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Beobachter

Beobachter

Titel: Beobachter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Link
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sie nicht gerade von der Polizei gesucht wurden.
    Er hoffte, dass Bartek daheim war. Und dass die Partygeräusche, die bis hinunter auf die Straße drangen, nicht aus seiner Wohnung kamen. Was, wenn da oben jetzt dreißig Menschen in Feierlaune herumsaßen? Er zögerte, aber er drückte schließlich doch die Klingel. Er hatte keine Wahl. Er brauchte ein Versteck, und wenn er sich im Freien eines suchte, würde er in dieser eisigen Nacht erfrieren.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis der Öffner summte. Samson stemmte die Tür auf und machte sich an den Aufstieg in die zweite Etage. Er war schon ein paar Mal hier gewesen, konnte sich aber nicht erinnern, dass ihm die paar Stufen je zu schaffen gemacht hatten. Immer wieder musste er stehen bleiben und nach Luft schnappen.
    Er war fix und fertig. Nervlich, seelisch. Offenbar schlug sich das bei ihm auf die Atmung.
    Auf dem Treppenabsatz vor seiner Wohnung stand Bartek und spähte hinunter. Hinter ihm drangen Stimmengewirr und Tanzmusik durch die Tür.
    Es ist tatsächlich seineParty, dachte Samson deprimiert.
    Bartek wirkte zuerst erschrocken und dann verlegen, als er den späten Gast erkannte. »Oh, Samson, wie schön, dass du vorbeikommst!«, sagte er gedehnt. »Wir haben ein paar Gäste und … na ja, ich wollte dich eigentlich auch einladen, aber du gehst ja nicht so gern auf Partys, und da dachte ich, vielleicht …«
    Samson erklomm die letzten Stufen.
    »Bartek, ich brauche Hilfe«, sagte er.
    »Du siehst ja schrecklich aus«, stellte Bartek fest. Er zog die Tür hinter sich bis auf einen winzigen Spalt zu. »Was ist passiert?«
    »Die Polizei«, sagte Samson. »Die Polizei ist hinter mir her.«
    »Was?«
    »Millie hat mich angezeigt. Und Gavin hat mich gewarnt. Und jetzt … weiß ich nicht, wohin ich gehen soll.«
    »Großer Gott«, sagte Bartek. Er wirkte bei Weitem nicht so cool wie sonst, sondern ziemlich überfordert.
    Kein Wunder, dachte Samson. Er hat die Wohnung voller Gäste, und eigentlich will er feiern und fröhlich sein, und nun kreuze ich hier auf mit einer Geschichte, die sich für ihn total absurd anhören muss.
    »Was heißt denn angezeigt ?«, fragte Bartek. »Wofür kann sie dich denn anzeigen?«
    »Ein Riesenmist«, sagte Samson und dachte, dass das noch untertrieben war. Er steckte so schlimm in der Patsche wie noch nie vorher in seinem Leben. »Ich habe dir doch erzählt, dass ich … na ja, was ich so mache den ganzen Tag über …«
    »Dass du … Frauen beobachtest?«
    Wie das klang! Samson fand selbst, dass sich allein diese Formulierung schon höchst verdächtig anhörte. Du beobachtest Frauen. Die Worte vermittelten ein Bild, das nichts mit dem zu tun hatte, was tatsächlich geschehen war, aber an der Stelle lag genau sein Problem: Sein Hobby war zu absonderlich, als dass er angesichts der Geschehnisse darauf hoffen konnte, dass man ihn bloß für einen harmlosen Spinner hielt.
    »Ich habe das ja alles aufgeschrieben«, erklärte er hastig, »meine Beobachtungen und Gedanken und so weiter, und ich habe alles im Computer gespeichert. Millie hat mir nachspioniert. Sie hat mein Passwort geknackt und alles gelesen und ausgedruckt, was sie gefunden hat, und für sie ist das alles der Beweis, dass ich gefährlich bin.«
    Bartek schüttelte den Kopf. »Also, so ganz normal ist das ja auch nicht, was du da tust.«
    »Vorgestern ist ein Mann ermordet worden. In unserer Straße. Erschossen. In seinem Esszimmer.«
    »Ich habe davon gelesen«, sagte Bartek. »Aber wieso …?«
    »Millie muss Gavin seitdem beständig in den Ohren gelegen haben, dass man mit meinen Aufzeichnungen zur Polizei gehen müsste, und er hat es ihr auszureden versucht, aber, na ja, Millie macht am Ende immer, was sie will, und heute Morgen ist sie mit allem zum nächsten Polizeirevier marschiert und hat dort offenbar erklärt, dass sie mich für verdächtig hält.«
    »Ja, aber ich glaube nicht, dass die Polizei deshalb …«, setzte Bartek an, wurde jedoch unterbrochen. Die Tür ging auf, und eine junge Frau im kurzen schwarzen Kleid und auf abenteuerlich hohen Absätzen blickte heraus. »Hier bist du, Bartek! Ich suche dich schon überall!« Sie musterte Samson. »Hallo!«
    »Hallo«, sagte Samson. Er kannte Barteks Verlobte Helen nur flüchtig, hatte sie aber zweimal begrüßt, als er bei Bartek gewesen und sie kurz an den beiden Männern vorbeigerauscht war. Offensichtlich erinnerte sie sich nicht an ihn.
    »Mein Freund Samson«, erklärte Bartek.
    »Ach ja, hallo,

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