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Berg der Legenden

Berg der Legenden

Titel: Berg der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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Er setzte sich auf und stellte fest, dass Ruth, deren Haut mittlerweile von Mückenstichen übersät war, sich immer noch an ihn klammerte.
    »Wenn Sie bitte so freundlich wären und herauskämen, Sir«, sagte eine befehlsgewohnte Stimme.
    George musste sich entscheiden, ob er höflich sein oder seine Frau ohne Schutz frieren lassen sollte. Er entschied sich, den Kavalier zu geben, und kroch langsam, um Ruth nicht zu wecken, aus dem Zelt. Zwei Officers der örtlichen Polizeiwache beleuchteten mit ihren Taschenlampen seinen nackten Leib.
    »Darf ich fragen, was genau Sie hier treiben, Sir?«, fragte der erste Officer.
    George überlegte, ob er ihnen erzählen sollte, dass seine Frau wissen wollte, wie es sein würde, eine Nacht auf dem Mount Everest zu verbringen, doch dann entschied er sich für »Wir sind in den Flitterwochen, Sergeant, und wollten nur eine Nacht am Strand verbringen«.
    »Sie beide begleiten uns besser auf die Wache, Sir«, sagte eine Stimme hinter der anderen Taschenlampe. »Aber vielleicht wollen Sie und Ihre Gattin sich zuerst ankleiden.«
    George kroch zurück ins Zelt und stellte fest, dass Ruth lachte.
    »Was ist daran so lustig?«, fragte er, während er in seine Hose schlüpfte.
    »Ich habe dich gewarnt, dass man dich festnehmen würde.«
    Ein Chief Inspector, den man mitten in der Nacht aufgeweckt und gebeten hatte, zur Wache zu kommen, verhörte die beiden Verdächtigen, doch schon nach wenigen Fragen entschuldigte er sich.
    »Wie sind Sie auf die Idee gekommen, wir könnten Spione sein?«, fragte George ihn.
    »Sie haben Ihr Zelt nicht einmal hundert Meter von einem streng geheimen Marinestützpunkt aufgeschlagen«, sagte der Chief Inspector. »Ich muss Sie gewiss nicht daran erinnern, Sir, dass der Premierminister jeden aufgerufen hat, während der Kriegsvorbereitungen besonders wachsam zu sein.«

25
    Oktober 1914
    Man ging allgemein davon aus, dass der Krieg an Weihnachten vorüber sein würde.
    Im Anschluss an ihre Flitterwochen waren George und Ruth nach Godalming zurückgekehrt, um sich in dem Haus einzurichten, dass Mr Turner seiner Tochter zur Hochzeit geschenkt hatte. The Holt war mehr, als jeder von ihnen verlangt, und ganz gewiss mehr, als George erwartet hatte. Das prächtige Haus stand auf einem vier Hektar großen Grundstück mit einem Garten, von dem Ruth sofort gewusst hatte, dass sie viele Stunden glücklich darin herumwirtschaften würde.
    Niemand konnte daran zweifeln, wie sehr George seine Frau liebte, und Ruth strahlte dieses besondere Glühen einer Frau aus, die wusste, dass sie geachtet und geliebt wurde. Sie brauchten nichts, und jeder, der sie zusammen erlebte, musste sie für ein charmantes Paar halten, das ein harmonisches Leben führte. Doch das war lediglich die äußere Fassade, denn Georges Gewissen plagte ihn.
    Im Laufe der folgenden Monate konnte George nur zuschauen, wie viele seiner Freunde und Altersgenossen aus Cambridge und sogar einige der jungen Männer, die er in Charterhouse unterrichtet hatte, an die Front zogen, um niemals wiederzukehren, während das einzige Opfer, das er brachte, die Verschiebung seiner geplanten Reise nach Tibet war, bis die Feindseligkeiten eingestellt waren. Dass die Freunde, die sie auf The Holt besuchten, stets in Uniform zu kommen schienen, machte die Sache nicht gerade besser. Brooke, Young, Somervell, Odell, Herford und sogar Finch schauten vorbei und verbrachten die Nacht bei ihnen, ehe sie nach Frankreich aufbrachen. George fragte sich oft, ob irgendeiner von ihnen glaubte, er hätte einen bequemen Ausweg gefunden. Obwohl sie dieses Thema nicht ein einziges Mal zur Sprache brachten, ihm im Gegenteil sogar auswichen und betonten, wie wichtig die Arbeit sei, die er leistete, war er sich niemals gänzlich sicher. Und wann immer der Schuldirektor, Mr Fletcher, die Namen jener ehemaligen Charterhouse-Schüler verlas, die ihr Leben im Dienst für ihr Land geopfert hatten, wuchs sein schlechtes Gewissen.
    George beschloss, mit seinem ältesten Freund über seine Bedenken zu sprechen. Guy Bullock war nach London zurückgekehrt und hatte einen Posten im Kriegsministerium angenommen. Er versuchte George zu beruhigen, dass es keine größere Berufung geben könne, als die nächste Generation Kinder zu unterrichten, die an die Stelle jener treten musste, die gefallen waren.
    Als Nächstes suchte George Rat bei Geoffrey Young, der ihn daran erinnerte, dass, falls er beschloss, sich zu verpflichten, jemand anders seinen Platz

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