Berger, Fabian
»Irgendjemand spielt mit uns, und er weiß ganz genau, dass wir ihn nicht aufspüren können.«
»Ist ja gut! Reg dich nicht auf. Niemand ist perfekt. Irgendwann macht auch er einen Fehler, und dann haben wir ihn! Verlass dich drauf.«
Lorenz behagte die Situation ganz und gar nicht. Doch Hannah hatte absolut recht: Jeder macht Fehler.
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D as kleine Restaurant im Süden von Köln bestach nicht nur durch sein ausgezeichnetes Essen, sondern besonders durch die private Atmosphäre und die überaus zuvorkommende Bedienung. Lorenz besuchte immer wieder gerne die Pizzeria, und so wurde er gleich nach seinem Eintreffen von Marcello mit einem freundschaftlichen Handschlag begrüßt. Dem kleinen Italiener gelang es, was Hannah an diesem Abend nicht mehr für möglich gehalten hatte: Ein Lächeln umspielte den Mund ihres Vaters und ließ ihn für einen Moment entspannter wirken.
»Jakob! Schön dich zu sehen«, begrüßte ihn Marcello mit leichtem Akzent. Sein Blick schweifte zu Hannah. »Und gleich mit deiner schönen Tochter.« Galant beugte er sich über ihre Hand und deutete einen Kuss an. Er führte die beiden an einen kleinen Tisch und rückte Hannahs Stuhl zurecht, damit sie bequem Platz nehmen konnte. »Was möchtet ihr trinken? Wein? Oder vielleicht ein kühles Bier?«
»Für mich ein Bier«, bestätigte er Marcellos Vorahnung.
»Und die hübsche Hannah?«
»Ein Wasser. Aber ebenso kühl.«
»Kommt sofort.«
Lorenz nahm die gemütliche Stimmung des Restaurants in sich auf. Mit einem Blick in die Speisekarte wich der letzte Rest von Anspannung aus seinem Gesicht. Kurz darauf erschien Marcello bereits mit den Getränken.
»Wisst ihr schon, was ihr essen wollt?«
Lorenz hatte seine Wahl bereits getroffen. »Pizza Salami!« Der Blick in die Karte war für ihn mehr ein Ritual als eine Hilfe bei der Wahl seiner Speise. Wenn er sich recht erinnerte, hatte er hier selten etwas anderes bestellt.
Hannah schloss sich seiner Entscheidung an, noch bevor sie einen Blick auf die Liste der Gerichte geworfen hatte.
Mit einem Lächeln machte der Italiener kehrt und verschwand in der Küche.
»Hast du eigentlich noch etwas über Professor Braun herausbekommen?«, begann Lorenz die Unterhaltung und nahm einen kräftigen Schluck.
Hannah machte sich über eines der kleinen schmackhaften Brötchen her, die Marcello zusammen mit den Getränken auf den Tisch gestellt hatte. Sie bestrich es fingerdick mit Kräuterbutter und anstatt ihm zu antworten, schob sie sich das dampfende Bällchen in den Mund. »Nee«, brachte sie kauend hervor und versprühte kleine Krümel in seine Richtung. Sie nahm die Hand vor den Mund und blickte sich verschämt um. Doch keiner der übrigen Gäste schien von ihrem schlechten Benehmen Notiz genommen zu haben. »Ich bin aber immer noch davon überzeugt, dass er uns etwas verschweigt. Hast du nicht bemerkt, wie angespannt er wirkte, als ich ihn auf diese Therapie angesprochen habe?«
»Natürlich. Aber das könnte auch einen anderen Grund haben. Schließlich scheint dieses Forschungsprojekt vertraulich zu sein. Vielleicht befürchtet er, dass wichtige Informationen nach außen dringen könnten.«
»Und die Sache mit Korte?«, entgegnete sie. »Entweder kennt er ihn und verschweigt es uns oder die Anzahl der Probanden ist größer, als er zugibt.«
Lorenz nickte. »Es würde mich nicht überraschen, wenn Tobias Behrens ebenfalls einer seiner Patienten gewesen ist. Aber wir müssen das nachweisen. Wir werden morgen versuchen, bei der Staatsanwaltschaft die Genehmigung zu erwirken, seine Akten zu beschlagnahmen. Ich wette mit dir, dass wir dort fündig werden.«
Marcello trat mit zwei flachen Tellern an den Tisch und stellte sie vorsichtig ab.
Der Duft nach gebackenem Käse und würziger Salami schlug ihnen entgegen.
Hannah legte das Brötchen sofort beiseite und schnitt sich ihr erstes Dreieck vom Rand nach innen. »Köstlich!« Der Anblick der Pizza hatte nicht zu viel versprochen.
»Morgen werde ich mir noch mal die Wohnungen der beiden Opfer ansehen. Vielleicht haben wir etwas übersehen oder nicht in Zusammenhang bringen können.« Er nahm sich ebenfalls Messer und Gabel.
Nach zehn Minuten hatte Hannah die Hälfte der Pizza verdrückt und hielt plötzlich inne. Sämtliche Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen. Ihr Magen rumorte. Mit vorgehaltener Hand sprang sie von ihrem Stuhl auf und stürmte zur Toilette. Sie stieß die Tür auf, die gleich darauf mit einem Knall hinter ihr
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