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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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springen und diesem arroganten Schurken, der ihn gefangenhielt, die Kehle durchzuschneiden.
    Doch er wollte seinen Häscher nicht alarmieren und legte das Messer wieder hin; seine Hand ließ er aber dicht daneben ruhen, während ihm der wilde Gedanke durch den Kopf schoß, sich von de Chauliac zu befreien. Es würde nur einen Moment dauern. Aber die Wachen würden ihn sofort ergreifen. Er konnte durch eine solche Tat nichts gewinnen.
    Außerdem wäre sie wie das Verhalten eines Tieres. Im Gegensatz zu dem niederträchtigen Bischof in Spanien besaß der Franzose de Chauliac einen Intellekt, der es wert war, erhalten zu bleiben. Und ich habe all das Sterben so unendlich satt, gestand er sich ein. Es muß einen anderen Weg geben.
    Also faltete er die Hände und seufzte. »Meine Reisen sind eine lange und traurige Geschichte«, begann er. »Sie werden Euch miserabel unterhalten.«
    Aber de Chauliac lächelte nachsichtig. »Das glaube ich nicht. Es sei denn, Ihr hättet Euch verändert seit unserer letzten Begegnung. Aber ich sehe Anzeichen dafür, daß Ihr einige Eigenheiten bewahrt habt. Ihr seid immer noch ein Mann, der forscht. Wozu sonst würdet Ihr ein Manuskript bei Euch tragen wie dasjenige, als ich Euch ›fand‹?«
    Das Gesicht des Juden zeigte Unruhe und Bestürzung, da er seinen Schatz kurz vergessen hatte.
    »Seid unbesorgt«, beruhigte de Chauliac ihn. »Ihr müßt wissen, daß gerade ich großen Respekt vor einem solchen Gegenstand habe. Ich werde ihn mit Sorgfalt behandeln.«
    Alejandro entspannte sich ein wenig.
    »Beginnt nach Canterbury«, forderte der Graf ihn auf. »Was davor geschah, ist mir bekannt. Wärt Ihr an einem Hof auf dem Festland gewesen, so hättet Ihr viele Troubadoure von Euren Taten singen hören. Ihr seid zu so etwas wie einer Legende geworden – nun ja …«

    Karle wartete, bis es völlig dunkel war und alle Bürger von Paris, zumindest die, die etwas zu essen hatten, beim Abendbrot saßen.
    »Selbst in so schlimmen Zeiten wie unseren werden die, die durch die Straßen patrouillieren, eine Pause machen und irgendeine Kleinigkeit z u sich nehmen«, sagte er zu Kate. »Paris hat noch immer ein wenig von seiner Kultur bewahrt.«
    Dennoch war er nicht so töricht, direkt das Haupttor des Säulenbaus anzusteuern, in dem Marcel seit seinem Amtsantritt als Stadtoberhaupt wohnte. Man mußte Schwierigkeiten ja nicht unbedingt herausfordern. Statt dessen näherten sie sich der Hintertür neben der Küche und schauten durchs Fenster. Sie sahen eine Magd am heißen Herd stehen, wo sie eifrig in einem eisernen Topf rührte.
    Vorsichtig klopften sie an die Scheibe. Die Magd wandte den Kopf nicht zum Fenster, sondern zur Tür. Ein erwartungsvoller Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht.
    »Sie muß einen Liebsten haben«, flüsterte er Kate zu. »Ich glaube, wir sind eben auf ihr geheimes Zeichen gestoßen.«
    Durch einen glücklichen Zufall waren sie das tatsächlich, denn das junge Mädchen wischte sich rasch die Hände an der Schürze ab und glättete ihr Haar.
    »Haltet Euer Messer bereit«, brachte Karle zwischen den Zähnen hervor.
    »Karle!« flüsterte Kate entsetzt. »Sie ist noch ein Mädchen, sicher nicht einmal so alt wie ich …«
    »Ihr sollt ihr keinen Schaden zufügen«, erläuterte er, »sondern nur ein bißchen Angst einflößen. Ich kann ihr nicht mit dem Messer drohen und gleichzeitig mit ihr verhandeln. Denn nur sie kann uns zu Marcel führen.«
    »Ihr kennt diesen Marcel gar nicht?«
    »Ich bin dem Mann nie begegnet. Aber wir sind Brüder im Geiste der Revolte.«
    Bevor Kate noch ein weiteres Wort äußern konnte, eilte das Mädchen schon zur Küchentür. Sie öffnete sie, schaute noch einmal zurück, trat dann rasch ins Freie und erwartete eine Umarmung.
    Ehe sie wußte, wie ihr geschah, hatte Karle sie ergriffen und ihr eine Hand auf den Mund gelegt. »Das Messer!« zischte er, Kate zog es aus ihrem Strumpf und hielt es dem Mädchen nervös unter die Nase. Die Augen des Mädchens weiteten sich vor Entsetzen; aber Kate fragte sich unwillkürlich, ob sie nicht merkte, wie sehr ihre Bedroherin zitterte.
    »Ist Marcel in der maison? « flüsterte Karle rauh.
    Das großäugige Mädchen nickte bejahend, da Karle ihr noch immer den Mund zuhielt.
    Er sprach schnell und drängend. »Dann werdet Ihr uns zu ihm bringen. Ich will hier niemandem Schaden zufügen; aber außerhalb dieses Haushalts darf mich keiner sehen, und notfalls werde ich mich zu wehren wissen. Ich nehme jetzt meine

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