Beobachte mich!
Ganze mit rotem Velour s teppich beklebt werden.“
„Ah, jetzt weiß ich’s: das wird ein Laufsteg, ne?“
„Sie haben es gut erkannt.“ Kristian grinste und hatte seine Vorfreude.
„Bingo!“ Der Meister lachte lauthals, dass sein Bie r bauch wackelte. „Wer läuft darauf, haben Sie geile Mädels ang e heuert?“
„Männer werden darauf laufen. Wenn Sie gut bestückt sind, dürfen Sie das auch“, sagte Kristian scherzhaft, denn so , wie der Typ vom Bau aussah, hatte er keine Chance. Kristian hatte mit Jana eine Schwanzparade g e plant und wahrscheinlich würde es das Ereignis des Abends werden. Bereits im Vorfeld hatten sie per Inserat im I n ternet zehn gut bestückte Männer gefunden. Aus dem Kreis der Bekan n ten kamen nur der Paketmann und der blonde Bauarbeiter in Frage. Sie alle kamen vor ein i gen Tagen in die engere Wahl, sodass am Ende nur noch vier übrig blieben. Das sollte reichen, um den Contest durc h zuziehen. Schon beim Vorstellen merkte man den Kandidaten an, welche große Rivalität sie gegen ihre schwanztragende Konkurrenz hegten. Darum wollte Kristian keine große Anzahl an Bewe r bern in der Villa haben und schließlich würde es auch noch andere Erei g nisse zur Eröffnung g e ben. Das dürfte ein spannendes Event werden.
„Ach du Scheiße! Nee, mein kleiner Schniedel taugt da nicht, aber fragen Sie mal meinen Kumpel.“ Der Bauleiter deutete mit dem Kopf nach oben, denn der Blonde arbeitete dort unter dem Dach. „Ich brauch jetzt erst mal ein Bier zur Beruhigung, tss, ne Schwanzparade. Scheiße, Mann!“ Er schüttelte den Kopf.
Kurze Zeit später war der Catwalk aufgebaut, mit Te p pich beklebt und standfest montiert worden. Kristian bat den blonden Kumpel, eine bewegliche Spotbeleuchtung über dem Laufsteg anzubringen, damit jeder gut sehen konnte, was sich da abspielen würde. Der Blonde brachte den neuesten und modernsten Hit mit. Einen mit Bew e gungsmelder und Sensoren versehenen Scheinwerfer, der sich selbsttätig mit dem Objekt bewegte. Wenn also j e mand auf dem Catwalk lief, folgte der Scheinwerfer der sich bewegenden Person, ohne dass ihn jemand bedienen musste.
„Das ist ja unglaublich“, staunte Kristian.
„Die Technik macht es möglich.“
Einen Tag vor der Eröffnung holte Jana die zwei Pakete mit den Lichternetzen, die sie im Baumarkt gekauft hatte. Der Garten war inzwischen tip p top p aufgeräumt, g e pflegt und wunderbar hergerichtet. Die Bepflanzung war neu, ringsherum war ein hoher Sichtschutzzaun aufg e stellt worden und der Rasen begann in sattem Grün zu sprießen. Es war April, die Temperaturen stiegen an und irgendwie regten sich überall Frühlingsgefühle. Frühmo r gens zwitscherten die Vögel und es war ang e nehm warm. Das wilde Maisfeld war beseitigt worden, dafür stand dort jetzt eine kleine Pop p hütte, die gemütlich eingerichtet war. Nur die Trauerweide war stehen g e blieben. Sie bot einen wunderbaren Anblick und die feinen, herunterhä n genden Äste waren so dicht, dass es in ihrem Inneren aussah wie in einem runden, großen Zelt mit grün bl ü henden Bambuswänden. In der Mitte war der glatte Stamm, dessen Wurzeln nicht zu sehen waren. Der B o den war ebenmäßig. Jana hatte eine Idee, die sie heute umsetzen wollte. Sie ging ins Dachgeschoss, in dem der blonde Handwerker noch zugange war und holte sich Hilfe. Für ihr Vorhaben brauchte sie einen kräftigen Mann.
„Können Sie mir helfen?“
„Jo, min Deern“, sagte er in nordischem Akzent. Jana hatte ihn zum ersten Mal reden hören. „Wat darf ’s denn sein?“
„Ein Lichternetz muss angebracht werden draußen im Garten.“
„Jo“, wiederholte er wortkarg und machte sich mit ihr auf den Weg hinunter zum Garten.
„Wie heißen Sie eigentlich?“
„Piet.“
„Ich bin Jana.“
„Weiß ich doch.“ Sie reichten sich die Hände.
Jana packte die beiden Pakete aus. Weil das Lichternetz nur eine Größe von vier mal sechs Metern hatte und nicht ausreichte, um den gesamten Baum zu zieren, hatte sie gleich zwei davon besorgt. Der blonde Nordmann holte eine große Leiter und stellte sie neben dem Baum auf. D a durch, dass die Trauerweide keine in die Höhe ragenden Äste besaß, war es einfach, die beiden Lichte r netze so anzubringen, dass sie sich an das Geäst schmie g ten. Zu be i den Seiten fiel das Netz herunter, oben wurde es befestigt. Das Kabel führte Piet am Stamm entlang und versteckte es im Boden, bis er an den nächsten Stromanschluss gelangte. Probeweise
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