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Berge versetzen - das Credo eines Grenzgängers

Berge versetzen - das Credo eines Grenzgängers

Titel: Berge versetzen - das Credo eines Grenzgängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BLV Buchverlag GmbH & Co. KG
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Vorzeichen. Trotzdem, fast jeder ist ehrgeizig. Und er darf es sein. Auch der Ehrgeiz ist Teil der Motivation. Optimale Leistungen kann ich nur erbringen, wenn ich zu meinem Ehrgeiz stehe und das tue, was mir entspricht. Und weil ich nicht in jeder Phase meines Lebens mit jeder Tätigkeit gleich zufrieden, gleich ausgefüllt, gleich glücklich sein kann, ist es für den einen oder anderen zu diesem oder jenem Zeitpunkt vernünftig, wenn er umsteigt von der Tätigkeit A in eine Tätigkeit B.
    In meinem Leben als Grenzgänger bin ich bisher zweimal umgestiegen: Vom jungen, ehrgeizigen Felskletterer, der schwieriger klettern wollte als alle anderen, zum Höhenbergsteiger, der zu guter Letzt alle 14 Achttausendergipfel erreicht hat; dann noch einmal zum Eiswanderer und Wüstendurchquerer. Mit fortschreitendem Alter an Schnellkraft und Geschicklichkeit verlierend, spiele ich heute vor allem meine Ausdauer, meine psychophysische Kraft und Erfahrung aus. Ich schließe nicht aus, dass ich ein drittes und viertes Mal umsteigen werde.
    Mit jedem Umsteigen wurden meine Teams jünger. Nicht nur aus praktischen Gründen – meine Partner hatten sich früher oder später fast alle in bürgerliche Berufe zurückgezogen –, auch ob meines Hingezogenseins zu jungen Leuten. Ich habe mein Umsteigen immer auch mit einer Verjüngung verknüpft. Im jeweils neuen Spielfeld habe ich die jungen Spezialisten, Besessenen angesprochen, um einen Schritt weiter zu gehen, als es bis dahin üblich war.
    Spielen an sich ist ein Verjüngungselement. Umsteigen ist eine Verjüngungskur. Zwei gute Ansätze, wenn ich weiterkommen will. Dabei sehe ich dieses Weiterkommen nicht als »höhere« Aufgabe. Es ist ein selbst gestellter Anspruch. Ein Anspruch an mich. Der Mensch hat auf dieser Erde – abgesehen von der Verantwortung für seine Familie, für Freunde (die wiederum selbst gewollt sind), der Mitverantwortung für die Gemeinschaft – keine »höheren« Aufgaben. Er hat aber das Recht, sich seine Aufgaben selbst zu wählen, sie selbst zu wollen, sich selbst Herausforderungen zu stellen. Menschen, die in diesem Zusammenhang dauernd von Idealen reden, habe ich vielfach als Anspruchsdenker entlarven können. Sie verdecken mit ihremMoralkodex, mit dem Schild des Idealismus, den sie vor sich hertragen, die Ansprüche, die sie hemmungslos an andere stellen. Nicht die Aufgabe, die sie übernehmen, ist ihnen wichtig, sondern der Anspruch, den sie erheben. Es geht ihnen ausschließlich um ihre Person.
    Ich habe die latente Unzufriedenheit, die bei einem Großteil der heutigen Leistungsgesellschaft festzustellen ist, vor allem bei jenen gefunden, die Idealismus, Altruismus und Unterordnung als ihre Tugenden preisen. Sie sind fremdbestimmt. Ihr Idealismus entspringt einem Hunger nach Anerkennung. Ihr Altruismus ist eine Ausrede. Die Unterordnung Versteckspiel. Aus sich selbst heraus Ansprüche an sich zu stellen lehnen sie grundsätzlich ab.
    Die Unzufriedenheit in den reichen Industrieländern ist meiner Meinung nach nur abbaubar mit dem Mut des Einzelnen, seinen eigenen Vorstellungen nachzugeben. Ich bin überzeugt davon, dass jeder von uns individuelle Fähigkeiten hat, zu eindeutig bestimmten Leistungen prädestiniert ist. Dorthin treibt es ihn auch. Wenn er sich nur dorthin gehen ließe! Leider sind nur wenige von uns dazu bereit. Lebensängste hindern viele daran, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.
    Schicksal wird vielfach als eine Macht von außen beschrieben, die wir nicht beeinflussen können. Ich möchte Schicksal als das Geschick bezeichnen, wir selbst zu sein. Jeder Einzelne ist sein Schicksal. Jedem entspricht sein Weg. Es gibt so viele verschiedene Wege, wie es Menschen gibt. Wenn mich junge Menschen fragen, was sie tun müssen, um als Grenzgänger so erfolgreich zu werden wie ich, rate ich ihnen davon ab, meinen Weg zu wiederholen. Nicht mein Weg kann der ihre werden, sondern nur das Suchen nach dem ihren. Mein Weg war oder ist vielleicht (nicht immer!) richtig für mich. Er ist sicherlich falsch für jeden anderen.
    Die Selbsterfahrung ist dabei das Wichtigste. Sie ist immer individuell. Zur Selbsterfahrung gibt es viele Wege, grundsätzlich aber zwei Richtungen: die physische und die psychische. Beide Wege sind richtig, beide sind notwendig. Da Materie begrenzt ist, sind die Grenzen der Körpererfahrung endlich. Der

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