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Berge Meere und Giganten (German Edition)

Berge Meere und Giganten (German Edition)

Titel: Berge Meere und Giganten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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schön. Das Wasser könnte so schön sein. Es ist nicht sehr kalt.« Die Fäuste ballte Jeloud: »Ich geh vom Schiff. Wir wollen von den Schiffen. Ich laß mich nicht verhöhnen und versuchen wie El Irak. Ich fahre nach Hause. Spring ins Wasser. Ich hasse das Schiff. Vielleicht wollen sie uns verführen, daß wir ins Wasser springen. Ich lieg nicht wie ein angebundenes Pferd. Es ist genug, Djedaida.« Sie machte trübe Augen. Das Meer klatschte rollte schwer, züngelte über Riffe.
    »Ich will ihn zum Lächeln bringen«, dachte der schwarzbärtige Holyhead. Djedaida von Damaskus, in ihrem gelben Kleid, das feine gelbe Gesicht blickte ihn verächtlich an; sie zog den Schleier über den Mund. »Auch sie ist lieblich, diese Djedaida. Sie trauern. Oh, wenn sie nicht weggehen. Wieviel schöner ist es, ihnen wohlzutun, als an Grönland zu denken.«
    Der weiße Ingenieur berührte den Arm Bou Jelouds, der sich ihm zudrehte. »Ich habe dich seit dem Unglück El Iraks nicht gesehen, Jeloud. Gehst du mir aus dem Wege?« »Dir? Wer bist du?« »Es macht dir keine Freude, sagtest du, wenn ich dir Sand unter die Füße blase, auf dem gefrorenen Wasser. Daran liegt dir nicht, sagtest du.« Bou Jeloud legte den Arm um den Hals Djedaidas: »Sieh diesen Mann an, Djedaida. Er wird Grönland enteisen. Mit mir will er spaßen.« Die Frau den Blick zu Boden: »Komm. Wir gehen von Deck.« Auch der Weiße blickte zu Boden: »Ich konnte El Irak nicht retten, Jeloud. Aber ich möchte dich fragen, ob du Geduld haben willst. Willst du Geduld haben, Jeloud, und du, Djedaida?« Der gelbbraune Syrier, die Augen gelangweilt schließend: »Was will der gelehrte Mann aus London?« Holyhead hob den Blick; er freute sich über den Schmerz Jelouds: »Komm auf mein Arbeitsschiff, Bou Jeloud. Ich will dir etwas zeigen.« Djedaida hielt zuckend Jelouds Arm: »Geh nicht.« »Ich komme nicht, Holyhead. Du willst mich verführen, ins Wasser zu springen, wie Irak.« »Ich bin euch wohlgesinnt, dir und deiner Frau Djedaida. Mir liegt nicht viel an Grönland. Die Sache der großen Stadtschaften, wem ist sie noch etwas. Komm, und wenn du willst, du auch, Djedaida. Wir wollen etwas tun, damit ihr eure Sehnsucht nach der Wüste Il Harra verliert. Das Meer ist auch schön. Ihr werdet froher sein.« »Ich will dir etwas sagen, Holyhead, weißer schlauer Ingenieur. Du glaubst, ich bin ein brauner Tölpel und mit zehn Worten zu verwirren. Ich werde auf dein Schiff kommen. Ich fürchte mich nicht.« Djedaida ließ seinen Arm los. »Ja, ich werde auf dein Schiff kommen. Ich fürchte dich nicht. Ich fürchte mich nicht vor ihm, Djedaida. Er hält mich für den und jenen. Ich komme mit, Holyhead.« Djedaida war zurückgetreten. Sie hielt den Kopf gesenkt, den Arm über der Brust gekreuzt. Flüsterte: »Versprich mir, Holyhead, daß ihm nichts geschieht.« Der schwarzbärtige Ingenieur: »Komm doch mit, Djedaida.« »Versprich mir, daß ihm nichts geschieht.«
    Mit dem beglückten im Innersten erzitternden Weißen ging Bou Jeloud. Seine Stammesgenossen sahen ihn ganze Tage nicht. Er warf sich eines Abends vor Djedaida, grub seinen Kopf in ihren Schoß. Drückte seinen Mund gegen ihre Brust, rieb sein Gesicht an ihren kalten Wangen, stöhnte. Es ginge ihm gut. »Süße Heimat. Liebe Wüste. Lieber Felsen. Lieber Sand. Wir kommen, Djedaida, auf die Wellen, die Wellen, denk dir, die Wellen. Es wird geschehen.« Sie sah zu ihm herunter: »Was hat er aus ihm gemacht.« Aber Bou Jeloud zog sie in seine Kammer, umarmte sie, bis sie schmolz. Er schlief stundenlang in der Kammer bei ihr, fest wie nie seit sie auf dem Schiffe waren.
    Sie ließ ihn, wie er schlief, liegen, huschte zu Holyhead: »Was ist mit Jeloud?« »Sag du, Djedaida.« »Er stöhnt. Er ist wild. Er liegt in seiner Kammer.« »Er war froh. Er klagt mich nicht an.« »Du hast mir versprochen, es soll nichts mit ihm geschehen. Ich – freue mich nicht über ihn.« Sie ging in die Kammer zurück, wo er noch schlief, legte sich zögernd neben ihn. Als sie seine Atmung belauscht hatte, drückte sie sich an ihn. »Djedaida«, flüsterte er träumend in der Finsternis, »ich werde über das Wasser reiten. Das Wasser treten wir mit den Hufen. Wir können es. Das Wasser. Wir werden nach Grönland reiten.« Sie wand sich.
    Bou Jeloud lag nur noch im Schiff des Ingenieurs. Einmal schlich die Frau herüber, ihn zu beobachten. Da stand dünner Rauch vor einer Tür. Der Rauch war zerflossen wie ein Spinngewebe, aber er verschob

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