Bereue - Psychothriller (German Edition)
Vater. Der Knoten in seinem Bauch löste sich, kroch nach oben. U nmenschliches Gebrüll füllte den Raum, hallte von den Wänden.
“Du perverse Drecksau!” Seine Hände packten die Lehne des Stuhls und schleuderten ihn nach Jakob.
Der Scheißkerl wich einfach aus, der Stuhl flog an ihm vorbei. Er nahm die Petroleumlampe vom Boden auf und ließ ihn alleine in der Dunkelheit zurück.
“Nein!”, schrie Ben. “Annelie!” Wieder und wieder rief er ihren Namen. Er riss und zerrte mit aller Kraft an der Kette. Das rostige Metall schnitt in seine Hände, rieb die Haut auf. Sie lockerte sich nicht.
Seine Lunge brannte. Er fiel mit rasselndem Atem auf die Knie. Die Hände auf den schmutzigen Boden gestützt konzentrierte er sich auf seinen Herzschlag und die Atmung. Die Schmerzen kehrten in seinen geschundenen Körper zurück. Das Schmerzmittel! Er fand es in der Hosentasche und schüttete sich eine Ladung in den Mund. Vielleicht half das auch gegen das lähmende Stechen in der Brust.
Langsam beruhigte sich seine Atmung. Das Schaben und Kratzen der tausend kleinen Füße drang an seine Ohren. Er hielt die Luft an und lauschte. Sonst hörte er nichts. Kein Ton von Annelie oder Jakob. Was ging da vor?
Wenn er ein Messer hätte, könnte er sich die Ferse abschneiden, um so seinen Fuß aus der Schlinge zu ziehen. So wie ein Bär, der sich selbst die Tatze abbiss, um aus der Falle zu kommen.
Doch er hatte weder eine Waffe noch ein Werkzeug.
56
War sie bereit, sich in das Unausweichliche zu fügen? Widerstandslos ließ sie sich die Treppe hinaufführen in die ehemalige Wurstküche. An den Wänden standen die Arbeitstische mit den verstaubten Maschinen. Sie rosteten nicht, sie waren aus Edelstahl.
Er stellte die Petroleumlampe auf einen der Tische. Bald würde durch die verdreckten Scheiben der erste zarte Hauch von Morgenlicht hereindringen.
In der Mitte des Raumes ließ er Annelie los. Regungslos blieb sie mit dem Rücken zu ihm stehen, rieb sich nur ihre Handgelenke.
Er griff in ihre Haare und drehte sie zu sich um. Mit der anderen hielt er ihr den Elektroschocker vor das Gesicht, sodass sie die Zahl darauf lesen konnte. Eine Million Volt.
Sie sah ihm in die Augen. Da war keine Wut mehr, keine Abscheu. “Jakob. Ich kann verstehen, wie es dir gehen muss.” Sie senkte den Blick zu seinen Füßen. “Vielleicht kann ich gut machen, was ich dir damals angetan habe.”
Er beobachtete sie schweigend. Wie sie mit ihrer Angst kämpfte, um Worte rang. Berechnendes Weib.
Sie sah zu ihm auf, drehte eine Haarsträhne um ihren Finger und lächelte. “Ich mag dich doch auch, verstehst du? Du machst es einem nur manchmal schwer.” Sie wartete einige Augenblicke. Als er nichts sagte, legte sie ihm eine Hand sanft auf die Brust. “Du wirst mir doch nicht wehtun wollen, oder? So bist du nicht. Und du hattest recht mit Ben.” Sie griff sich an die immer noch rot leuchtende Wange. Tränen glitzerten in ihren Augen. “Er hat mich nicht zum ersten Mal geschlagen.” Ihre Finger wanderten von seiner Brust nach unten über seinen Bauch. “Du bist ein guter Mensch, nicht wahr?”
Als sie seinen Gürtel erreichte, packte er ihre Hand und schob sie weg. “Ausziehen.”
Sie wich zwei Schritte von ihm zurück und musterte sein Gesicht. Wollte sie sehen, ob er es ernst meinte? Mit einem Nicken bekräftigte er seine Aufforderung.
Sie rieb sich über die Oberarme. “Wenn du das möchtest.” Sie schob sich die schwarzen Sneakers von den nackten Füßen. Ganz langsam öffnete sie ihren Gürtel, den Knopf ihrer schwarzen Jeans. Zog den Reißverschluss herunter. Sie griff an den Bund und sah ihn an mit ihrem Lämmchenblick. Verlogenes Miststück. Wenn sie glaubte, er würde sich von ihrem Getue einwickeln lassen, hatte sie sich geirrt. Aber das würde sie erst später erfahren. Er war neugierig, wie weit sie gehen würde. Frauen. Sie waren verdorben bis ins Mark, Schlangen.
Er nickte.
Sie schob die Jeans von ihren Hüften und ließ sie auf den Boden gleiten. Sie stieg heraus und legte sie auf den Tisch links neben sich. Nach einem weiteren intensiven Lämmchenblick zog sie sich das T-Shirt über den Kopf und legte es zu der Jeans.
Bei dem Anblick der schwarzen Spitzenwäsche auf ihrer weißen Haut musste er gegen den Kloß in seinem Hals anschlucken. Wie konnte ein so wunderschönes Wesen nur so verdorben sein.
“Ganz?”, flüsterte sie, die Arme um ihren Leib geschlungen.
Als ob sie sich das erste Mal vor einem Mann
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