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Berge Meere und Giganten (German Edition)

Berge Meere und Giganten (German Edition)

Titel: Berge Meere und Giganten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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auf, braunschwarze vielarmige Kopffüßler, Fischschwärme zickzackten. Sie hatten keinen Wunsch, dies zu ändern. Auf den Schiffdecks stehen gefiel ihnen, und die Sucht unten zu sein, auf dem Wasser selbst, das der Wind strich.
    Gäbe es ein Pferd, ein Kamel, das darauf reiten könnte, über das Wasser weg. Und die braungelben Männer, wie sie sich im weißen Burnus über das Eisengeländer legten, kniffen die Augen, lächelten: »Die schwarzen Steppen von Diret it Tulul. Ah, die Luft ist hier kalt. Ei, es wäre schön, schön, über das Wasser zu reiten in einer langen Linie.« Sie summten unter sich.
    Holyhead, ein stiller Londoner Ingenieur, lächelte Bou Jeloud an: »Ich mache dir Eis. Dann kannst du über dem Wasser reiten, soweit du willst.« »Weißt du, was ich will?« »Ich blase dir Sand unter die Füße. Ich streue Sand auf das gefrorene Wasser. Ihr könnt, wenn ihr wollt, zu Fuß oder reitend nach Grönland.«
    »Du machst mir Mondlandschaften vor. Hah! Was seid ihr für Krämer. Will ich Theater! Ich glaube schon, daß ihr alles könnt. Aber mir liegt nichts an dem, was ihr könnt. Nicht soviel.«
    Holyhead lächelte ernst und freundlich, als die Gelbbraunen feierlich davongegangen waren. In seinem Innern aber schwieg etwas. Er hatte den Wunsch, dem schlanken Bou Jeloud wohlzutun. Welche kindlichen schönen Wesen sie waren. Er wollte ihnen gewähren schenken, was er konnte. Sie sollten ihn wieder anlächeln. Holyhead, der plumpe schwarzbärtige melancholisch über sich hängende Mann, war schon gelähmt wie viele auf den Schiffen, die sich ansammelten. Das Schweigen der Senate über den Verlauf der Expedition täuschte ihn nicht. Die furchtbaren Vorgänge auf Island, das menschenverschlingende geheimnisvolle Geschehen erschütterte, schwächte ihn, machte ihn müde. Was war noch das Leben. Er fuhr auf sein Arbeitsschiff. Bou Jeloud sollte lächeln.
    Er traf eines Morgens die Beduinen in ihrer gewohnten Haltung, neugierig freundlich zärtlich an dem Geländer ihres Schiffes liegen. Das Wasser flutete unten, Wind floß um sie. Eisschollen von Norden angetrieben. Bou Jeloud schob die Hände unter seinen Gürtel: »Nicht auf dem Schiff sein. Wir warten noch eine Woche, vielleicht zwei, bis unsere Flotte zusammen ist. Das soll ich ertragen. Und dann die Seefahrt.« Der ältere breite El Irak: »Wir werden Geduld haben.« »Wozu, El Irak? Niemand zwingt uns Geduld zu haben.« »Was meinst du?« »Es ist nicht meine Sache. El Irak, ich bin ein Gefangener. Ich steh am Gitter und blicke herunter. Ich mag ein Schiff nicht.« »Nun, Jeloud.« »Ich bleibe nicht lange hier.« Sie flüsterten finster zusammen. Plötzlich war der auflachende El Irak verschwunden. Und wie sich der weiße Holyhead dem jungen Jeloud näherte, starrte der schlanke Mann im Burnus gespannt auf das Wasser, schrie, warf die Arme hoch: »Seht! Da! Da Irak! El Irak! El Irak!« Das Geländer umsäumt von gurrenden schwatzenden Menschen. Unten ein leeres Boot. Auf einer Eisscholle gebückt der breite Irak, Wasser schöpfend; er spritzte es hoch um sich. Er spazierte lachend am Rand, der Scholle entlang. Glücklich kreischend winkten sie ihm von oben, traten mit den Füßen. Die Scholle fuhr, umfuhr eine Klippe. Rasch entfernte sie sich seitwärts. Sie streckten die Hälse. Da wurde wieder Irak auf der Scholle sichtbar; er war gestürzt, kletterte hoch. Mit dem abgerissenen Burnus winkte er nach dem Schiff herüber angstvoll. Die Beduinen schrien. Auf dem Hinterdeck machte sich ein Flieger los. Da hatte sich auf dem freien Wasser der Scholle Iraks eine möwenbesetzte zweite Scholle genähert, eine kantige bergartige. Iraks überflutete Eisplatte krachte gegen den trägen weißen Berg, schob sich splitternd an ihm hoch; die Möwen schossen pfeifend auf. Unter den gläsernen Trümmern El Irak verschwunden. Flieger Boote im Wasser. Schollenlager und Eisbröckel segelten feierlich im Meer. Die Möwen senkten sich, liefen die Randlinien des Blocks ab.
    Holyhead verbarg sich die nächsten Tage vor den Syriern, die stundenlang auf einem umzäunten Deckteil Gebete verrichteten. Eine Frau mit vollen braunen Armen stand bei dem finsteren Jeloud. »Dir ist nicht wohl bei uns, Djedaida. Du möchtest lieber in Il Harra sein.« »Ach, Jeloud, ich möchte lieber in Il Harra sein.« »Ich auch, Djedaida. Wir sind eine Handvoll Esel. Die Stadtschaften wollen einen neuen Erdteil machen. Was geht es mich an.« Djedaida warf die üppigen Lippen auf: »Der Wind ist

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