Bereitwillig (German Edition)
zeigte mit dem Finger auf die Frauen und stapfte wütend durch das Zimmer.
„Du kannst dich nicht einfach mit einem anderen Mann treffen. Abgesehen davon, dass die Idee total bescheuert ist, ist es auch viel zu früh. Es ist gerade erst vier Wochen her, dass dir das Herz gebrochen wurde.“
Hilfesuchend wandte er sich wieder an Charly. Diese schüttelte nur den Kopf.
„Mabel kann treffen, wen sie will. Ich finde die Idee sogar ausgezeichnet. Am liebsten würde ich Ben Bescheid sagen, damit er es sich aus der ersten Reihe ansehen kann und weiß, wie das ist.“
Ein wenig überraschte Mabel die Intensität von Charlys Wut. Aber sie ahnte schon, dass das nicht nur daran lag, dass er ihr Herz gebrochen hatte, sondern auch daran, dass er Charlys Eintrittskarte ins Aviditas gewesen wäre. Jetzt würde sie ihn nicht einmal fragen, wenn er der letzte Mensch auf Erden wäre.
„Wer ist der Typ überhaupt?“
„Ein anderes Mitglied aus dem Club. Die Seite hat eine gut versteckte Chatfunktion und als mir eines Abends langweilig war, habe ich ihn dort kennengelernt. Er heißt Conrad.“ Dir war nicht langweilig. Du kannst ohne Ben in deinem Bett nicht mehr schlafen.
„Und woher weißt du, dass er kein irrer Serienmörder ist?“
„Deswegen treffen wir uns ganz unverbindlich im Club, wo jede Menge Menschen sind – was soll mir da schon passieren? Ich würde gern auf andere Gedanken kommen. Oder willst du mir etwa verbieten, jemals wieder Spaß zu haben, mein Guter?“ Sie klimperte mit ihren Wimpern und sah Ian aus großen Augen an. Ihm ein schlechtes Gewissen zu machen funktionierte immer.
Schuldbewusst sah er nach unten. „Natürlich nicht. Ich will nur nicht, dass dir was passiert oder diese Geschichte sich wiederholt.“
„Ich auch nicht.“ Du willst nur dir nur das Hirn rausvögeln lassen – in der Hoffnung, dass es die Erinnerung an Ben vertreibt, die dich seit Tagen vom Schlafen abhält.
Ian drückte ihre Schulter. Offenbar waren ihm die Argumente ausgegangen.
Sie musste ihm ja nicht unbedingt verraten, dass sie hoffte, Ben im Club zu treffen und ihn daran ersticken zu sehen, dass sie mit einem anderen Mann dort hinging. Am liebsten würdest du ihn zwingen, dabei zuzusehen, was der Andere mit dir macht.
Mit einem letztem Blick in den Spiegel versicherte Mabel sich noch einmal, dass sie an dem Treffen im Aviditas festhalten wollte, obwohl sie in manchen Augenblicken heftig daran zweifelte, dass es sich wirklich um eine gute Idee handelte. Conrad hatte sowohl in den Emails als auch am Telefon nett geklungen. Eigentlich sprach nichts dagegen, sich unverbindlich mit ihm zu treffen – doch vollkommen ließ sich das merkwürdige, mulmige Gefühl nicht abschütteln.
Natürlich nicht. Sie ignorierte die ironische Stimme in ihrem Hinterkopf und schob jeden Gedanken an das Paar braune Augen beiseite, das sie aus ihrer Erinnerung verbannen wollte.
Sie zog ihren Mantel an, befreite ihre langen Haare aus dem Kragen und griff nach ihrer Tasche. Als sich ihre Hand um den Türknauf legte, sprach sie sich ein letztes Mal Mut zu. Sie würde unten auf ihr Taxi warten. Die kalte Luft wird dich sicherlich ein wenig beruhigen.
Sie öffnete die Tür und erstarrte. Sie wollte sie direkt wieder zuwerfen, doch Ben war schneller und hielt mit seinem Arm dagegen.
Mabel wich mit schmalen Augen zurück und fauchte aufgebracht: „Was willst du hier?“
Sie versperrte ihm den Weg in ihre Wohnung, denn sie wollte nicht, dass Ben überhaupt erst einen Fuß über ihre Schwelle setzte. Gleichzeitig war ihr bewusst, dass es ein überflüssiges Unterfangen war. Wenn er wollte, könnte er sich mühelos an ihr vorbeischieben.
Obwohl in diesem Moment mehr als ein Meter zwischen ihnen war, konnte sie seinen Duft riechen und musste das Verlangen unterdrücken, sich an ihn zu schmiegen.
„Ian hat mich angerufen“, sagte er.
Mabel presste die Zähne fest aufeinander. Das darf doch wohl nicht wahr sein! Sie überlegte kurz, was sie tun sollte. Dann beschloss sie, um jeden Preis an ihrem Plan festzuhalten. Sie machte einen Schritt nach vorne und zog die Tür hinter sich zu. Zu ihrem Erstaunen machte Ben ihr Platz.
„Können wir nicht kurz hineingehen? Ich muss unbedingt mit dir reden, Mabel – bitte.“ Er streckte die Hand aus und wollte ihre Wange streicheln, aber sie schlug seinen Arm weg.
„Nein, ich habe keine Zeit.“ Schutzsuchend hielt sie sich an ihrer Tasche fest und ging mit gestreckten Schritten auf
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