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Berg der Legenden

Berg der Legenden

Titel: Berg der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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als Carter Minor erinnern. Er fiel, als er seinem Land in Mesopotamien diente. Wir werden ihn nie vergessen.«
    Während der Rest der Gemeinde den Kopf senkte und murmelte: »Wir werden ihn nie vergessen«, erhob George sich von seinem Platz, verneigte sich vor dem Altar und marschierte aus der Kapelle. Er blieb erst stehen, als er die High Street von Godalming erreicht hatte, wo er sich in die Schlange junger Männer vor dem örtlichen Rekrutierungsbüro einreihte.
    »Name?«, fragte der Anwerbesergeant, als George an der Reihe war.
    »Mallory.«
    Der Sergeant sah ihn von oben bis unten an. »Sie wissen doch, Sir, dass gemäß dem neuen Einberufungsgesetz Lehrer vom Militärdienst befreit sind?«
    George legte seinen langen, schwarzen Talar und das Barett ab und warf beides in den nächsten Mülleimer.

Drittes Buch
    Niemandsland
    1916

26
    9. Juli 1916
    Meine geliebte Ruth,
    der Tag, an dem wir an der kalten, trostlosen Bahnstation von Godalming Abschied nehmen mussten, war einer der unglücklichsten meines Lebens. Nach meiner Grundausbildung nur ein gemeinsames Wochenende zugestanden zu bekommen, war in der Tat grausam, aber ich verspreche, dass ich Dir jeden Tag schreiben werde.
    Es war freundlich von Dir, mich mit der Versicherung gehen zu lassen, dass Du glaubst, ich würde das Richtige tun, auch wenn Deine Augen Deine wahren Gefühle verrieten.
    In Dover bin ich zu meinem Regiment gestoßen und habe prompt ein paar alte Freunde getroffen. Erinnerst Du Dich an Siegfried Herford? Welch eine schwierige Entscheidung er fällen musste, mit einem deutschen Vater und einer englischen Mutter.
    Am nächsten Tag stachen wir in Richtung ■■■ in See, in einem Boot, das wie ein Sieb leckte und wie ein Korken auf und ab hüpfte. Einer der Burschen behauptete, es müsse ein Geschenk vom Kaiser höchstpersönlich sein. Den Großteil der Überfahrt verbrachten wir damit, mit unserem Feldgeschirr literweise Wasser zurück ins Meer zu schöpfen. Du wirst noch von unserer letzten Reise über den Kanal wissen, dass ich kein großer Seemann bin, aber irgendwie gelang es mir, mich nicht vor den Männern übergeben zu müssen.
    Bei Tagesanbruch legten wir in ■■■ an, ohne viele Anzeichen zu erkennen, dass die Franzosen in diesem Krieg irgendeine Rolle spielen. Ich schloss mich zwei Offizieren, einem Brüderpaar, an und bestellte mir in einem Café ein warmes Croissant und Kaffee. Dort trafen wir einige andere Offiziere, die gerade von der Front kamen und uns rieten, unsere letzte Mahlzeit auf einer Tischdecke (ganz zu schweigen vom Luxus des Porzellans) für mehrere Monate zu genießen. Sie mahnten uns, wie anders der Speisesaal sein würde, in dem wir in weniger als vierundzwanzig Stunden sitzen würden.
    Wie üblich kann ich mich darauf verlassen, irgendetwas vergessen zu haben, und dieses Mal ist es eine Fotografie von Dir. Ich sehne mich verzweifelt danach, Dein Gesicht wiederzusehen, selbst wenn es nur in Schwarz und Weiß ist, also schicke mir bitte den Schnappschuss, den ich in den Derden Heights von Dir gemacht habe, an dem Tag, bevor wir festgenommen wurden. Ich möchte das Bild die ganze Zeit bei mir tragen.
    Gott weiß, wie sehr ich Dich vermisse, und ich begreife immer noch nicht, wie jemand von so vielen Menschen und so viel grimmiger Aktivität und solch ohrenbetäubenden Lärm umgeben sein und sich trotzdem so schrecklich einsam fühlen kann. Ich versuche nur, einen anderen Weg zu finden, um Dir zu sagen, dass ich Dich liebe, obwohl ich weiß, dass Du mich necken würdest, wenn ich behauptete, Du seist die einzige Frau in meinem Leben. Aber Chomolungma betrachte ich bereits als eine alte Flamme.
    Dein Dich liebender Ehemann,
    George
    Sobald George den Brief dem Feldpostbeamten seines Regiments ausgehändigt hatte, wartete er untätig darauf, dass der Lastwagenkonvoi sich in Richtung Front in Bewegung setzte.
    Innerhalb weniger Meilen verwandelte sich die wunderschöne französische Landschaft von Millet und Monet, mit ihrem getupften Grün und hellem Gelb, mit auf den Feldern grasenden Schafen und Kühen, in eine wesentlich hässlichere Leinwand aus verbrannten und verdorrten Bäumen, abgeschlachteten Pferden, Häusern ohne Dächer und einsamen Zivilisten, die auf dem Schachbrett des Krieges zu Bauern geworden waren.
    Unbarmherzig rollte der Konvoi weiter, und ehe George die Möglichkeit hatte, vom Lärm taub zu werden, sah er, wie graue und schwarze Wolken schwefelhaltiger Dämpfe sich bedrohlich

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