Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes
Richtige getan habe. Werde , der du bist , hat Pindar gesagt …«
Ich unterbrach ihn. »Du bist, der du wurdest – und diesen Mann habe ich geliebt, liebe ich noch immer.«
Er schaute mich dankbar an und schwieg. Schließlich nahm er meine Hand und führte sie an seinen Mund. In seinen müden Augen sah ich nicht nur Trauer, sondern auch Liebe und Güte. Ich wußte, Alessandro hatte mich immer geliebt.
Wir beteten schließlich für das Seelenheil unserer Tochter, für das Seelenheil der anderen, die zu früh von uns gegangen waren, ja aller Menschen, die nicht werden durften, die sie waren.
Während ich diese Zeilen schrieb, erschien mein Sohn Tiberio, nun auch schon ein ergrauter Mann, in meinem Zimmer. Leise, um mich nicht zu stören, näherte er sich mir und fragte: »Was schreibst du, Mutter? Eine deiner Novellen?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich möchte die Wahrheit über unser Leben schreiben – solange ich dazu noch in der Lage bin.«
Er schaute mich zweifelnd, aber lächelnd an: » Was ist die Wahrheit? fragte Pilatus. Und erhielt er eine Antwort?«
Nun bin ich wieder allein.
Noch immer werfen die zwei Kerzen ihr flackerndes Licht auf das Papier, als huschten die Seelen der Verstorbenen über die Buchstaben. Der Allmächtige gebe mir Zeit und Kraft, sie zu erlösen.
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