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Bereue - Psychothriller (German Edition)

Bereue - Psychothriller (German Edition)

Titel: Bereue - Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Fink
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Tonic-Glas, in der anderen die Tarotkarten. Neben ihr der Vater mit dem Raubvogelblick, der zwar nicht mehr größer war als Ben und doch bedrohlich auf ihn herabblicken konnte. Zwei Menschen, die gegensätzlicher nicht sein könnten. In ihren eigenen Universen gefangen trieben sie durch das Leben. So wie er selbst auch sein Universum hatte. Und da gab es keine Schnittstellen außer den Schatten einer gemeinsamen Vergangenheit. “Kannst du das denn?”
    Richard seufzte. “Nein”, gestand er. “Ich habe es versucht, glaub mir. Aber sie sind mir fremd, bis heute.”
    In einträchtigem Schweigen fuhren sie durch den freitäglichen Mittagsverkehr. Stockend kamen sie dem Ort des nächtlichen Grauens näher.
    Bens Wagen glänzte in der Sonne. Friedlich stand er am Straßenrand, keine zehn Meter entfernt von der Stelle, wo er mit Annelie in den Armen zusammengebrochen war. Das war sechs Stunden her.
    Dahinter lag das verwilderte Grundstück, auf dem die verlassene Metzgerei hinter einer hohen Hecke verfiel. Weiß gekleidete Gestalten blitzten durch das Grün. Techniker von der Polizei, vermutete Ben.
    Er stieg aus. “Ich fahre jetzt zu Kommissar Berglehner. Bis heute gegen Abend, okay?”
    “Alles klar. Und ruf verdammt noch mal an, wenn du Hilfe brauchst.” Wütend funkelte Richard ihn vom Fahrersitz aus an.
    Mit den Händen auf dem Autodach abgestützt nickte Ben. “Dafür ist es jetzt wohl zu spät.”
    Richard legte den Rückwärtsgang ein. “Es ist nie zu spät.”
    “Danke!”, rief Ben, aber der Motor röhrte zu laut, als dass Richard ihn hätte hören können.
     
    Hitze quoll ihm entgegen, als er die Fahrertür öffnete. Sein Handy steckte noch in der Freisprechanlage. Hätte er nur jemandem gesagt, wohin er Jakob gefolgt war. Dann wäre Annelie nichts passiert. “Verdammter Idiot!”, schrie er gegen die Windschutzscheibe.
    Er rammte den Finger auf den Startknopf. Berglehner wartete auf ihn. Ihm graute davor, dem Polizisten die Geschehnisse der Nacht zu schildern. Doch der Kommissar drängte auf eine Zeugenaussage. Nicht grübeln, befahl er sich und schaltete das Radio an. Mötley Crüe dröhnte aus den Boxen, fegte sämtliche Gedanken aus seinem Kopf.
     
    Heute empfing Berglehner ihn mit einem Lächeln. Das stand ihm noch weniger als das muffige Seehundgesicht. “Herr Biller. Bitte setzen Sie sich. Kaffee?”
    Ben ließ sich auf den zugewiesenen Stuhl fallen und nickte. Saure Brühe aus einer siffigen Tasse war genau das, was er jetzt brauchte. Die Eingeweide erinnerten einen daran, dass sie noch arbeiteten.
    Ein Haferl landete vor seiner Nase auf dem Tisch. Die Tasse sah direkt frisch gespült aus, und es stieg Dampf empor. Der Kaffee war heiß. Dankbar griff er danach und führte sie an die Lippen. Heiß und bitter. “Haben Sie Jakob erwischt? Hat er gestanden?”, fragte er und umklammerte die Tasse mit beiden Händen. Von Jakob hing sein weiteres Leben ab. Wenn er nicht gestand, würde Ben nie beweisen können, dass er weder an der Veruntreuung noch an dem Brand Schuld trug. Was mit dem gespendeten Geld war, mochte er sich nicht ausmalen.
    Berglehner sank in seinen Bürosessel, stellte die Tasse auf einen Bierdeckel, schob ein paar Papiere zur Seite. “Herr Tuschonsky hat sich im Schlachthaus erhängt.”
    Kaffee schwappte auf Bens Jeans. Er spürte die heiße Flüssigkeit kaum. “Was?”, keuchte er und stellte mit beiden Händen die Tasse auf dem Tisch ab. Nicht dass es noch ein Unglück gab. Ohne Jakob kein Geständnis, ohne Geständnis keine Rehabilitation.
    Der Kommissar nickte und warf einen durchsichtigen Beutel mit einem Zettel darin vor Ben.
    Mit dem Finger fuhr Ben über die krakelige Schrift.
    Du sollst nicht töten, sagt der Herr. Ich habe mein Recht auf Leben verwirkt. Möge Gott meiner armen Seele gnädig sein.
    “Dieser feige Kerl!” Verpisste der sich einfach höllenwärts und ließ ihn hier mit der ganzen Scheiße zurück.
    Mit einem schnellen Griff nahm Berglehner den Abschiedsbrief wieder an sich. “Sie verstehen also, dass wir auf ihre Aussage angewiesen sind, um die Vorgänge zu rekonstruieren.” Er lehnte sich zurück und trank von seinem Kaffee. “Zumindest was die Vorgänge der letzten Nacht angeht.”
    Ben nickte langsam. “Was wollen Sie wissen?”

59
    Über eine Stunde hatte es gedauert, bis Ben das Erlebte zur Zufriedenheit des Polizisten geschildert hatte. Er löste seine schweißfeuchten Hände von der kalten Kaffeetasse. “Kann ich jetzt

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