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Berg der Legenden

Berg der Legenden

Titel: Berg der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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hören. Er hielt sie in den Armen, bis sie schließlich in einen tiefen Schlaf sanken.
    Am nächsten Morgen wachte George als Erster auf. Er küsste Ruths Brüste, bis sie blinzelnd die blauen Augen öffnete. Lächelnd blickte sie zu ihm hoch, als er sie in die Arme schloss und seine Finger ohne Scheu über ihren Körper streiften. George konnte nur staunen, was aus dem schüchternen Mädchen geworden war, das gestern Abend nicht einen einzigen Löffel Suppe zu sich nehmen konnte. Nachdem sie sich ein zweites Mal geliebt hatten, tappten sie verstohlen den Korridor entlang ins Badezimmer, wo Ruth zu George in die größte Badewanne stieg, die sie je gesehen hatten. Anschließend saß er am Fußende des Bettes, ein Handtuch um die Hüfte geschlungen, und sah seiner wunderschönen Frau beim Ankleiden zu.
    Ruth errötete. »Du solltest dich besser beeilen, George, oder wir verpassen auch noch das Frühstück.«
    »Da hätte ich nichts gegen«, sagte George.
    Ruth lächelte und knöpfte ihr Kleid langsam wieder auf.
    ***
    Die nächsten Tage streunten George und Ruth in den Quantocks herum und kehrten häufig erst lange nach Sonnenuntergang in ihr Hotel zurück. Jeden Tag fragte Ruth George über ihre Rivalin aus und versuchte zu begreifen, warum Chomolungma solch eine Macht über ihn hatte. Er plante immer noch, Anfang nächsten Jahres nach Tibet aufzubrechen, was bedeuten würde, dass sie mindestens sechs Monate getrennt sein würden.
    »Was glaubst du, wie viele Tage und Nächte ihr braucht, um den Gipfel zu erreichen?« fragte sie, als sie oben auf dem Lydeard Hill standen.
    »Das können wir unmöglich wissen«, gab George zu. »Aber Finch ist überzeugt, dass wir, je höher wir kommen, in immer kleineren Zelten werden schlafen müssen. Die letzte Nacht müssen wir vielleicht sogar in 8200 Meter Höhe verbringen, ehe wir den Gipfelversuch wagen.«
    »Aber wie kann man sich auf solch eine Quälerei vorbereiten«, fragte Ruth und blickte von 820 Meter Höhe hinunter.
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte George, als sie sich Hand in Hand gemächlich auf den Rückweg machten. »Niemand weiß, wie der menschliche Körper auf Höhen von mehr als 6700 Metern reagiert, ganz zu schweigen von 8800 Metern, wo die Temperatur –40 °C betragen kann, und wenn dir der Wind ins Gesicht bläst, musst du zehn Schritte machen, nur um ein kleines Stück voranzukommen. Finch und ich haben einmal drei Tage in einem kleinen Zelt auf 4500 Metern verbracht, und einmal wurde es so kalt, dass wir in einen Schlafsack gekrochen sind und uns die ganze Nacht aneinander geklammert haben.«
    »Ich würde mich auch gerne die ganze Nacht an dich klammern«, grinste Ruth, »so dass ich, wenn du mich verlässt, mir besser vorstellen kann, was du durchmachen wirst.«
    »Ich glaube, du bist nicht richtig vorbereitet auf 8800 Meter, Liebes. Schon ein paar Nächte in einem kleinen Zelt am Strand können eine harte Bewährungsprobe sein.«
    »Sind Sie sicher, dass Sie dem gewachsen sind, Mr Mallory?«
    »Das letzte Mal, als Sie mir diese Frage gestellt haben, Mrs Mallory, wäre ich beinahe im Gefängnis gelandet.«
    Im nächsten Ort fanden sie einen Laden, in dem Campingausrüstungen verkauft wurden, und George erstand ein kleines Segeltuchzelt und einen einzelnen Schlafsack. Nach einem herzhaften Abendessen im Hotel stahlen sie sich in die Nacht hinaus und fuhren zum nächsten Strand. George wählte einen abgelegenen Platz mit Blick auf den Ozean, der ihnen etwas Schutz vor dem grimmigen Wind bot. Sie begannen, genügend Pflöcke in den Sand zu schlagen, damit ihr erstes Heim bestimmt nicht davongeweht wurde.
    Sobald sie das Zelt gesichert und die Pflöcke mit Steinen beschwert hatten, kroch Ruth hinein, während George am Strand blieb. Sobald er seine Kleidung abgelegt hatte, kroch er zu Ruth ins Zelt und den Schlafsack und schlang die Arme um seine zitternde Frau. Nachdem sie sich geliebt hatten, ließ Ruth ihren Mann nicht los.
    »Und du willst dein Zuhause verlassen, um jede Nacht so zu schlafen?«, fragte sie ungläubig.
    »Bei –40 °C, in einer Luft, die so dünn ist, dass man kaum atmen kann.«
    »Und dann hältst du auch noch einen anderen Mann in den Armen. Du hast noch ein paar Monate Zeit, um deine Meinung zu ändern«, fügte sie wehmutsvoll hinzu.
    Keiner von ihnen erinnerte sich später daran, eingeschlafen zu sein, aber sie würden nie vergessen, wie sie geweckt wurden. George blinzelte, als eine Taschenlampe ihm in die Augen leuchtete.

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