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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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hat sie in meine Obhut gegeben.«
    Kate erschrak. Würde Karle sie jetzt in seiner Trunkenheit verraten, nachdem er sie noch vor wenigen Augenblicken beschützt hatte?
    Aber Marcel brach in Gelächter aus. Seine Faust schlug auf den Tisch, und er lallte: » Mais oui, natürlich, aber der Wein hat meinen Blick verschleiert, und ich habe sie irrtümlich für das Ergebnis der Bemühungen einer Hebamme gehalten. Sie sieht eigentlich wie ein Kind aus: frisch und rosa und rundlich wie ein Hosenmatz, nicht wahr?«
    Kates Wangen brannten vor Scham und Empörung. Wie konnten diese Trunkenbolde ihre Fertigkeiten so leichthin abtun und von ihr reden, als wäre sie ein kleines Dummchen? Finster starrte sie die beiden an. Karle bemerkte es nicht, denn er begann zu schielen.
    Dann lachte Marcel und sagte: »Jetzt wird es Zeit, daß dieser betrunkene Narr sich auf sein Lager zurückzieht.« Er versuchte halbherzig, sich zu erheben, fiel aber wieder auf seinen Stuhl zurück. Langsam sank sein Kopf nach vorn, und er legte ihn auf den Arm. Seine Lider schlossen sich flatternd, und nach wenigen Sekunden schnarchte er selig.
    Die Magd räumte leise die Becher ab und kehrte mit zwei brennenden Kerzen zurück. Mißbilligend starrte sie die Trunkenbolde an und schüttelte angewidert den Kopf. »Folgt mir«, forderte sie Kate auf. »Nehmt Euren Monsieur mit.«
    »Er ist nicht mein Monsieur«, berichtigte Kate, während sie von seinem Schoß und aus seiner Umarmung schlüpfte. Mit ziemlicher Mühe brachte sie den schwankenden Karle auf die Beine. »Und im Augenblick ist er sowieso nur ein Mehlsack und genauso hilfreich.«
    »Ich bin niemandes Mehlsack«, beschwerte er sich weinerlich.
    »Und schon gar nicht meiner«, ergänzte Kate. Sie stützte ihn mit einer Schulter und versuchte, den Gerüchen seines ungewaschenen Körpers und des starken Rotweins auszuweichen. Marie führte sie eine schmale Treppe hinauf.
    Oben betraten sie eine winzige Kammer, in der unter dem Fenster ein Haufen Stroh aufgeschüttet war. In einer Ecke stand ein Nachttopf. Die Kammer bot kaum genug Platz für eine Person zum Stehen. Als das Mädchen Kates bestürzten Blick sah, sagte sie:
    »Etwas anderes gibt es nicht. Nur noch das Zimmer des Herrn.«
    Das dieser heute nacht vermutlich nicht benützen wird, wenn man ihn nicht hinträgt. Und dazu war das Mädchen zu klein. Also schläft in seinem großen Bett nur eine Dienerin, während ich mich neben diesen Saufaus quetschen muß.
    »Bitte helft mir, ihn hinzulegen«, bat sie, und zusammen gelang es den beiden jungen Frauen irgendwie, Guillaume Karles beeindruckende Gestalt der Länge nach auf das Stroh zu betten. Kate stieg über ihn hinweg und riß die Läden des kleinen Gucklochs auf.
    »Könnt Ihr mir eine Schüssel Wasser und ein Tuch bringen, bitte? Ich werde mich nicht neben diesen Hund legen, ohne ihn vorher zu säubern – sonst wache ich gewiß morgen mit Flöhen auf.«
    Marie kam ein paar Minuten später mit den gewünschten Gegenständen zurück. Dann knickste sie und ging rückwärts aus der Kammer, ein ironisches Lächeln auf den Lippen. » Bonne chance, Mademoiselle! «
    Allein mit ihrem recht ramponierten Helden, bemühte sich Kate, ihm seine Kleider auszuziehen. Sie hob seine Arme und Beine, zerrte und zog verbissen an jedem Stück. Kaum gelang es ihr mit den Stiefeln, denn das Leder war alt und hatte sich der Form seiner Beine angepaßt. Sie stand an einem Ende des Lagers und mühte sich ächzend, bis sie seine Füße befreit hatte, die nach der langen Reise wund und voller Blasen sein mußten. Ihre eigenen waren das jedenfalls – aber ihre Schuhe saßen auch nicht so gut wie Karles. Seine Beinkleider mußten aufgeschnürt werden, und als sie die Schnüre aus den Löchern zog, versuchte Karle in seiner Trunkenheit, sich wegzurollen. Sie war also gezwungen, ihn mit einer Hand niederzuhalten, während die andere arbeitete. Sein Haar verfing sich in einigen Fasern seines Hemdes, als sie es ihm über den Kopf zog – es müßte dringend geflickt werden, wenn er es noch länger tragen wollte. Seine Sachen waren schmutzig und rochen ranzig, deswegen verstaute sie alles in einer Ecke unter dem Fenster. Er lag auf dem Stroh, nackt und hilflos – all die guten Dienste entgingen ihm, die ihm eine junge Frau leisten könnte …
    Sie betrachtete ihn im Schein der Kerze, bewunderte scheu seinen stattlichen Körper, und ihre Wangen röteten sich. Die Nacht schien plötzlich unerklärlich warm geworden, also

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