Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beobachter

Beobachter

Titel: Beobachter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Link
Vom Netzwerk:
Wiedergabetaste des Anrufbeantworters. Es war nur eine einzige Mitteilung gespeichert.
    Die Stimme, die durch den Raum klang, kannten sie beide nicht.
    »Ja, also … hallo, hier spricht Samson Segal. Ich bin … ich wohne nur ein paar Häuser weiter. Am Ende der Straße. Mein Bruder war mal Klient bei Ihnen. Ich … also, ich wollte sagen, Ihre Tochter ist bei mir. Weil sie nämlich nicht reinkam zu Hause, und sie war ziemlich verzweifelt, und da habe ich … sie mitgenommen. Sie können sie ja gern abholen.« Er machte eine längere Pause. Es war deutlich, dass er zu den Menschen gehörte, die nicht gerne auf derartige Geräte sprachen. »Also … dann auf Wiedersehen.« Wieder eine Pause. Gestresstes Atmen.
    Dann legte er auf.
    »Was?«, fragte Tom fassungslos.
    Gillian, die in ihrer Eile, ins Bad zu kommen, innegehalten hatte, wandte sich um. »Das gibt es doch nicht! Sie sollte doch bei Darcy übernachten!«
    »Wieso geht sie mit einem wildfremden Mannnach Hause?«, rief Tom erschrocken und wütend. »Wieso warst du nicht da?«
    »Und wieso warst du nicht da?«, schrie Gillian.
    »Ich war im Tennisclub. Ich hatte vorher gesagt, dass es spät wird!«
    »Bei dir wird es immer spät! Wenn es danach ginge, könnte ich überhaupt nie mehr weg, weil ich hier ständig die Stellung halten muss. Du wohnst doch hier praktisch schon nicht mehr!«
    »Glaubst du, dass jetzt der richtige Moment ist, sich darüber auseinanderzusetzen?«, fauchte Tom.
    Gillian drängte kurz entschlossen an ihm vorbei zur Garderobe und nahm ihren Mantel. »Ich hole jetzt mein Kind ab!«
    »Ich komme mit«, sagte Tom.
    Wenige Minuten später klingelten sie an der Haustür der Familie Segal. Es dauerte nur Sekunden, bis ihnen geöffnet wurde.
    Samson Segal stand vor ihnen.
    »Ich … ich dachte mir, dass Sie es … sind«, stotterte er.
    Tom schob sich sofort an ihm vorbei in den Hausflur. »Wo ist unsere Tochter?«
    »S…sie ist eingeschlafen. V…vor dem Fernseher«, erläuterte Samson.
    Ohne eine Aufforderung abzuwarten, ging Tom in Richtung der Stimmen, die nach einem laufenden Fernsehapparat klangen. Gillian lächelte Samson entschuldigend an und folgte ihrem Mann dann.
    Im Wohnzimmer lief tatsächlich der Fernseher. Davor lag Becky auf einem Sofa und schlief. Auf dem Sessel daneben saß Gavin Segal und folgte gebannt der Dokumentation, die über den Bildschirm flimmerte. Eine Frau saß am Esstisch und lackierte sich die Fingernägel.
    Gavin erhob sich sofort.
    »Mr. Ward …«
    »Wie kommt Becky hierher?«, fragte Tom scharf.
    »Tom …«, sagte Gillian beschwichtigend.
    »Mein Bruder kam wohl heute Abend zufällig an Ihrem Haus vorbei, als sie dort stand, klingelte und bereits völlig in Tränen aufgelöst war«, erklärte Gavin. »Sie kam von einer Freundin, wenn ich das richtig verstanden habe, und niemand war zu Hause. Er wollte sie nicht da einfach im Schnee stehen lassen und nahm sie deshalb mit zu uns.«
    »Ich habe ihm aber gleich gesagt, er muss bei Ihnen eine Nachricht hinterlassen«, sagte die Frau.
    Becky schlug die Augen auf, sah ihre Eltern erstaunt an, sprang dann auf und stieß einen Jubelschrei aus. »Dad!« Sie warf sich in seine Arme.
    »Das war sehr nett von Ihnen, Mr. Segal«, sagte Gillian zu Samson, der schüchtern hinter ihr stehen geblieben war. »Meine Tochter sollte eigentlich bei ihrer Freundin übernachten. Sonst wäre natürlich einer von uns daheim gewesen.«
    »Ich habe mich total mit Darcy zerstritten«, erklärte Becky, »und deshalb wollte ich dort nicht bleiben.«
    »Weiß Darcys Mutter, dass du nach Hause gegangen bist?«, fragte Gillian.
    »Ja. Ich habe es ihr gesagt.«
    »Und da vergewissert sie sich nicht, dass wir auch daheim sind?«, fragte Tom entgeistert.
    »Sie hat fünfzehn Kinder da, die alle bei ihr übernachten«, gab Gillian zu bedenken. »Vermutlich weiß sie kaum mehr, wo ihr der Kopf steht!«
    »Trotzdem, es geht nicht, dass …«
    Sie wünschte, Tom würde endlich aufhören, auf alles und jeden zu schimpfen. Sie fühlte sich ohnedies schlecht genug.
    Meine Tochter kommt daheim nicht rein, weil ich mit meinem Liebhaber im Bett liege.
    Und es stimmte: Im Unterschied zu Tom hatte sie ihre Abwesenheit nicht angekündigt. Becky war sicher gewesen, ihre Mutter zu Hause anzutreffen.
    Es hätte auch ein gefährlicher Mensch vorbeikommen und sie mitnehmen können …
    »Ich habe mich gern um Becky gekümmert«, sagte Samson. »Ich … W…wissen Sie, ich mag Kinder.«
    »Ja, vielen Dank«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher