Beobachter
Täter eigentlich seine Frau im Visier hatte? Und nicht wusste, dass sie nicht daheim war?«
Fielder nickte nachdenklich, während er langsam den nächsten Kreis um den Namen Thomas Ward malte. Er hatte am 30. Dezember, einen Tag nach Wards Ermordung, mit der Ehefrau gesprochen, die ihm recht sachlich hatte Auskunft geben können. Danach war es tatsächlich so, dass Ward an jedem Dienstagabend zu einem Stammtisch in seinem Tennisclub ging. Normalerweise war er nie vor zehn oder halb elf daheim. Wer auch nur ein wenig über die Gewohnheiten der Familie Bescheid wusste, hätte annehmen müssen, Gillian Ward zu Hause vorzufinden, nicht ihren Mann.
Wenn diese nicht an jenem Abend versucht hätte, ihren Liebhaber zu treffen. Auch davon hatte sie ihm erzählt. Es war ihr schwergefallen, aber er hatte nicht den Eindruck gehabt, dass sie Details zurückhielt.
Gillian Ward.
Auch diesen Namen hatte er notiert, ebenfalls schon ein paar Mal umrandet. Und er hatte von dort einen Pfeil gezeichnet, der zu einem weiteren Namen führte, den er in Schwarz geschrieben und dick unterstrichen hatte: John Burton.
Das hatte ihn nun wirklich frappiert. Unverhofft auf Burton zu stoßen. Im Zusammenhang mit einer Mordermittlung.
Detective Inspector Burton, der Kollege von früher. Der sich auf so unfassbar idiotische Weise seine Karriere bei der Met ruiniert hatte. Burton, den Fielder nie hatte leiden können, wobei es ihm immer schwergefallen war, seine Abneigung zu begründen. Manchmal hegte er den Verdacht, dass er diesen Mann einfach deshalb nicht mochte, weil er genauso unbekümmert und rücksichtslos durchs Leben ging, wie auch Peter Fielder es sich ab und zu erträumte – ohne es jedoch zu wagen. Burton hatte die junge Frau seinerzeit attraktiv und anziehend gefunden und sich Hals über Kopf in eine Affäre gestürzt, ohne sich dabei um die möglichen Folgen zu scheren. Als dann alles eskalierte und ihm praktisch keine andere Wahl blieb, als seinen Hut zu nehmen, hatte er auch das mit größter Gelassenheit getan und dabei den Kollegen noch das ungute Gefühl vermittelt, dass sie alle im grauen Polizeialltag und in ihrem verbissenen Karrierestreben zurückblieben, während er selbst in die Freiheit und Unabhängigkeit hinausging. In einem Moment, der faktisch die bisher größte Niederlage seines Lebens darstellte, hatte er wie ein Sieger gewirkt, nicht wie ein Verlierer.
Vielleicht ist es das, was ich ihm am allermeisten übel genommen habe, dachte Fielder nun und rief sich gleich darauf zur Ordnung: Sei vorsichtig und bleib objektiv! Du würdest Burton gern eins auswischen, keine Frage, aber lass dir davon jetzt nicht den Blick verstellen.
Und nun hatte Burton also etwas mit dieser Gillian Ward angefangen, deren Mann jetzt erschossen aufgefunden worden war, und Fielder fand das alles mehr als merkwürdig. Burton, der mit dem Makel der sexuellen Nötigung herumlaufen musste, auch wenn ihn sämtliche Gutachten damals entlasteten und die Staatsanwaltschaft von einer Anklage abgesehen hatte.
Christy kam ins Zimmer. »Eine Neuigkeit: Das Auto von Samson Segal wurde gefunden. Gunners Park, draußen in Shoeburyness. Von Segal selbst keine Spur. Und dann habe ich mit der Spurensicherung gesprochen. Bislang kein Treffer. Die Fingerabdrücke aus Samson Segals Zimmer daheim finden sich weder in Roberts’ Wohnung noch im Fahrstuhl des Hauses in Hackney. Tunbridge Wells läuft noch.«
»Ich bin ohnehin der Ansicht, dass wir es uns mit diesem Segal als Täter zu leicht machen und dass …«, begann Fielder, aber Christy unterbrach ihn: »Sir, Entschuldigung, aber ich weiß genau, was bei Ihnen gerade los ist. Sie schießen sich auf Burton ein, und Samson Segal und seine mehr als eigenartigen Aufzeichnungen wie auch sein seltsames Verhalten kommen Ihnen keineswegs gelegen. Aber weshalb sollte John Burton …«
»… Thomas Ward umbringen? Er hat immerhin eine Affäre mit dessen Frau.«
»Und deshalb ermordet er den Ehemann? Wieso? Wenn er eine Zukunft mit Gillian Ward anstrebt, hätte sie sich doch einfach scheiden lassen können!«
»Vielleicht wollte er Gillian töten. Laut ihrer Aussage wusste er ja nicht, dass sie ihn an diesem Abend besuchen wollte und dass sie in diesem Pub in Paddington herumsaß. Er wähnte sie allein zu Hause.«
»Und glaubte, die Tochter sei nicht da?«
»Er trainiert sie im Handball. Durchaus denkbar, dass sie ihm von den geplanten Ferien bei den Großeltern erzählt hat, oder?«
»Und warum wollte er
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