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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Hand von Eurem Mund, wenn Ihr jedoch schreit, wird Euch das leid tun. Zweifelt nicht daran!«
    Benommen drückte Kate dem Mädchen die Spitze ihrer Waffe in den Rücken. Im folgenden übernahm Karle das Messer und hielt dem Mädchen beide Hände auf dem Rücken zusammen. Dann schob er sie vorwärts. »Zeigt uns den Weg«, befahl er.
    Über eine enge, dunkle Treppe führte sie sie in die von Öllampen erhellte maison. Sie folgten ihr zum Salon, und als sie über die Schwelle traten, standen sie im Rücken eines Mannes vor einem Schreibpult. Er beugte sich über irgendein Pergament und las beim Licht mehrerer Kerzen.
    » Monsieur le Provoste « , sagte das Mädchen schüchtern.
    » Oui « , antwortete Marcel abwesend.
    »Hier sind, eh, Gäste, die Euch zu sehen wünschen.«
    Etienne Marcel drehte langsam den Kopf, und als er sah, daß seine Magd festgehalten wurde, stand er abrupt auf. Er baute sich vor den Eintretenden auf und legte eine Hand an das Schwert in seinem Gürtel. »Laßt sie los«, donnerte er. »Nur ein Feigling versteckt sich hinter einem Weib!«
    »Ich bin kein Feigling, Monsieur, sondern ein Mann, der Euch wohlgesonnen ist. Aber ich wußte nicht, wie Ihr mich empfangen würdet, und so hielt ich es für geraten, den Einlaß zu erzwingen. Niemand wird zu Schaden kommen.« Er ließ die Hände des Mädchens los, und ängstlich eilte sie in die sicheren Arme ihres Arbeitgebers.
    Karle spreizte die Hände und hielt das Messer von sich. Er winkte Kate heran, sie griff nach der kleinen Waffe und schob sie wieder in ihren Strumpf.
    »Ich nehme an, Ihr seid Marcel«, leitete Karle über.
    Etienne Marcel, noch immer bereit, sein Schwert zu ziehen, nickte streng. »Und Ihr, Monsieur? «
    »Ich bin Guillaume Karle.«
    Marcel nahm die Hand vom Schwertgriff und s treckte sie eilig zum Gruß aus. » Mon Dieu! « Er schwenkte Karles Arm auf und ab.
    »Ihr seid die letzte Person, die ich hier erwartet hätte!« Er wandte sich an die verwirrte Magd. »Steh nicht herum, bring Wein, und das reichlich!« Sie rannte gehorsam davon.
    Marcel wies auf Stühle und sagte: »Endlich! Diese Begegnung hat Gott beschlossen!«

    Wie sollte Alejandro jene Zeiten beschreiben, selbst einer Persönlichkeit mit der scharfen Intelligenz eines de Chauliac? All die Dinge, die er gesehen hatte, die Orte, an denen er gewesen war; die Hölle auf Erden – oder könnte es der Himmel gewesen sein? Irgendeine seltsame Mischung von beidem in einem Leben, das er nie für möglich gehalten hätte …
    Da er Alejandros Widerstreben spürte, drängte de Chauliac ihn mit einer Frage, auf die er bestimmt eine Antwort erhielte. »Warum habt Ihr es riskiert, das Kind mitzunehmen?«
    Das riß Alejandro aus seiner Melancholie. »Weil sie selbst und ihre Amme mich darum baten. Beide fürchteten Isabellas Zorn, und das mit gutem Grund, glaube ich.« Er sah seinem Kerkermeister in die Augen. »Ihr hattet recht, mich vor ihr zu warnen. Ich hätte wachsamer sein sollen.«
    De Chauliac stieß ein zynisches Kichern aus. »Auch Adam durchschaute die Schlange nicht.«
    Darauf reagierte Alejandro mit einem schiefen Lächeln – aber das schwand schnell, als er seine Erzählung fortsetzte: »Nachdem wir England verlassen hatten, waren wir eine Zeitlang ständig unterwegs; und überall, wo ich hinschaute, gab es englische Soldaten. Ich weiß, sie hatten viele Gründe, sich in Frankreich aufzuhalten; aber ich konnte mich des Gefühls nicht erwehren, sie warteten nur auf mich. Ich durfte Kate – das Mädchen – nicht sprechen lassen, denn sonst hätte sie sich verraten. Sie war ein sehr redseliges Kind und ganz reizend – es machte mir viel Kummer, sie ständig still zu halten.«
    »Ihr habt sie also recht gern.«
    Alejandro seufzte. »Wie meine wahre Tochter! Ich werde meinen Geist wohl nicht durch ein eigenes Kind weitergeben können, also ist sie mein kostbarstes Gut.«
    Unter dem Einfluß des Weines war de Chauliac wesentlich weniger bissig und beinahe mitfühlend. »Aber Ihr seid nach wie vor rüstig«, bemerkte er, »jedenfalls jünger als ich, und wenn wir diese schreckliche Zeit überleben, werden wir gewiß noch Gelegenheit haben, uns fortzupflanzen. Es mangelt in Paris nicht an schwangeren Leibern, obwohl Gott allein weiß, wie viele davonkommen werden. Aber das Leben geht weiter, Arzt, so ist es immer gewesen und wird es nach dem Willen des Allmächtigen auch bleiben. Leider sind viele der Ansicht, die Juden sollten ein für alle Male untergehen – die ich

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