Bereitwillig (German Edition)
mit den Achseln.
„Bisher war er jeden Abend hier und wollte mit dir reden. Wir haben ihn jedes Mal weggeschickt“, sagte Ian.
Mabel murmelte: „Danke.“ Sie war nur selten überhaupt aus dem Schlafzimmer gekommen, während Ian entweder die Abende bei ihr verbracht oder tapfer Ben von ihr ferngehalten hatte. Sie hatte zwar gehört, dass jemand an ihre Türe geklopft hatte und war davon ausgegangen, dass es Ben sein musste, hatte sich mit dieser Situation aber einfach nicht auseinander setzen wollen. Zum Glück hatten ihre Freunde es für sie getan.
„Kein Problem, Süße.“
„Ich fühle mich schäbig, weil ich dir auch noch am Anfang geraten habe, mit diesem Blödmann in die Hütte zu fahren.“ Charly verbarg ihr Gesicht in den Händen.
„Das konnte doch keiner von uns ahnen. Wenn schon, hätte ich es jawohl zuerst sehen müssen.“
So recht konnte sie es immer noch nicht glauben. Er war ihr so anständig vorgekommen, hatte immer wieder von ihr Monogamie und absolute Hingabe gefordert, doch selbst hatte er eine zweite Freundin. Wenn es überhaupt nur zwei waren – vielleicht hatte er so viele, wie littlewords Standorte hatte. Wer weiß das schon. Sie schloss die Augen. Grübeln bringt doch sowieso nichts.
„Ich schätze, ich kann jetzt wieder alleine bleiben.“
„Bist du sicher?“
„Ja. Sag’ Kurt danke, dass er dich so lange entbehren konnte.“
Ian studierte noch einen Moment ihre Miene, dann nickte er und griff nach seiner Jacke. Er warf einen Blick auf Charly. „Kommst du mit?“
„Ich bleibe noch ein halbes Stündchen.“
Ian nickte, beugte sich vor und drückten beiden Frauen jeweils einen kurzen Kuss auf die Wange. Mit einem letzten aufmunternden Nicken in Mabels Richtung zog er die Tür hinter sich zu.
Als sie unter sich waren, räusperte Charly sich geräuschvoll. Interessiert wandte Mabel sich zu ihr. „Ich wollte vor Ian nicht damit anfangen, denn er wäre total ausgeflippt“, sagte Charly ein wenig verhalten. „Ben stand mehr als einmal auch vor meiner Tür – und ich sage es zwar nicht gern, aber er wirkte sehr überzeugend. Willst du dir nicht vielleicht doch anhören, was er zu sagen hat?“
Mabel kniff die Augen zusammen und Charly hob abwehrend die Hände.
„Kein Grund, mich direkt mit deinem Blick zu erdolchen, es war nur eine Frage. Ich habe ihn auch weggeschickt und mich geweigert, ihm zuzuhören. Er dachte vermutlich, dass er mich eher mit seinem Charme einwickeln kann als Ian.“
Mabel musste gegen ihren Willen grinsen. Da hat er sich aber getäuscht. Charly war sturer als sie und Ian zusammen; bei ihr biss man immer auf Granit, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Ian hingegen hatte hinter seiner manchmal kratzbürstigen Fassade einen Kern, der weicher als geschmolzene Butter war.
„Ich kann mir nur immer noch nicht vorstellen, dass er wirklich eine Andere haben soll. Er wirkte so echt und überzeugend geknickt, als er an meiner Tür gekratzt hat – und er sah schlecht aus. Wirklich schlecht.“
Mabel konnte nicht behaupten, dass es sie nicht freute, dies zu hören. Charly seufzte und stützte ihr Kinn in die Hand. „Er hat dich immer mit den Blicken ausgezogen – ich war ja so neidisch.“ Besorgt sah sie Mabel an. „Du verstehst, was ich meine, nicht wahr?“
Mabel nickte. „Keine Sorge, mir ist schon klar, dass du ihn mir nicht ausspannen wolltest. Das Konzept hat dich begeistert.“
Charly drückte ihre Hand und stand auf. „Ich mache mich auch auf den Weg. Ich weiß, es ist zwar noch etwas früh, aber vielleicht solltest du dir noch einmal überlegen, ob du ihn anhörst.“
Sie verabschiedete sich und ließ Mabel grübelnd zurück.
„Unter gar keinen Umständen!“ Ian stampfte tatsächlich mit dem Fuß auf wie ein trotziges Kind. Er sah hilfesuchend zu Charly, die unbeteiligt mit den Schultern zuckte.
„Ich halte mich da raus.“
„Siehst du? Charly ist auf meiner Seite.“
„Ian!“ Charlys Stimme klang scharf. „Ich habe nicht gesagt, dass ich deiner Meinung bin. Im Gegenteil, ich finde Mabels Idee gut – ich wollte nur keinen Streit mit dir.“
„Was ist hier eigentlich los? Ist das so ein Frauenhormon-Ding, das ich nicht verstehe?“
Er sah verständnislos zwischen den Frauen hin und her. Charlys Miene verfinsterte sich.
„Was ist dein Problem damit, Ian? Kann ich nicht selbst entscheiden, mit wem ich mich treffe?“
„Nein! Also doch! Ihr treibt mich in den Wahnsinn! Alle beide-“ Er
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