Berg der Legenden
Andrew.
»Nun, das werden Sie schon bald selbst herausfinden können«, sagte George.
Andrew hob eine Braue. »Wie meinen Sie das?«
»Wir werden Sie zu unserer Hochzeit einladen.«
24
Mittwoch, 29. Juli 1914
»Haben Sie diesen Ausbund an Tugend schon kennengelernt?«, fragte Odell, faltete seine Ausgabe des Manchester Guardian zusammen und legte sie auf den Platz neben sich.
»Nein«, sagte Finch, »aber ich hätte drauf kommen können, dass etwas im Busch ist, als Mallory uns früher verlassen hat und in Richtung Venedig verschwunden ist.«
»Ich glaube, Schriftstellerinnen nennen so etwas eine stürmische Romanze«, sagte Young. »Sie kennen sich erst wenige Monate.«
»Für mich wäre das lang genug«, warf Guy Bullock ein, der nach England zurückgekehrt war. »Ich kann Ihnen versichern, sie ist hinreißend, und jeder, der George in der Vergangenheit vielleicht beneidet hat, wird sich in ein grünäugiges Monster verwandelnd, sobald er sie erblickt.«
»Ich kann es kaum erwarten, das Mädchen kennenzulernen, in das George sich verliebt hat«, grinste Somervell.
»Ich rufe die Versammlung hiermit zur Ordnung«, sagte Young, als der Schaffner rief: »Nächster Halt, Godalming.«
»Erstens«, fuhr Young fort, »hoffe ich, Sie haben alle daran gedacht, Ihre Eispickel mitzubringen …«
***
»Willst du diese Frau zu deinem angetrauten Eheweib nehmen und mit ihr zusammen nach Gottes Ordnung im heiligen Zustand der Ehe leben? Willst du sie lieben, sie trösten, sie ehren und zu ihr stehen in guten wie in schlechten Tagen, und, allen anderen entsagend, dich nur noch ihr hingeben, solange ihr beide lebt?«
George wandte keinen Moment den Blick von Ruth ab, als sein Vater zu ihm sprach. »Ich will«, antwortete er mit fester Stimme.
Lächelnd richtete Reverend Mallory seine Aufmerksamkeit auf die Braut. »Willst du diesen Mann zu deinem angetrauten Ehegatten nehmen, mit ihm zusammen nach Gottes Ordnung im heiligen Zustand der Ehe leben? Willst du ihm gehorchen und dienen, ihn lieben und ehren und zu ihm stehen in guten und in schlechten Tagen, und, allen anderen entsagend, dich nur noch ihm hingeben, solange ihr beide lebt?«
»Ich will«, sagte Ruth, doch nur wenige Menschen jenseits der ersten Bankreihe verstanden ihre Antwort.
»Wer gibt diese Frau, um mit diesem Mann verheiratet zu werden?«, fragte Reverend Mallory.
Mr Thackeray Turner trat vor.
Geoffrey Young reichte, als Georges Trauzeuge, Reverend Mallory einen schlichten Goldring. George steckte ihn über Ruths Ringfinger und sagte: »Mit diesem Ring nehme ich dich zur Frau, mit meinem Leib verehre ich dich und mit all meinen weltlichen Gütern beschenke ich dich.«
Mr Turner hatte ein Lächeln auf den Lippen.
Reverend Mallory fügte noch einmal die rechten Hände des Paares zusammen und verkündete der Gemeinde freudig: »Hiermit erkläre ich euch zu Mann und Frau. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.«
Zu den ersten Takten von Mendelssohns Hochzeitsmarsch küsste George seine Frau zum ersten Mal.
Langsam schritten Mr und Mrs Mallory den Mittelgang hinunter, und George sah erfreut, wie viele seiner Freunde sich die Mühe gemacht hatten und nach Godalming gereist waren. Er entdeckte Rupert Brooke und Lytton Stachey, Maynard und Geoffrey Keynes, ebenso wie Ka Cox. Er saß neben Cottie Sanders, die ihm ein trauriges Lächeln schenkte. Doch die eigentliche Überraschung wartete auf ihn, als sie aus der Kirche in den warmen Sonnenschein traten, denn dort empfing sie eine Ehrengarde, bestehend aus Young, Bullock, Herford, Somervell, Odell und natürlich George Finch. Die glitzernden Eispickel hatten sie zu einem Bogenspalier in die Höhe gereckt, unter dem Braut und Bräutigam entlangschritten, während Konfetti wie Schnee auf sie herabrieselte.
Nach einem Empfang, bei dem es George und Ruth gelang, mit jedem ihrer Gäste ein paar Worte zu wechseln, brachen die Frischvermählten in Mr Turners brandneuem Morris Oxford zu einer zehntägigen Wanderung in die Quantocks auf.
»Was hältst du von den Anstandswauwaus, die mich begleiten, wenn ich der anderen Frau in meinem Leben meine Aufwartung machen werde?«, fragte George, als sie eine leere, gewundene Straße entlangfuhren.
»Ich verstehe, warum du Geoffrey Young so bereitwillig folgst«, erwiderte Ruth und studierte die Landkarte auf ihrem Schoß. »Besonders nach seinen umsichtigen Worten an die Brautjungfern. Odell und Somervell sehen aus, als würden
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