotz seiner fatalen Situation war er wieder einmal neugierig.

KAPITEL 10
    Camp Meir, gab Janie in das Suchprogramm ein. Sie war gespannt, ob die Suche erfolgreich dort hinführte, wo es Antworten gab.
    Als erstes erschien eine Online-Werbebroschüre für die Familien potentieller Besucher. Sie las alle Seiten sorgfältig durch, klickte alle Querverweise an und ging zurück, wenn es notwendig war. Es gab schöne Bilder von einer idyllischen Lage und Fotos vom Inneren der Hütten, deren Sauberkeit und Ordnung gewiß übertrieben waren; man sah keine Spinnweben, keine Insekten und keine nassen Handtücher auf ungemachten Stockbetten. Den Eltern würden diese tadellosen Räume gefallen, aber ihre Kinder würden es besser wissen. Es gab detaillierte Speisekarten der im Lager servierten Mahlzeiten, gefolgt von strahlenden Kommentaren der Leiter und Erzieher. Gesund aussehende Berater in einheitlich israelisch blauen T-Shirts und Khaki-Shorts lächelten mit verschränkten Armen auf einem Gruppenfoto. Und es gab Bilder von vergnügten, gesunden Jungen mit sauberen Gesichtern und goldener Sonnenbräune ohne ein einziges zerrissenes Kleidungsstück. Lauter glückliche Bewohner eines Ferienparadieses.
    Auf der zweiten Internet-Seite stand Camp Meir weit oben auf einer alphabetischen Liste von Sommerlagern, in denen Hebräisch unterrichtet wurde, und es gab einen Verweis auf die Broschüre, die sie gerade betrachtet hatte. Die dritte Seite präsentierte eine Aufzählung der Sommerlager im Staate New York, also blätterte sie weiter.
    Die letzte Adresse war weit interessanter – es war die persönliche Homepage eines vierzehn Jahre alten Jungen, der unter anderem auch das Camp Meir besucht hatte. Er wollte mit anderen ehemaligen Kumpels korrespondieren. Auf der Homepage befand sich ein Foto des Jungen, wie er aus seinem Rollstuhl lächelte.
    Janie versah sie mit einer Bookmark, druckte sie aus und steckte sie in ihre Handtasche.
    Mrs. Prives saß noch immer am Bett ihres Sohnes und trug die gleichen, zerknittert aussehenden Sachen, die Janie bei jedem Besuch an ihr bemerkte. Sie fragte sich, ob die arme Frau das Zimmer nur verließ, um ins Bad zu gehen, oder ob sie jemanden hatte – Freunde, Familie, Nachbarn –, der ihr von zu Hause frische Kleidung brachte. Wenn nicht, entschied Janie, würde sie sich selbst erbieten, ihr etwas zum Anziehen zu beschaffen.
    Sie wollte Mrs. Prives gerade begrüßen und ihr Angebot aussprechen, als die Frau sich umdrehte – Janie war überrascht von der dramatischen Veränderung ihres Gesichtsausdrucks. »Sein Zustand hat sich

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