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Berg der Legenden

Berg der Legenden

Titel: Berg der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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zurück, »werde ich am nächsten Tag auf den Sauerstoff verzichten und barfuß zum Gipfel klettern.«
    »Das wird nicht weiter von Bedeutung sein«, sagte Norton und hob seinen Becher George entgegen, »da sich niemand an den Namen des zweiten Mannes auf dem Gipfel erinnern wird.«
    ***
    »Howzat?«
    »Der Ball ist drin.«
    Mallory war sich nicht sicher, ob er träumte oder ob er gerade tatsächlich das Geräusch von Leder auf Weidenholz gehört hatte. Er steckte den Kopf aus dem Zelt und stellte fest, dass ein rechteckiges Stückchen Schnee im Himalaja sich in ein englisches Dorf-Cricket-Spielfeld verwandelt hatte.
    Zwei Eispickel steckten in 22 Yards Entfernung im Schnee und dienten als Stäbe. Odell, den Ball in der Hand, warf zu Irvine. Mallory brauchte nur ein paar Abwürfen zuzusehen, um zu erkennen, dass der Schlagmann sein Handwerk verstand. Amüsiert stellte er fest, dass die Sherpas in kleinen Grüppchen herumstanden, ganz verblüfft über die spielenden Engländer, während Noel das Ereignis filmte, als handele es sich um ein Test-Match.
    Mallory kroch aus dem Zelt, schlenderte zu Norton hinüber und nahm hinter den Stäben die Position des ersten Slip-Fielders ein.
    »Irvine spielt gar nicht mal so übel«, sagte Norton. »Dem Burschen fehlen nur noch ein paar Runs zu seinem halben Hundert.«
    »Wie lange steht er schon an der Linie?«, fragte Mallory.
    »Fast dreißig Minuten.«
    »Und er kann immer noch zwischen den Wickets hin und her rennen?«
    »Scheint kein Problem zu sein. Er muss Lungen wie Blasebälge haben. Andererseits, Mallory, dürfen Sie nicht vergessen, dass er mindestens fünfzehn Jahre jünger ist als der Rest von uns.«
    »Aufpassen, Skipper!«, schrie Odell, als der Ball an Mallorys rechter Hand vorbeischoss.
    »Tut mir leid, Odell, mein Fehler«, sagte Mallory. »Ich war unkonzentriert.«
    Mit dem nächsten Wurf erzielte Irvine vier Runs, erreichte damit seine fünfzig und wurde mit herzlichem Beifall belohnt.
    »Ich habe genug von diesem verdammten Oxford-Bengel«, sagte Guy Bullock und nahm Odells Platz als Bowler ein.
    Guys erster Wurf geriet etwas zu kurz. Irvine schlug ihn bis zur Spielfeldgrenze und heimste vier weitere Runs ein. Doch der zweite Wurf zischte über einen vereisten Fleck und erwischte Irvines Schläger an der Kante. George warf sich nach rechts und fing den Ball mit einer Hand.
    »Gut gefangen, Skipper«, sagte Guy. »Zu schade, dass du nicht etwas früher aufgetaucht bist.«
    »In Ordnung, Leute, lasst uns aufbrechen«, sagte Mallory. »Ich will in einer halben Stunde hier weg sein.«
    Von einem Moment zum anderen war das Spielfeld leer, und die Dorf-Cricket-Spieler verwandelten sich wieder zurück in routinierte Bergsteiger.
    Dreißig Minuten später waren neun Bergsteiger und dreiundzwanzig Sherpas bereit zum Aufbruch. Mallory winkte wie ein Verkehrspolizist mit dem rechten Arm und schlug ein Tempo an, das schon bald diejenigen aussortieren würde, die größere Höhen vermutlich nicht überstehen würden.
    Ein oder zwei Sherpas blieben zurück, ließen ihre Last in den Schnee fallen und stiegen den Berg wieder hinab. Von der Bergsteigergruppe schien indes niemand Probleme zu haben, und Irvine blieb seinem Anführer hart auf den Fersen, trotz der beiden großen Sauerstoffflaschen, die auf seinen Rücken geschnallt waren.
    Mallory war irritiert, denn er schien das Mundstück nicht angeschlossen zu haben. Er winkte den jungen Mann zu sich heran. »Sie brauchen noch keinen Sauerstoff, Irvine«, sagte er, »erst, wenn wir auf mindestens 7600 Meter sind.«
    Irvine nickte. »Ich hatte gehofft, ohne das kostbare Zeug bis auf 8200 Meter zu kommen, aber falls ich das Glück habe, von Ihnen für den Gipfelaufstieg ausgewählt zu werden, möchte ich mich schon vorher an das zusätzliche Gewicht gewöhnt haben. Wissen Sie, ich habe nämlich vor, es mir da oben gemütlich zu machen«, sagte er und zeigte zum Gipfel, »und auf Sie zu warten. Schließlich«, fügte er hinzu, »ist es nur die Pflicht eines Oxford-Mannes, einem Erzfeind aus Cambridge wann immer möglich eins auszuwischen.«
    George deutete eine Verbeugung an. »Machen Sie mir für morgen zwei von Ihren Flaschen fertig«, sagte er. »Es geht nicht nur darum, sich an das zusätzliche Gewicht zu gewöhnen. Wenn wir die blanken Felsen und Eisflächen in Angriff nehmen, kann selbst die geringste Gewichtsverlagerung fatale Folgen haben.«
    Nach einigen Stunden gestand George den Männern eine kurze Pause zu, in der

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