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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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sich heftig in sie verliebt. Er weiß, daß sie sich immer nach dir gesehnt hat. Du warst ihr großer Held. Aber der Held hat sie einfach fallengelassen, hat sie vergessen – und außerdem ist er ein Kardinal. Er darf sie gar nicht heiraten.« Und wieder lag Triumph in Angelos Stimme.
    Alessandro fühlte sich erschlagen von den Worten seines Bruders. Und auch von der Art, wie sein Bruder sie vorgebracht hatte. Dies war jetzt die Rache. Die Rache dafür, daß der jüngere Bruder der Stärkere war, der Liebling des Vaters. Unmöglich konnte er jetzt mit Angelo nach Capodimonte zurückrudern. Sie hätten sich heftig gestritten, und dies in einem kleinen Boot. Wie leicht fiel da einer über Bord. Und dann gäbe es wieder Verdächtigungen. Er wollte sich aber weder streiten noch verdächtigen lassen. Er mußte ungestört nachdenken.
    So ließ er Angelo alleine in das Boot steigen.
    »Wir sehen uns nicht mehr«, sagte sein Bruder. Die Stimme klang traurig. »Ich reite morgen in aller Frühe ab. Wir wollen die Franzosen an einem für sie ungünstigen Ort angreifen.«
    »Viel Glück«, antwortete Alessandro kalt. »Wir werden uns spätestens an deinem Hochzeitstag wiedersehen. Wenn du willst, lese ich die Messe. Aber wahrscheinlich ziehst du den Papst vor. Er wird es sich gewiß nicht nehmen lassen, seinen exorzierten Schützling Ippolita zu trauen.«
    In Angelos Augen standen Tränen. Er reichte Alessandro die Hand.
    »Wir sind doch Brüder«, sagte er. »Wir müssen zusammenhalten.«
    Einen Augenblick schwankte Alessandro, ob er nicht doch mit Angelo zurückrudern sollte. Aber dann drehte er sich um, ohne ihm ein Auf Wiedersehen nachzurufen.
    Alessandro fühlte eine zunehmende Trauer. Er schlich zu der Kapelle, die am Ostufer der Insel auf einem Felsvorsprung in den Himmel ragte und deren Innenraum mit uralten Fresken bemalt war, mit streng blickenden Aposteln, die keine Entschuldigung gelten ließen. Er betete und schrie den Gekreuzigten an, er schlug sich seine Fäuste an den Kopf und fiel auf die Knie. Bis tief in die Nacht blieb er hier, aber er erlangte weder Ruhe noch Erlösung. Schließlich schlief er vor dem Altar erschöpft ein.
    Am nächsten Morgen wachte er hungrig auf. Alles, was ihn während der vergangenen Nacht so gequält hatte, schien plötzlich in eine gewisse Ferne gerückt. Aus dem Halbdunkel der Kapelle trat er in das gleißende Sonnenlicht. Um ihn Vogelgezwitscher. Die Blüten der Oleandersträucher umsummt von Bienen. Im Dunst ferngerückt die hochragende Burg von Capodimonte.
    Alessandro reckte sich und versuchte dann, einen Handstand zu machen. Im zweiten Anlauf gelang es ihm. Anschließend rannte er die kurze Strecke zu ihrer Villa. Im Kräutergarten harkte einer der Gärtner und grüßte freundlich. Alessandro holte sich einen Krug Wasser aus dem Brunnen und schaute wieder über die spiegelnde Fläche des Sees.
    Die Wut des vergangenen Tages war gewichen. Er brauchte sich nun nicht mehr zu verstecken, er konnte nach Rom zurückkehren, an seinen ihm angestammten Platz im Konsistorium. Er freute sich sogar darauf, in seiner Kirche Santi Cosma e Damiano, mitten im Trümmerfeld der alten römischen Foren, eine Messe zu lesen – auch wenn vielleicht nur Ziegenhirten, Lumpensammler und alte Bettelhuren sich von ihm segnen ließen. Aber hatte nicht Christus gesagt: Was ihr getan habt an einem meiner geringsten Brüder , das habt ihr mir getan? Ja , er brach das Brot auch mit den Armen und trank den Wein mit den Gestrauchelten. Und während er noch über den See schaute, roch er regelrecht den Duft von Weihrauch und sah sich segnend die Arme heben.
    Aber dann drängte sich ein anderer, beunruhigender Gedanke auf. Seine Schwester Giulia war in Gefahr. Der Borgia würde ihr nicht vergessen, was während des letzten Jahres geschehen war, dieses Zieren und Zerren, gerade in Stunden der Bedrängnis. Auf der anderen Seite: Hatte der Franzosenkönig den Papst nicht derartig geschwächt, daß er sich kaum noch durchsetzen und sich auch keinen privaten Skandal erlauben konnte? Außerdem stellten sich noch andere Fragen: Was war mit della Rovere? Floh er mit Charles nach Frankreich? Mußte Ugo ihn begleiten? War ein Schatten des Verdachts auf den jungen Kardinal Farnese gefallen? Suchten vielleicht schon die Spione der Borgia-Familie nach einem Grund, ihn kaltzustellen oder gar zu ermorden?
    Nein, weder von der Isola Bisentina noch von Capodimonte aus konnte Alessandro beurteilen, was sich in Rom zusammenbraute,

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