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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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daß sie Crispo heiraten sollte. Ich war in meinem Stolz gekränkt, ich war wütend – aber ich kann sie nicht vergessen.«
    Giulia nahm ihn in den Arm. »Jeder kann vergessen. Mein Bruder, du bist Kardinal! Du hast kein Recht, von ihr die Liebe zu fordern, die du selbst nicht geben kannst.«
    Er entwand sich ihren Armen. »Aber ich könnte sie doch geben. Ich kann Silvia nur nicht heiraten.«
    »Willst du sie zu deiner Konkubine machen?«
    Alessandro erschrak.
    »Siehst du«, sagte Giulia.
    Er schüttelte den Kopf und schaute sie an. »Bist du nicht auch eine Konkubine?«
    »Ja, ich bin eine Konkubine.« Sie erwiderte seinen Blick mit einer tiefgründigen Angst in ihren Augen.
    Alessandro begab sich zum Palast des Kardinals della Rovere, wo er Ugo Berthone vorfand. Der Kardinal sei mit Charles, dem Franzosenkönig, nach Frankreich gezogen, habe ihn aber in Rom gelassen.
    »Das trifft sich gut«, sagte Alessandro.
    Wenige Tage später erschien in den frühen Morgenstunden die Kutsche, mit der Giulia nach Capodimonte gebracht werden sollte. Alessandro wollte die Abreise persönlich überwachen und war in der Verkleidung eines venezianischen Kaufmanns erschienen. An seiner Seite, ebenfalls wie ein Kaufmann verkleidet, stand Ugo. Er lächelte Giulia an, und Giulia lächelte, nicht ohne einen Anflug von spöttischer Überlegenheit, zurück. Dann stieg sie wortlos in die Kutsche und mit ihr Ugo. Schließlich beugte sie sich noch einmal aus dem Fenster, nun wieder ernst, und sagte zu Alessandro: »Ich habe einen Einäugigen geheiratet, wie meine Mutter es wollte, und ich wurde die Geliebte des Papstes, wie mein Bruder es wollte. Ende ich jetzt in Gefangenschaft?«
    Sie gab der sie begleitenden Eskorte das Zeichen zum Aufbruch. Dann winkte sie Alessandro doch noch zu. An diesem Morgen fand er ihr Antlitz trotz der klaren und ausgewogenen Gesichtszüge grau und zerstört. Vielleicht lag es auch nur daran, daß sie nicht geschminkt war. Er schaute lange der Kutsche nach.
    Noch am selben Abend setzte er sich hin und schrieb Silvia Ruffini einen Brief. Als er ihn noch einmal durchgelesen hatte, zerriß er ihn und warf die Schnipsel ins Feuer. Er versuchte, Accurse Maynier aufzusuchen, um die Stimmung des Papstes seiner Schwester gegenüber zu erkunden. Aber er traf ihn nicht an.
    Dann begab er sich zu Rosella. Sie empfing ihn und versprach, ihm Geld für seinen Palazzo zu leihen.
    Eine Weile überlegte Alessandro, ob er Crispo aufsuchen sollte. Aber sein Stolz stand dagegen. Natürlich hätte er auch zu Silvia gehen können. Aber er wagte es nicht, und außerdem sagte sein Stolz auch hier: Nein!
    Der Papst war mit dem kruden Krieg gegen die Franzosen und diplomatischen Winkelzügen beschäftigt, rief seine Kardinäle nicht zusammen und war nur für seine Vertrauten zu sprechen. Also nicht für Kardinal Farnese. Von Kardinal della Rovere erhielt Alessandro keine Nachrichten. Aber es sprach sich in Rom herum, daß die Truppen der Liga die französischen Heerteile, die noch im Königreich Neapel geblieben waren, heftig bedrängten und außerdem versuchten, Charles VIII. den Rückweg nach Frankreich abzuschneiden.
    Alessandro ging täglich zum Palazzo Ferriz, um mit einem Architekten die notwendigen Umbaumaßnahmen zu besprechen. Im alten Palazzo Farnese fühlte er sich noch immer nicht wohl, weil die Kritzeleien an den Wänden ihn zu verhöhnen schienen. Der Gestank nach Blut, Mist und Urin war offensichtlich nicht zu vertreiben und verstärkte sich durch die beginnende Sommerhitze. Von Giulia hatte er nur gehört, daß sie sicher in Capodimonte angekommen sei. Sein alter Freund Ugo Berthone sei ein angenehmer Begleiter gewesen und vertreibe ihr ein wenig die Langeweile. Er habe ihr sogar das Schachspiel beigebracht.
    Die Mutter schickte keinen Gruß. Auch von seinem Bruder Angelo hörte Alessandro nichts. Aber was sollte Angelo ihm auch schreiben. Die Hochzeitsvorbereitungen waren sicher in vollem Gange – die Familie Crispo würde bald mit der Familie Farnese verwandtschaftlich verbunden sein. Und damit auch die Familie Ruffini! Das hieß, das einzig übriggebliebene Glied dieser Familie: Silvia. Silvia wurde die Frau des Schwagers seines Bruders. Ja, die Frau des Schwagers seines Bruders.
    Zu Hause erreichte ihn eine kurze Nachricht von Accurse Maynier. Der Heilige Vater sei aufgebracht über das heimliche Verschwinden seiner Geliebten. Er beschuldige sie der Undankbarkeit. Ihren Bruder habe er einen elenden Ränkeschmied

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