Beobachter
Gillian töten?«
Fielder stand auf, trat ans Fenster. Tiefe Wolken hingen über der Stadt. »Vergessen Sie nicht, Sergeant, dass Burton schon einmal wegen eines Sexualdeliktes auffällig geworden ist. Was wissen wir denn genau über ihn? Vielleicht ist der Kerl hochgradig gefährlich. Gestört, pervers, was weiß ich. Er ist damals relativ unbescholten davongekommen, trotzdem ist er dann sehr schnell auf eigenen Wunsch aus dem Polizeidienst ausgeschieden. Weshalb? Um zu verhindern, dass noch genauer nachgeforscht wird? Dass Dinge herauskommen, die verdammt ungemütlich für ihn hätten werden können?«
»Welche Dinge?«, fragte Christy.
»Keine Ahnung. Am Ende hat Burton eine gewaltige Störung, wenn es um Sex geht.«
»Sir, ich will ihn wirklich nicht verteidigen. John und ich waren damals ein Team, und wir haben toll zusammengearbeitet. Ich kenne seine Stärken – und seine Schwächen. Er kann die Finger nicht von hübschen Frauen lassen, aber das heißt ja noch nicht, dass er eine gewaltige sexuelle Störung hat, wie Sie es nennen. Keiner von uns hat doch damals auch nur einen Moment lang geglaubt, dass er dieses ziemlich hysterische Mädchen tatsächlich vergewaltigt hat. Der Staatsanwalt hat es nicht geglaubt. Mehrere Gutachter haben es unabhängig voneinander auch nicht geglaubt. Trotzdem konnte er nicht bleiben. Weil zumindest jeder männliche Kollege hier im Yard ihm das ganze Drama von Herzen gegönnt und ihm das auch gezeigt hat. Und weil klar war, dass ihn die Geschichte sein Leben lang begleiten würde. Ein hochrangiger Ermittler macht keine besonders gute Figur, wenn ihn jeder von ihm erwischte Kriminelle oder dessen Anwalt als Erstes grinsend fragen kann, ob er nicht der Bulle ist, gegen den schon mal wegen Vergewaltigung ermittelt wurde. Das wollte er sich nicht antun, und ich kann ihn absolut verstehen.«
»Christy, Sie sind vielleicht nicht ganz objektiv, wenn es um Burton geht. Ich weiß, dass Sie ihn als Polizisten sehr geschätzt haben. Aber das ändert nichts daran, dass er nun im Umfeld einer Mordermittlung aufgetaucht ist und dass wir ihn und seine Rolle in sämtlichen Fällen überprüfen müssen.«
»Gut. Schauen wir uns sämtliche Fälle an. Weshalb Carla Roberts und Anne Westley? Nicht gerade Burtons klassisches Beuteschema, oder? Die eine Mitte sechzig, die andere fast siebzig. Affären hatte er mit denen bestimmt nicht.«
»Was Thomas Ward angeht«, beharrte Fielder, »so hat Burton jedenfalls kein Alibi für den Tatzeitpunkt.«
Er hatte einen Beamten abgestellt, mit John Burton zu sprechen. John hatte angegeben, am Dienstagnachmittag in seinem Büro gewesen zu sein. Er hatte einen Kunden gehabt, der seine Villa mit einem umfangreichen Sicherungssystem schützen und sich daher beraten lassen wollte. Das Gespräch hatte bis achtzehn Uhr gedauert und konnte von dem Kunden bestätigt werden. Dann jedoch war John allein geblieben, hatte begonnen, das Konzept für den Kunden zu erstellen und die Kosten zu berechnen, und hatte zudem die Telefonbereitschaft bis zweiundzwanzig Uhr übernommen. Danach war er von einem Mitarbeiter abgelöst worden und eigenen Angaben zufolge direkt nach Hause gegangen. Unglücklicherweise hatte es an jenem Abend nicht einen einzigen Anruf, nicht das geringste Vorkommnis gegeben. Was bedeutete: John hätte zwischen achtzehn und zweiundzwanzig Uhr nach Thorpe Bay hinaus- und nach London zurückfahren können, ohne dass irgendjemand etwas davon mitbekommen hätte.
»Nicht jeder, der kein Alibi hat, ist ein Täter«, gab Christy zu bedenken. »Außerdem wäre Burton nicht so dumm, seinen Bereitschaftsdienst zu verlassen. Das birgt viel zu viele Risiken.«
Fielder wandte sich vom Fenster ab. »Ich schieße mich nicht auf Burton ein«, sagte er, »ich versuche nur, mich nicht zu sehr an diesem Samson Segal festzuhalten. Es ist so ein Gefühl … Alles, was diesen Mann betrifft, oder zumindest das, was wir wissen, kommt mir zu … offensichtlich vor. Vielleicht ist es einfach dieser Eindruck, hier einen möglichen Täter auf dem Silbertablett serviert zu bekommen. Da kreuzt auf einmal diese Frau auf, behauptet gelassen, dass ihr Schwager das Leben eines Nachbarn auf dem Gewissen hat, und präsentiert auch gleich noch einen Stapel Papiere, die diese These praktisch schwarz auf weiß untermauern. Bei mir springen fast reflexartig sämtliche Warnlichter an, ich kann gar nichts dagegen tun.«
»Er ist abgehauen. Das spricht nicht unbedingt für ihn. Und nicht
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