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Berg der Legenden

Berg der Legenden

Titel: Berg der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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zurückkehren, da ich kein Verlangen verspüre, einen Moment länger als nötig von Dir fort zu sein. Wie versprochen, habe ich immer noch vor, Dein Foto auf dem Gipfel zu hinterlassen …

55
    Donnerstag, 1. Mai 1924
    Und dann waren’s nur noch acht. »Gentlemen, auf Seine Majestät den König«, sagte Lieutenant Colonel Norton, als er von seinem Platz an der Stirnseite der Tafel aufstand und seine Blechtasse erhob.
    Der Rest der Mannschaft erhob sich ebenfalls und sagte wie ein Mann: »Auf den König!«
    »Bitte bleiben Sie stehen«, sagte George. »Gentlemen, auf Chomolungma, die Muttergöttin der Erde.« Die Männer hoben ein zweites Mal ihre Becher. Draußen vor dem Zelt warfen sich die Sherpas flach auf den Boden, die Gesichter dem Berg zugewandt.
    »Gentlemen«, sagte George, »Sie dürfen jetzt rauchen.«
    Die Männer nahmen wieder Platz, zündeten ihre Zigarren an und reichten die Karaffe mit dem Portwein herum. Wenige Minuten später stand George erneut auf und klopfte mit dem Löffel gegen seinen Becher.
    »Gestatten Sie mir, Gentlemen, die Bemerkung, wie bedauerlich es ist, dass General Bruce heute Abend nicht bei uns sein kann.«
    »Richtig!«
    »Und wie dankbar wir ihm für den feinen Wein sind, den er uns vermacht hat und den wir uns heute Abend haben schmecken lassen. Hoffen wir, dass wir, so Gott will, bald einen guten Grund haben, auch seinen Champagner zu entkorken.«
    »Bravo!«
    »Dank General Bruces Voraussicht und Gewissenhaftigkeit bleibt uns nur eine einzige Aufgabe, nämlich dieses Ungeheuer zu zähmen, damit wir alle nach Hause zurückkehren und anfangen können, ein normales Leben zu führen. Ich möchte von Anfang an klarstellen, dass ich noch nicht entschieden habe, wie sich die beiden Seilschaften zusammensetzen werden, die mit mir zusammen den Gipfelversuch unternehmen werden.
    Genau wie bei der letzten Expedition werde ich ein genaues Auge auf jeden von Ihnen haben, bis ich entscheide, wer am besten an die Bedingungen angepasst ist. Zu diesem Zweck erwarte ich Sie alle morgen früh um sechs Uhr wach und abmarschbereit, damit wir morgen Mittag auf 5790 Metern sind und immer noch vor Sonnenuntergang wieder im Basislager sein können.«
    »Warum kommen wir wieder herunter«, frage Irvine, »wenn wir versuchen, so schnell wie möglich nach oben zu kommen?«
    »Nicht so schnell wie möglich«, erwiderte George und schmunzelte, als ihm klar wurde, wie unerfahren der junge Sandy Irvine war. »Selbst Sie werden etwas Zeit brauchen, um sich an die ungewohnte Höhe anzupassen. Die goldene Regel«, fügte er hinzu, »lautet climb high, sleep low . Hoch klettern, tief schlafen. Wenn wir vollständig angepasst sind«, fuhr er fort, »beabsichtige ich, auf 7000 Meter zu gehen und auf dem Nordsattel das Lager IV einzurichten. Sobald wir uns eingewöhnt haben, gehen wir weiter und bauen Lager V auf 7600 Metern und Lager VI auf rund 8200 Metern auf. Von dort aus werden wir den Gipfelversuch starten.« George schwieg eine Weile, ehe er den nächsten Satz aussprach. »Ich möchte, dass Sie Folgendes wissen: Wen immer ich auch auffordern werde, mich zu begleiten, wird zur zweiten Seilschaft gehören, die den Gipfelanstieg wagt, da ich vorhabe, zwei meiner Kollegen als Erstes die Gelegenheit zu geben, Geschichte zu machen. Sollte die erste Seilschaft scheitern, werden mein Partner und ich tags darauf einen zweiten Versuch wagen. Ich bin sicher, dass jeder von uns die gleiche Sehnsucht empfindet, nämlich der Erste zu sein, der seinen Fuß auf Chomolungmas Haupt setzt. Es ist indes nur fair, Gentlemen, Sie darüber in Kenntnis zu setzen, dass ich derjenige sein werde.«
    Die gesamte Mannschaft begann zu lachen und mit den Bechern auf den Tisch zu klopfen. Als der Lärm sich gelegt hatte, bat George um Fragen.
    »Haben Sie vor, beim zweiten Gipfelversuch Sauerstoff zu benutzen?«, fragte Norton.
    »Ja«, erwiderte George. »Ich bin widerstrebend zu dem Schluss gekommen, dass Finch recht hatte, und dass wir nicht darauf hoffen können, die letzten sechshundert Meter ohne zusätzlichen Sauerstoff zu bewältigen.«
    »Dann werde ich dafür sorgen, dass ich zur ersten Seilschaft gehöre«, sagte Norton, »und beweisen, dass Sie sich irren. Das ist wirklich ein Jammer, Mallory, denn das bedeutet, dass ich als erster Mensch auf dem Everest stehen werde.«
    Diese Worten wurden mit noch größerem Jubel belohnt, und erneut krachten die Becher auf den Tisch.
    »Wenn Sie das schaffen, Norton«, gab George

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