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Beobachter

Beobachter

Titel: Beobachter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Link
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abgeführt würde.
    »Wer ist da?«, fragte er. Seine Stimme klang dünn und zittrig.
    »John Burton. Ich bin ein Freund von Gillian Ward. Können Sie mich hereinlassen?«
    Ein Freund von Gillian? Woher, zum Teufel, wusste Gillian, wo er war?
    Vollkommen verwirrt schloss Samson die Tür auf. Der Mann, der vor ihm stand, kam ihm vage bekannt vor, aber er konnte ihn nicht sofort einordnen.
    »Darf ich reinkommen?«, fragte John.
    Samson nickte und trat zur Seite. Er schloss die Tür hastig wieder und fragte: »Wer sind Sie?«
    »Mein Gott, ist das kalt hier«, sagte John. Vorsichtshalber behielt er seine dicke Winterjacke an. Samson fiel in dieser Sekunde ein, wo er ihn schon einmal gesehen hatte: im Halfway House . Zusammen mit Gillian.
    »Sie sind ein Freund von Gillian«, sagte er ziemlich lahm.
    »Ja, wie ich ja gerade schon erwähnte«, bestätigte John. Unaufgefordert setzte er sich in den Sessel. »Sie wundern sich bestimmt, woher ich Ihren Aufenthaltsort kenne. Ich habe mit Ihrer Schwägerin gesprochen. Sie verwies mich an Ihren Freund. Diesen Polen. Bei dem auch die Polizei schon war.«
    Millie natürlich. War wahrscheinlich zerflossen wie Butter in der Sonne, als der attraktive Burton plötzlich vor ihr stand. Und hatte sich förmlich überschlagen, ihm mit Rat und Tat behilflich zu sein.
    »Ihr Freund hat mir dann diese Adresse genannt.«
    Na großartig! Bartek schickte jeden vorbei, der nach ihm fragte! Warum setzte er die Adresse nicht gleich in die Zeitung?
    »An Ihrer Stelle«, fuhr John fort, »würde ich hier möglichst schnell verschwinden. Dieser Bartek vergeht vor Angst, er könnte in etwas hineingezogen werden, was ihm die Abschiebung bringt, und seine Verlobte ist geradezu hysterisch. Dem nächsten Polizeibeamten, der bei ihnen vorbeischaut, erzählen die beiden alles, darauf würde ich wetten.«
    »Ich weiß nicht, wohin«, flüsterte Samson.
    John musterte ihn aufmerksam. »Sie sind in einer schwierigen Situation. Sie haben nicht zufällig für den Zeitpunkt des Mordes an Thomas Ward ein hieb- und stichfestes Alibi?«
    »Wann war denn genau die Tatzeit?«
    »Zwischen sieben Uhr und halb acht abends. Am 29. Dezember.«
    Samson schüttelte hilflos den Kopf. »Ich war gegen neun Uhr wieder zu Hause. Aber selbst das hat, glaube ich, niemand gemerkt. Meine Schwägerin hatte Dienst und war nicht daheim, und mein Bruder schlief schon.«
    »Wo waren Sie bis neun Uhr?«
    Wahrscheinlich ist es egal, wenn er es erfährt, dachte Samson, vermutlich ist sowieso alles in meinem Leben egal.
    »Ich bin hinter Gillian Ward hergefahren. Ich sah sie am frühen Nachmittag von daheim mit dem Auto aufbrechen. Ich saß auch gerade in meinem Auto. Fuhr so ein bisschen herum …«
    Und hast Leute beobachtet, ergänzte John im Stillen. Segal war wirklich ein komischer Vogel.
    »Sie sind also hinter Gillian hergefahren?«, fragte er. »Warum?«
    Das eben war so schwierig zu erklären. Er verstand es vielleicht selbst nicht einmal wirklich. Jedenfalls konnte er es nicht rational erklären. Auf einer Ebene diffuser, nicht wirklich steuerbarer Gefühle wusste er, was mit ihm los war, aber wie sollte er das in Worte fassen?
    »Ich wollte sie nie bedrängen«, begann er. »Ich habe sie auch nie bedrängt. Ich wollte nur … ich wollte an ihrem Leben teilnehmen. Nein, nicht teilnehmen. Aber etwas von ihrem Leben mitbekommen. Innerlich teilnehmen. Ja, das vielleicht. Nur innerlich teilnehmen.« Er hielt inne und sah John unglücklich an. »Ich kann das einfach nicht erklären.«
    »Ich denke schon, dass ich verstehe, was Sie meinen«, sagte John. »Unglücklicherweise klingt das alles ein wenig … neurotisch. Besessen sogar.« Er machte eine Pause. »Mr. Segal, es geht leider inzwischen um mehr als den Mord an Thomas Ward. Sie haben sicher in der Zeitung von den Verbrechen an zwei alleinstehenden Frauen gelesen? In Hackney und in Tunbridge Wells?«
    »Ja.«
    »Das Problem ist … die Waffe, mit der Thomas Ward erschossen wurde, ist dieselbe, die auch in den beiden anderen Fällen eingesetzt wurde. Verstehen Sie, was das bedeutet?«
    In Samsons ungläubig dreinblickenden Augen dämmerte Begreifen. »Es war derselbe Täter? In allen drei Fällen?«
    »Davon muss die Polizei ausgehen.«
    »Und das soll ich gewesen sein?« Samson sah John entsetzt an. »Ich s…soll drei Menschen erschossen haben?«
    John schüttelte den Kopf. »So direkt würde das im Moment noch niemand sagen. Vieles bleibt da recht ungereimt. Aber ich weiß, dass

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