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Berge versetzen - das Credo eines Grenzgängers

Berge versetzen - das Credo eines Grenzgängers

Titel: Berge versetzen - das Credo eines Grenzgängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BLV Buchverlag GmbH & Co. KG
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Neugestalter, Pionier. Neue Strategien zu entwickeln ist mir wichtiger, als den Gipfel zu erreichen.
    Ich lade den besten Bergsteiger Mitteleuropas ein, mitzukommen: Peter Habeler. Er ist mit der schnörkellosen Organisation der Reise einverstanden, und obwohl er keine persönliche Vision einbringt, lässt er sich mitreißen. Stark durch Einfachheit in der Strategie, schnell in der operativen Ausführung wollen wir sein.
    Nicht mehr Budget, Größe der Mannschaft und Materialeinsatz sollen über den Erfolg entscheiden, sondern die Qualität der Mannschaft, das Know-how und die Innovationskraft. Wir wollen auch sehen, ob es gelingt, diese Reise zum Katalysator für eine Revolution im Achttausenderbergsteigen zu machen.
    1.7.1975
    Die Expedition, die ich in knapp zehn Tagen geplant, organisiert und finanziert habe, soll morgen beginnen: die kleinste Expedition, die je zu einem Achttausender aufgebrochen ist. Ohne Sauerstoffgeräte, ohne Hochlager, ohne Fixseile, ohne Hochträger will ich mit Peter den Hidden Peak (8068 m), den elfthöchsten Berg der Erde, über seine schwierige Nordwand angehen. Hin und wieder kommt auch mir dieser Plan verwegen vor. Aber die Zeit drängt.
    4.7.1975
    Ankunft in Rawalpindi (Pakistan). Telefonat mit dem Ministerium für Tourismus (Mintour) wegen der Genehmigung.
    5.7.1975
    Wir fahren nach Islamabad zu Mintour. Ein Begleitoffizier wird uns für Montag, 7. Juli, versprochen.
    Wir treffen auf eine französische Expedition, die den Gasherbrum II bestiegen hat. Die Männer sind niedergeschlagen, da sie in etwa 7600 Meter Höhe einen Kameraden verloren haben. Im Schneesturm gestorben.
    Ihre Expedition hat 100000 Dollar gekostet. Unser Finanzplan: 3000 Dollar müssen reichen. Achttausender-Expeditionen kosten oft sogar Millionen.
    8.7.1975
    Um 11 Uhr kommt unser Begleitoffizier, Captain Khalid. Er macht einen netten Ein-druck, hat Schwung. Zusammen gehen wir zur Versicherungsgesellschaft, zur Polizei. Khalid kontrolliert die Ausrüstung, die wir aus Europa für ihn mitgebracht haben. Er soll/muss uns bis ins Basislager begleiten und genauso ausgerüstet sein wie wir. Er ist zufrieden.
    Alles hängt jetzt von den Flügen nach Skardu ab, die wetterbedingt sind.
    9.7.1975
    Am Vormittag Gespräch mit Mr. Awan von Mintour. Wir bezahlen die Genehmigungs-gebühr von 1000 Dollar, die Versicherungsrate für ein Dutzend Talträger und den Offizier (ca. 100 Dollar).
    10.7.1975
    Wir packen. Morgen soll es nach Skardu gehen: drei Personen, 150 Kilo Expeditionsgepäck.
    12.7.1975
    Mit wenig Hoffnung – der Himmel ist bedeckt – fahren wir zum Flughafen. Um 8 Uhr klart es auf, und gegen 9 Uhr fliegen wir mit einer Hercules (Militärmaschine) nach Skardu. Es geht am Nanga Parbat vorbei, dessen Gipfel in Wolken steckt.
    In Skardu besorgen wir einen Kocher, Benzin, Geschirr, Mehl, Zucker und Dörrobst (winzige Rosinen) als Rationen für die Balti-Träger. Dann suchen wir zwölf Träger und zwei Jeeps und vereinbaren den Start für den nächsten Morgen, 4 Uhr.
    13.7.1975
    Die versprochenen Jeeps kommen drei Stunden zu spät. Ausrede. Benzinknappheit. Über Flüsse, steile Passagen und durch Dörfer fahren wir bis kurz (6 Meilen) vor Dassu. Dort schicken wir die Jeeps zurück und marschieren mit unseren zwölf Trägern los. Es ist heiß. Oft fehlt die Spur eines Weges, Bäche müssen barfuß durchwatet werden. Nach einer kurzen Rast in Dassu gehen wir bis zum Dorfende, wo wir nächtigen. Am Braldo-Fluss breiten wir unsere Matten aus, trinken Tee und essen Tschapati, das Brot der Einheimischen. Da unsere Kehlen ausgedörrt sind und es zu regnen droht, können wir lange nicht einschlafen.
    14.7.1975
    Es ist noch Nacht, als die Geräusche der kochenden Träger mich wecken. Links und rechts unseres Lagers brennen kleine Feuer. Der Himmel ist schwarz. Donnernd wälzt der Fluss Steine.
    Eine Stunde später ist unsere kleine Karawane unterwegs. Einen Tagesmarsch weit bis Tschakpo. Die Hütten dort sind finster und die Mauern brüchig. Die Frauen verschwinden bei unserem Auftauchen. Am Dorfrand finden wir eine kleine Wiese und schlagen in den ersten Nachmittagsstunden unser Zelt auf. Bauern bieten Hühner und Eier an. Die Versorgungsprobleme für die Träger sind bei einer kleinen Gruppe rasch gelöst.
    15.7.1975
    Nach einer verregneten Nacht regnet es am Morgen weiter. Die Träger haben

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