Berger, Fabian
Wohnung«, gab sie ihm als Antwort.
»In einer Wohnung? Werden Sie dort festgehalten?«
»Nein, ich bin alleine. Mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen. Es ist alles so merkwürdig. Ich weiß ja nicht einmal, in welcher Straße ich bin. Moment mal ...«
Ein lautes Rascheln drang durch die Leitung. »Hier liegt ein Brief.« Sie las ihm die Adresse vor. »Charlotte Bernstein, Steinbergerstraße 23, hier in Köln.«
Dem Hauptkommissar verschlug es beinahe die Sprache. »Sagten Sie Charlotte Bernstein?«
»Ja. Wieso fragen Sie? Kennen Sie sie?«
Lorenz trat aufs Gaspedal. »Bleiben Sie dort, Frau Berg! Ich bin gleich bei Ihnen.«
-52-
V ollmer hatte sich gleich nach dem Gespräch mit Bosch auf den Weg gemacht und legte bereits die letzten Meter von seinem Wagen zum Haupteingang des Polizeipräsidiums zurück. Auf der Fahrt hatte er sich auf die folgende Unterredung gedanklich vorbereitet und wusste genau, wie er vorgehen musste, um das zu erreichen, was er wollte.
Der Himmel zog sich erneut zu, und dunkle Wolken warfen ihre Schatten auf die Straße. Er betrat das Gebäude, bevor die ersten Regentropfen den Asphalt berührten, und schritt geradewegs zum Aufzug.
Die Dame am Empfang hielt ihn auf. »Hallo, Sie müssen sich erst anmelden!«
Genervt kehrte er um und zeigte seinen Ausweis vor.
»Und zu wem möchten Sie, Herr Vollmer?«
»Zu Hauptkommissar Lorenz. Kriminalkommissariat 11.«
Die Beamtin gab ihm den Ausweis zurück und nachdem er sich in die Besucherliste eingetragen hatte, wies sie ihm den Weg.
Vollmer stand auf dem Flur und linste ins Büro. Die Frau, die er vor einigen Tagen in Begleitung des Hauptkommissars am Tatort gesehen hatte, saß an einem Schreibtisch und nahm gerade einen Schluck aus einer Tasse. Plötzlich schaute sie auf und ihre Blicke trafen sich.
»Gehen Sie einfach hinein.« Der Beamte, bei dem er sich zuvor angemeldet hatte, deutete auf die Tür. »Kommissarin Lorenz erwartet Sie bereits.«
Kaum hatte Vollmer sich bedankt, drehte er sich zu dem Beamten noch einmal um. »Moment mal. Kommissarin Lorenz? Ich habe einen Termin mit Hauptkommissar Jakob Lorenz!«
Der Beamte antwortete gelassen. »Der ist nicht da.«
Hannah winkte Vollmer zu sich und wies mit der Hand auf den Besucherstuhl vor ihrem Schreibtisch.
Verärgert nahm Vollmer Platz. Gleich zu Anfang lief es nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte. Hinzu kam, dass sie äußerst attraktiv war. Lorenz wäre ihm wirklich lieber gewesen. Er hatte sich auf einen männlichen Gegenpart eingestellt. Nun saß eine Frau vor ihm, die ihn allein durch ihr Äußeres aus dem Konzept bringen konnte. Zudem machte sie einen sehr kompetenten Eindruck. Ihr würde er so leicht nichts vormachen können.
»Hauptkommissar Lorenz ist momentan verhindert«, erklärte sie ihm knapp. Sie nahm eine Akte hervor und schlug eine mit Post-it markierte Seite auf. »Sie sind Jan Vollmer, Journalist beim Kölner Blatt und der Autor des Artikels über die ...« Sie beugte sich vor und las die Schlagzeile mit zynischem Unterton vor. »... Bestie von Köln.«
Er grinste. »Aus ihrem Mund klingt es so sensationsgierig«, gab er unschuldig zurück. Dann änderte er abrupt seine Haltung und hob ergebend die Hand. »Sie haben recht, die Headline ist etwas überspitzt, aber im Grunde trifft sie doch den Nagel auf den Kopf. Oder, Frau Lorenz?«
»Kommissarin Lorenz«, korrigierte sie ihn.
Langsam dämmerte es Vollmer, mit wem er es zu tun hatte. Sie musste die Tochter des Alten sein, obwohl die beiden kaum Ähnlichkeit miteinander hatten. Er wäre am liebsten aufgestanden und hätte die Unterredung auf einen anderen Zeitpunkt verschoben. Nun war er sich nicht mehr sicher, das erreichen zu können, was er mit der Veröffentlichung des Artikels bezweckt hatte. Doch er hatte keine andere Wahl. Er musste sich auf die neue Situation einstellen und alles daransetzen, sein angestrebtes Ziel doch noch zu erreichen. Selbst wenn die Umstände alles andere, als optimal für ihn waren.
Hannah hatte das Exemplar der Zeitung auf den Schreibtisch fallen lassen und sah ihn aufmerksam an. »Woher haben Sie die Informationen, die Sie für Ihren Artikel genutzt haben?« Sie klang entschlossen und hatte sich entspannt gegen die Schreibtischkante gelehnt.
Um Zeit zu gewinnen, antwortete er mit einer Gegenfrage. »Welche Informationen meinen Sie?«
Sie beugte sich vor und sah ihn scharf an. »Sie wissen genau, wovon ich rede, Vollmer! Ich rate Ihnen, mich nicht zu verarschen.
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