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Beraubt: Roman

Beraubt: Roman

Titel: Beraubt: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Womersley Chris , Thomas Gunkel
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dem dunklen Fußboden kaum zu erkennen.
    Gracie fragte irgendwas.
    »Was?«
    »Was glauben Sie, was aus den ganzen Kriegstoten wird und so?«
    Quinn machte eine hilflose Geste. Das war nicht der richtige Augenblick für eine theosophische Diskussion.
    »Dieser Smail sagt, sie sind im Himmel, aber so groß kann der doch nicht sein.«
    Der Mann hatte recht. So viele Tote. Durch den Krieg und die Epidemie überstieg die Zahl der in letzter Zeit Gestorbenen vermutlich die der Lebenden. Sie wandeln bestimmt unter uns, dachte Quinn.
    Gracie entriss ihm den Becher und stellte ihn wieder auf den Tisch, eindeutig von dem Wunsch beseelt, ihr kurzes Gespräch zu beenden. Er zündete zwei Kerzen an, die ein kärgliches Licht verbreiteten. »In den Hügeln müssen Sie vorsichtig sein. Da gibt’s alte Bergwerksschächte. Das ist gefährlich. Wenn Sie da reinstürzen, ist es aus mit Ihnen.« Mit diesen Worten wandte er sich ab, um im Dunkeln herumzufuhrwerken.
    Quinn blieb in der Tür stehen. »Ich muss mit Ihnen über ein Mädchen reden.«
    Der Fährtensucher hielt inne, murmelte irgendwas und wirbelte dann herum. Quinn sah jetzt, dass er mit einem Gewehr hantiert hatte, einer verbeulten Lee-Enfield, wie es aussah. Gracie kam barfuß zurückgeschlurft. Seine Augen funkelten. »Ein Mädchen, sagen Sie. Was für eins denn?«
    »Meine Schwester. Sie lebt oben in den Hügeln.«
    Gracie starrte ihn an, als hätte er etwas Groteskes gesagt. »Ihre Schwester?«
    »Ja. Sie ist da oben, seit unsere Mutter an der Grippe gestorben ist.«
    »Ich hab schon von ihr gehört.«
    »Was haben Sie gehört?«
    Der Mann senkte den Kopf und murmelte irgendwas.
    »Was haben Sie gesagt?«
    »Ich weiß, dass der Konstabler sich um sie Sorgen macht. Er hat gesagt, wir müssen sie retten. Als die Tür aufging, dachte ich, er wäre es. Ich dachte, er würde so bald wie möglich vorbeikommen. Ich soll … ihm helfen, sie zu finden. Sich um sie zu kümmern.«
    Quinn schlug nach einer Stechmücke an seinem Hals, die sich an seinem Blut laben wollte. »Nein. Das ist nicht mehr nötig. Ich bin ihr Bruder Thomas. Ich kümmere mich jetzt um sie. Ich bin hergekommen, um Ihnen das zu sagen.«
    »Sie sind Thomas? Sie sehen aber anders aus, als ich Sie in Erinnerung hab.«
    »Ich wurde im Krieg verwundet.«
    Gracie musterte ihn. »Das müssen Sie Mr. Dalton sagen, nicht mir, er trifft hier die Entscheidungen. Ich helfe ihm bloß. Der Bruder des Mädchens ist doch im Krieg gefallen. Das hat mir Mr. Dalton schon vor einer Ewigkeit erzählt, noch bevor ich nach Bathurst ging. Wir werden sie finden. Die Hunde werden sie aufspüren.« Er führte die Fingerspitzen an die Nase. »Mädchen in diesem Alter haben einen speziellen Duft. Meine Jungs können jeden finden, überall.«
    Quinn fühlte sich plötzlich wackelig auf den Beinen. Der Raum verschwamm vor seinen Augen. Gracie starrte ihn an und redete in einer Sprache, die er nicht mehr verstand. Die flackernden Kerzen tauchten den Raum in ein gespenstisches Licht.
    Der Fährtensucher drückte ihm wieder die Blechtasse in die Hand und legte seine Finger darum. Quinn trank. Etwas Heißes, Bitteres verbrannte ihm die Kehle. Alkohol. Er musste husten. Er würgte, trank aber weiter. Gracie zog einen Stuhl heran und setzte Quinn darauf.
    Es dauerte ein paar Minuten, bis er sich konzentrieren konnte und aus dem Ganzen schlau wurde. Die leere Tasse befand sich in seiner Hand, und Gracie saß auf einem umgedrehten Metalleimer und starrte ihn an. Quinn stellte die Tasse auf den Tisch. Der Alkohol brannte nicht mehr so heftig, und stattdessen sickerte eine wohltuende Wärme durch seine Eingeweide. »Wie heißt dieses Zeug?«, fragte er.
    Ein Lächeln hellte Gracies Miene auf. »Hat keinen Namen. Ist einfach Grog. Den Schnaps brennt ein Kerl in der Nähe vom Gray’s Greek. Gut, was? Hör’n Sie mal, sind Sie sich wegen Ihrer Schwester sicher?«
    »Klar.«
    »So ein junges Ding, vielleicht zwölf, dreizehn Jahre alt?«
    Quinn setzte sich auf dem Holzstuhl zurecht. »Sadie? Ja.«
    »Dann ist sie’s.« Gracie wurde nachdenklich. »Sadie, hm? Armes Mädchen. Dieser Mr. Smail in der Kirche sagt, an der Krankheit wären wir selbst schuld. Der Herr schlägt die Menschen mit einer großen Plage, bis wir alle verdorben sind. Wir waren schlecht und müssen dafür bezahlen. Wahrscheinlich hat er recht.« Er schnalzte mit der Zunge. »Und Sie wollen sich um das Mädchen kümmern? Gut.«
    »Ja.«
    »Wohin wollen Sie mit ihr?«
    Er nannte den

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