Berge Meere und Giganten (German Edition)
Zimmer. Schüttelte den Kopf. Ging zum Fenster, strich am Brett. Schüttelte an sich. Dann. Runzelte die Stirn, hob die Fäuste, zog sich, das Kinn anhebend, knirschend auf den Boden ein. Er bückte sich mit dem Mund auf den Boden, drückte den Mund an. Sein Kreischen drang durch. Die Wache lief an auf dem Gange. Der Hauptmann der Wache klopfte schlug an die Tür, öffnete trat ein. Hob Marduk, zuspringend, auf, der mit gerunzelter Stirn an ihm hing, vor sich stierte und schrie. Er setzte ihn auf das Bett, kleidete ihn an. Führte den schüttelnden zitternden drängenden Mann durch das Zimmer. Der ging nur bis zur Zimmermitte und dann rasch zurück, fragte immer: »Was tu ich hier.« Plötzlich krampfte er sich zusammen, machte sich steif, ließ den Hauptmann los, schrie die Arme weitend: »Wache, Wache!« »Konsul, ich bin hier.« »Lärm. Lärm. Ich will Lärm.« Und gegen die Metallrückwand seines Tisches schlug er mit der Faust: »Ich will Lärm. So. Lärm.«
Er stürzte neben dem Hauptmann auf den nächtigen Hof. Man hatte die Zerschmetterte fortgetragen. Er schüttelte brüllte: »Lärm, Lärm.« Die Soldaten schlugen gegen Blechschirme. Sie schmetterten mit Eisenstäben gegen die Platten. Es war nicht genug. In einem schwarzen engen, immer dichteren Kreis Männer stand er, die die Platten schlugen. Wehklagend, die Arme hochstreckend stürzte er über sich. Sie durften den Rest der Nacht nicht nachgeben. Gespannt stand er in dem Kreis, zitterte schrie näherte sich den Männern im Zickzack. Das Tosen scholl in die Stadt hinein.
Als es hell wurde, ließ er ein Bett in ein leeres Zimmer tragen. Da lag er bis zum Mittag; der schwarze stille Hauptmann wartete bei ihm. Diesen Mann ließ Marduk nicht aus dem Zimmer. Vor ihm weinte keuchte lechzte er sich aus ohne Scham. Am Mittag verließen sie das Zimmer.
Die schneeige Gestalt Jonathans an der ersten Treppe. Jonathan stürzte an Marduk, der die Zähne zusammenbiß, herunter, hielt sein Knie umfaßt. Es war, wie er den Kopf anlegte, als ob er um Verzeihung oder Gnade flehte. Ungeduldig bewegte der Mann oben die Knie, dachte nicht, warum der junge Mensch niederfiel. Den Umhang raffend stieg er auf sein Zimmer. »Wir werden – arbeiten« sagte er mit übergroßen glasigen Augen zu dem Hauptmann. Sprach empfing ordnete. Dachte zwischendurch: »Ich höre nichts. Ich sehe nichts. Was geht vor.«
Leichenblaß matt schlich gegen Abend Desir, der sanfte Freund der Balladeuse, in das Gebäude. Er wollte nicht zu Marduk. Als der von ihm hörte, ließ er ihn holen. Sie standen sich gegenüber. Dem stummen Desir quollen die Tränen aus den Augen. Er ging zum Fenster, aus dem sie gefallen war, streichelte das Brett daran, warf sich am Fenster auf die Knie, schluchzte von Marduk abgewandt. »Du denkst, Desir« zischte er plötzlich, »ich hätte Marion umgebracht.« Der stammelte: »Ich weiß nicht, was ich denken soll.« »Komm her, Desir, komm.« Und wie er anschlich, betrachtete ihn Marduk lange, hielt sich, den Mann umschlingend, an ihm fest, murmelte: »Sie, sie – war gut zu dir. Du hast ihr wohlgetan. Es war gut, Desir.« »Warum ist sie gestorben?« »Nicht fragen, Desir. Nicht fragen.« Und hatte den andern schon losgelassen, war schüttelnd auf den Boden gefallen, schrie stopfte sich hilflos ein Tuch in den Mund; Desir hielt ihn kniend, selber weinend.
Am nächsten Morgen wurde der zerbrochene Körper der Balladeuse verbrannt. Marduk mit dem schwarzen Hauptmann und Desir wohnten der Verbrennung bei. »Ich möchte dir etwas Gutes antun« preßte, wie sie die Halle verließen, Marduk hervor neben dem leichenähnlichen Desir. »Du wirst dann, ich möchte dich darum bitten, die Stadt verlassen. Geh weit weg, mit dem Kinde. Ich werde es dir ermöglichen.« »Was habe ich dir getan, Marduk?« »Nichts. Du wirst mir die Liebe antun, da dich nichts an die Stadt bindet, wegzugehen. Du machst mir eine Freude, Desir. Du wirst es tun.« Der blickte den Konsul an, der obwohl er starr ging, so weich zu ihm sprach wie nie. An der Treppe des Ratsgebäudes stürzte Desir an Marduk herunter: »Mir ist ein großes Leid geschehn.« »Ich weiß, ich weiß« flüsterte Marduk, »aber du wirst die Stadt verlassen.« Er nahm den andern beim Arm. Im Vorraum, in der einsamen blumenbestellten Glashalle, drückte er ihn an sich, hauchend: »Jetzt ist sie weg, weg, Desir. Die Balladeuse ist weg. Jetzt ist es leer. Sie ist Asche. Asche. Asche. Zu mir ist sie gekommen.« Er zitterte fror
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