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Beobachter

Beobachter

Titel: Beobachter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Link
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durch die Wohnungstür, hinter der Musik, Gelächter und Gläserklirren mit unverminderter Intensität weitergingen. »Samson, ich habe Gäste. Ich muss da jetzt wieder rein. Wir telefonieren morgen, ja?«
    »Du hilfst mir?«
    »Klar«, sagte Bartek, aber Samson hatte den Eindruck, dass er ihm in diesem Moment alles zugesagt hätte. Er wollte nichts so sehr, wie diese unerquickliche Situation zu beenden.
    »Bartek«, sagte Samson flehentlich, »bitte, du musst mir glauben: Ich habe mit all dem nichts zu tun. Ich habe Mr. Ward nicht umgebracht. Ich könnte nie jemanden umbringen. Nicht einmal angreifen oder verletzen. Ich bin unschuldig.«
    »Natürlich glaube ich dir das«, sagte Bartek beruhigend. Er hörte sich an wie ein Arzt, der mit einem nicht zurechnungsfähigen Patienten spricht.
    Samson schloss für eine Sekunde erschöpft die Augen. »Ich habe es wirklich nicht getan.«
    »Bis morgen«, sagte Bartek und verschwand in der Wohnung. Er schloss die Tür mit einigem Nachdruck.
    Samson wandte sich zum Gehen. Seine Füße hingen wie Bleigewichte an seinen Beinen. Gavin hatte ihm am Mittag geraten, selbst zur Polizei zu gehen. »Du machst es nur schlimmer, wenn du wegläufst. Wenn du nichts getan hast, dann wirst du das denen schon klarmachen können. Verstecken bringt nichts. Irgendwann kriegen sie dich und du stehst richtig blöd da!«
    Sicher hatte Gavin recht, und trotzdem … Er hatte die Nerven nicht. Er hatte Angst. Er hatte riesige Angst, und er konnte nur seinem ersten Instinkt folgen, der ihm riet, sich in Sicherheit zu bringen.
    Aber wo fand er Sicherheit?
    Langsam schlich er die Treppe hinunter. Elf Uhr. Noch eine Stunde, dann begann das neue Jahr.
    Für ihn hielt es von seiner ersten Sekunde an nichts als einen Albtraum bereit.

FREITAG, 1. JANUAR 2010
    1
    Detective Inspector Peter Fielder wusste, dass er seiner Frau ein Höchstmaß an Toleranz abverlangte, aber der Fall um die grausame Mordserie hatte ausgerechnet am 31. Dezember eine brisante Wendung genommen, sodass es für ihn ausgeschlossen war, den ersten Januar, dem dann auch noch ein Wochenende folgen würde, daheim am Kamin zu verbringen. Auch wenn das seiner Ehe zuträglicher gewesen wäre.
    Daher hatte er für den Vormittag eine Sonderkonferenz im Yard anberaumt, hatte mit einem erheblichen Aufwand an Zeit und Mühe sein völlig zugeeistes Auto freigekratzt und war durch einen bitterkalten, dunklen Morgen zu seinem Büro gefahren. Er war müde, weil er in der Nacht mit seiner Frau und einem befreundeten Ehepaar in das neue Jahr hineingefeiert hatte, aber er wusste, dass ihm Christy einen Kaffee kochen würde, der ihm seine Lebensgeister zurückbrachte. Er kannte niemanden, der einen so perfekten Kaffee machte wie Detective Sergeant McMarrow. Abgesehen davon gehörte sie zu seinen intelligentesten und scharfsinnigsten Mitarbeitern. Peter Fielder wusste, dass Christy ihm gefährlich werden konnte. Er selbst war in diesen Dingen schüchtern und würde von sich aus nie einen Schritt auf sie zugehen, das war ihm klar. Aber es konnte heikel werden, falls sie sich je von sich aus auf ihn zubewegte.
    Die Konferenz hatte sich als mühsam erwiesen, da alle übernächtigt, verkatert und nicht sonderlich motiviert waren. Eine Beamtin, Detective Constable Kate Linville, hatte die Bemerkung in die Runde geworfen, man habe doch jetzt den Täter, man müsse ihn nur noch finden und festnehmen.
    »Ach ja?«, hatte Fielder gefragt. »Und wer ist der Täter?«
    Die junge Frau hatte verunsichert um sich geblickt. »Samson Segal. Ich denke, dass …«
    »Ich denke, dass wir da vorsichtig sein sollten«, hatte Fielder sie unterbrochen. »Ich gebe zu, dass man, wenn man Segals Aufzeichnungen liest, zu dem Schluss kommen muss, dass er eine Schraube locker hat. Aber zunächst nicht mehr und nicht weniger.«
    »Er äußert sich ausgesprochen aggressiv über Thomas Ward«, beharrte Kate.
    »Er äußert sich hingegen überhaupt nicht über Carla Roberts und Dr. Anne Westley.«
    »Er treibt sich tagelang in der Gegend herum und spioniert wildfremden Menschen hinterher. Vor allem Frauen. Es würde mich absolut nicht wundern, wenn er derjenige war, der in dem Hochhaus in Hackney mit dem Fahrstuhl hinauf- und hinuntergefahren ist!«
    »Genau das werden wir überprüfen«, sagte Peter Fielder, »aber solange wir keine Ergebnisse haben, sollten wir uns mit wilden Spekulationen zurückhalten, Constable Linville!«
    Kate Linville wurde rot. Sie war nicht mehr ganz jung, hätte

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