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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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gerade mutig und kämpferisch aus.
    »Haben wir noch genug Proviant im Keller?« fragte Silvia.
    Der Hausverwalter nickte.
    »Wir verteidigen das Haus und warten ab, was geschieht. Vielleicht ziehen die Franzosen bald ab.«
    Silvia verkleidete sich als Pferdeknecht und schlug sich bis zu Rosellas Palazzo durch. Dort wimmelte es von französischen Offizieren, es war kein Durchkommen. Nur eine schriftliche Nachricht für Rosella konnte sie einem der Mädchen zustecken.
    Durch die Straßen zogen betrunkene Landsknechte und machten sich öffentlich über die Huren her.
    Auf dem Campo de’ Fiori hingen mehrere Söldner am Galgen.
    »Der König greift durch«, hörte sie, als sie sich unter eine Gruppe von Wasserträgern mischte. »Er hat das Plündern unter Todesstrafe gestellt.«
    »Wir sollen wieder alles zurückbekommen.«
    »Besonders die Juden stehen jetzt unter seinem Schutz.«
    »Er verhandelt noch mit dem Papst.«
    »Der bleibt nicht lange, dieser Zwerg. Hauptsache, die Festung Ostia wird endlich befreit und wir kriegen wieder was zu fressen.«
    »Der Papst hat sich in der Engelsburg verschanzt.«
    »Die hohen Herren fressen sich satt, und wir hungern. Wie immer!«
    Wieder zu Hause, sah Silvia, wie ihr Vater von Stunde zu Stunde schwächer wurde. Als er für kurze Zeit zu Bewußtsein kam, flüsterte er mehrmals »Agostino Chigi, der junge Bankherr«.
    »Was ist mit ihm?« fragte Silvia und beugte ihren Kopf ihm zu.
    Aber er küßte sie nur, dann röchelte sein Atem schwer.
    »Was ist mit dem Chigi?«
    »Sie haben mich alle betrogen, beim Spiel und auch sonst. Bedroht und erpreßt. Mir und der Familie Rache angedroht. Daher …«
    Wieder versagte seine Stimme, und er schien zu sterben. Aber dann kam er erneut zu sich und versuchte, Silvias Hand zu greifen. Sein Gesicht war totenbleich, die Bettlaken von Blut durchnäßt. Sie wischte ihm die Stirn ab, flößte ihm Wasser ein, hielt seine Hand.
    »Heirate den jungen Crispo«, flüsterte er mit letzter Kraft. »Sag seinem Vater, ich hätte Beweise … die Alaunminen … deine Mutter …«
    Wieder erstarb seine Stimme, die Augen blieben halb geschlossen. Aber noch atmete er.
    Silvia hielt seine Hand, und obwohl sie sich wie die Hand eines Toten anfühlte, glaubte sie, daß Kraft in sie einströme. Ihren Vater hatte sie immer geliebt. Sie mußte ihn retten! Er konnte noch genesen! Der Allmächtige mußte ein Wunder vollbringen!
    Die Brüder tot, die Mutter tot, der kleine Sandro gestorben – Gott durfte ihr nicht auch noch den Vater nehmen.
    Heirate den jungen Crispo !
    Und sie schickte Giovanni weg, der sie mit verliebten Augen anschaute. Warum nur? Weil sie noch immer Alessandro liebte? Ja, sie liebte ihren Retter, den fernen Kardinal – obwohl sie nicht verstand, warum. Sie müßte ihn hassen! Zumindest müßte er ihr gleichgültig sein! Er hatte sie einfach fallengelassen, vergessen, sich nie erklärt. Sie war nun fast zwanzig Jahre alt und hätte längst heiraten müssen. Eine richtige Frau werden und Kinder in die Welt setzen. Sie wartete auf ihn, obwohl er gar nicht kommen durfte – und sie stieß auch noch Giovanni Crispo zurück. Starb ihr Vater jetzt, war sie ganz allein!
    Silvia wischte sich übers Gesicht. Nein, jetzt keine Tränen!
    Entschlossen erhob sie sich, zog wieder Männerkleider über und schlug sich zum Palazzo der Crispo durch. Unterwegs begegneten ihr Soldaten, die in Reih und Glied nach Süden, zur Porta San Sebastiano, marschierten. Sollte der Franzosenkönig wirklich abziehen? Sie fragte eine junge Hure, die den Männern nachwinkte. Aber die Hure verstand kein Italienisch.
    Der Palazzo der Crispo war offensichtlich verschont worden. Keine Spuren eines Kampfes oder einer Einquartierung. Silvia klopfte, wurde aber unfreundlich abgewiesen. Erst als sie sich zu erkennen gab, durfte sie ins Haus. Schon stürzte ihr Giovanni entgegen. Er wollte sie küssen, aber sie reichte ihm nur die Hand und bat um ein Gespräch mit seinem Vater.
    Der alte Crispo schaute sie mißtrauisch an und erkundigte sich nach seinem alten Freund und Geschäftspartner Rufino.
    »Mein Vater ist verletzt. Aus diesem Grunde verhandele ich mit Euch. Es geht um unser Gut in Frascati und den Ehevertrag.«
    Der alte Crispo schaute sie noch mißtrauischer an und warf einen Blick auf seinen Sohn, der einen Freudenschrei ausgestoßen hatte, aber nun kein Wort mehr herausbrachte.
    »Es ist ungewöhnlich, daß die Braut den eigenen Ehevertrag aushandeln will, sehr ungewöhnlich

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