Berge Meere und Giganten (German Edition)
»Ich bin da. Da hast du mich. Da hast du mich.« Sein ganz offenes glührotes Gesicht, sein Kopf, der hin und her schleuderte, die Mienen aufgelöst.
»Du, Marduk, sieh mich an. Ich habe schon viele Männer gehabt, weiße und farbige. Ich möchte mit dir eine Wette eingehen. Ich weiß, du willst mit mir kämpfen. Ich werde mit dir kämpfen. Wenn du mich zur Lust bewegst, wenn du Lust in mich bringst, wenn ich erliege –« – Sie hatte ihm das Gesicht voll zugewandt, ihre Augen flimmerten, sie warf sich lachend auf die Bank, klatschte die Hände zusammen, ganz leise klang ihr Lachen. »Was ist dann?« »Wer erliegt, Marduk, der muß weg.« »Was meinst du?« »Es ist eine große Wette.« Ihre blaugrauen Augen flimmerten und drehten sich. In ihm schluchzte schlingerte es hin und her. Er war ihr dankbar; ah, sie war ein Weib. »Nimmst du den Kampf auf?« »Wohl, wohl, Marion.«
Sie standen in Umschlingung, sie kicherte zitterte: »Wir müssen die Wette schließen. Ich glaube nichts. Ich weiß nichts. Dies ist die Seligkeit, die ich habe. Wenn ich lache, so mußt du nicht glauben, daß ich selig bin, weil ich am Ziel bin. Ja, ich bin selig, – und auch, weil hier mein Kampfplatz ist. Weil du mein Kampfplatz bist. Hier bin ich zu Haus. Dich wollte ich. Ich habe, habe dich unendlich gehaßt, ganz ohne Maß. Mein Haß war mein Rückgrat. Jetzt hast du dich gestellt. Ich kann dich nicht loslassen, ohne daß ich dich ganz bis in mein Mark hinein gefühlt habe. Ohne daß du mit mir gekämpft hast. Wenn du mich nicht zwingst, mußt du weg. Wer erliegt, muß weg.« »Ja.« »Verstehst du das; der muß weg. So will ich es. Wenn ich dir erliege, wenn ich an dir vergehe, sollst du mich bei der Kehle nehmen und umbringen. Oder was du willst. Das soll geschehen. Es gibt keine Gnade. – Ich bin schon da.«
Sie hatte den Lichtknopf geschlagen, das Licht war erloschen, das Kleid raschelte von ihr. »Ich bin da, Marduk, wo bleibst du.« Eine ganz andere Stimme klang aus ihm, er hörte sie nicht: »Du sollst nicht auf mich warten.« Sie griffen sich im Dunkeln an, warfen sich auf sein Bett. Das hilflose Geschrei in ihm war verstummt, er hatte sichere Arme, er wunderte sich nicht, woher er sie hatte, seine Hände waren fest wie sein Nakken. »Du hältst das wohl für ein Spiel«, stöhnte sie, »mein Lieber, da irrst du. Du glaubst wohl, ich sei ein verliebtes Weib, das sich hinwirft. Du irrst. Ich habe Dutzende Männer gehabt, sage ich dir, farbige und weiße, schöne zarte und starke. Die haben mich alle angefaßt wie du. Ihr seid mir nichts. Ich habe sie weggeworfen. Ich gebe dir meinen Schoß, du brauchst mich nicht zu zwingen. Du brauchst nicht danach zu drängen. Ich rate dir, Marduk, habe Geduld, dir liegt daran zu leben. Nicht wahr, du möchtest in diesem Zimmer sitzen, die Tafeln da blinken auf, du gibst deine Zeichen, du hast deine Waffen, man kann nichts gegen dich. Das – ist – in drei Minuten vorbei, Marduk!« Der Mensch, der sich sonst Marduk nannte, gab zurück: »Ich habe keine Geduld. Du wagst es nicht.« »Ich wag es nicht. Ich wag es nicht. Vielleicht will ich mir noch den Augenblick verlängern mit dir. Zittere ich etwa. Mit dir will ich ringen. Mit dir werde ich ringen.« »Du hast das Licht ausgeschlagen.« Sie hatte seinen Mund gepackt, ihr Mund lag auf seinem; sie stammelte zwischen seinen Zähnen. »Ich will mit dir ringen, nicht mit dir sprechen. Du dummes Mannstier. Du, was bist du denn. Haha, ich fühle dich, zottiger Kerl, bist du stolz auf diese wüste Brust, daß dir ein Bart an den Lippen wächst. Laß dich in den Bart ganz einhüllen. Ich habe schönere Dinge als du. Ich habe einen Busen, an dem Kinder getrunken haben. Meine Haare sind lang. Fein und lang und weich sind sie. Ich hab überall glatte Haut. Wenn ich gehe, auf meinen schönen festen Schenkeln, sehen die dicken unflätigen Mannstiere hinter mir her.« »Warum hast du das Licht ausgeschlagen?« »So ist es. Du kannst sprechen, was du willst.« »Ich werde dir sagen, wer ich bin. Laß meinen Mund frei. Ich küsse dich nicht.« »So sag es mir, so lang du noch lebst.« »Du Unband, du weiches warmes Wesen, ich hab nicht nötig dir zu sagen wer ich bin. Du willst dich vor mir verstecken.« Eine rasende Angst zuckte, dunkelte in ihr auf: »Mein Gott, wer spricht da, mit wem hab ich mich eingelassen? Was hab ich getan? Das wollte ich nicht.« Und dann wieder flutend: »Das wollte ich doch. Das will ich. Das willst du, o Marion Divoise.«
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