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Bergisch Samba

Bergisch Samba

Titel: Bergisch Samba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Minute.«
    »Das gibt's doch nicht.« Er brummelte noch etwas, doch das ging in einem Knacken unter; dann ertönte der Summer.
    Ich ging die Treppe hinauf; von oben wehte irgendwelche Schmusemusik herunter, die mit jeder Stufe, die ich näher kam, lauter wurde.
    Grundmann, ein blonder Typ mit Dressman-Figur, stand in der Wohnungstür. Er trug ein Handtuch um die Hüfte. Die Wohnung hinter ihm war sanft beleuchtet. Es duftete nach Parfüm.
    »Es tut mir Leid, dass ich Sie störe«, sagte ich, »aber ich muss Sie noch einmal zu Ihrer Aussage vom April befragen.«
    »Welche Aussage?«
    »Ich dachte, Sie hätten sich daran erinnert. Die Sache mit dem toten Kind …«
    Er nickte nachdenklich. »Hat das nicht Zeit bis morgen? Ich meine …«
    »Die Zeit drängt, Herr Grundmann. Darf ich reinkommen?«
    Ich glaubte, in einem der hinteren Zimmer eine Bewegung wahrzunehmen. Grundmann drehte sich kurz um. »Ehrlich gesagt… es ist jetzt gerade sehr ungünstig.«
    »Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Reden Sie mit Ihrem Besuch, und dann ziehen Sie sich was über. Ich warte unten vor der Tür auf Sie. Zwei Minuten, dann sind Sie mich wieder los.«
    Er sah sich unsicher um und nickte dann. Die Tür ging wieder zu, und ich schlenderte die Treppe hinunter.
    Als ich die Glastür aufstieß, wischte mir ein kalter Wind entgegen, dazu ein paar Regentropfen. Ich schloss die Tür wieder und wartete innen.
    Die Beleuchtung ging aus. Ich drückte den rot leuchtenden Knopf und sah auf die Straße, bis das Licht wieder erlosch. Danach hatte ich keine Lust mehr auf das stechende Neonlicht.
    Oben wurde es lebendig. Eine Tür wurde geöffnet, das Licht ging an. Grundmann wechselte noch ein paar Worte mit jemandem.
    »… gleich wieder da«, hörte ich ihn sagen. Dann knallte die Tür zu, und eilige Schritte kamen herunter. Grundmann bremste ab, als er mich erreicht hatte. Er hatte einen Trenchcoat übergeworfen. Darunter sahen nackte Beine hervor; die Füße steckten in Tennisschuhen. Er sah durch das Glas der Haustür. »Ist das ein Mistwetter.«
    »Dann unterhalten wir uns hier drin.«
    Er nickte. »Aber nicht so laut. Sonst kriegen die Nachbarn alles mit.«
    »Kein Problem.«
    »Was wollen Sie denn nun wissen?«
    »Wie gesagt. Es geht um den Fall mit dem toten Kind vor acht Monaten. Erzählen Sie mir doch bitte ganz genau, wie Sie das Kind gefunden haben.«
    Grundmann atmete deutlich aus. »Tja, was soll ich da erzählen? Ich war im ›Luzifer‹. In dieser Kneipe in der Potsdamer Straße.«
    »Ich kenne sie.«
    »Und als es so zwölf Uhr war, wurde es langsam Zeit für mich. Ich verließ die Kneipe und sah das Kind da liegen. Etwas weiter weg.«     
    »Und dann haben Sie die Polizei gerufen?«
    »Ich hatte kein Handy dabei. Ich bin dann wieder ins ›Luzifer‹ und habe von da aus telefoniert.«
    »Und was geschah dann?«
    »Alle wollten wissen, was da los war. Manche standen direkt neben mir, als ich telefoniert habe, und haben es gleich mitgekriegt.
    Ich bin dann wieder raus, um auf die Polizei zu warten. Da sind schon einige mitgekommen. Die Polizei war ziemlich schnell da.«
    Es klickte kurz, und das Licht ging wieder aus. Er wollte auf den Knopf drücken, aber ich hielt ihn zurück. »Lassen Sie es aus.«
    »Kann ich jetzt wieder raufgehen? Ich verstehe nicht, warum Sie mich dafür gestört haben.«
    »Haben Sie den weißen Transporter gesehen?«, fragte ich.
    »Was für einen weißen Transporter?«
    »Das ist der Grund, warum die Ermittlungen wieder aufgenommen worden sind«, behauptete ich. »Jemand hat einen weißen Transporter beobachtet, der kurz vor Mitternacht von der Konrad-Adenauer-Straße in die Potsdamer einbog. Entgegen der Einbahnstraße. Es könnte sein, dass es da einen Zusammenhang gibt.«
    »Ich habe ihn nicht gesehen.«
    Ich versuchte, mir die Szene vorzustellen. Wie Grundmann aus der Kneipe kam, dann die hundert Meter ging …
    »Und das Kind hat einfach so dagelegen?«, fragte ich. »Es war niemand in der Nähe?«
    Grundmann nickte. »Ich habe erst gedacht, es sei ein Bündel. Aus Stoff oder so. Aber als ich kurz davor war, habe ich den Kopf gesehen und das viele Blut.«
    »Und dann sind Sie sofort zurückgelaufen?«
    »Ich habe das Kind noch kurz untersucht.«
    »Können Sie das denn?«
    »Ich bin Arzt. Ich mache gerade mein Praktikum im Städtischen Klinikum.«
    Das hatte in der Zeitung gestanden. »Verstehe«, sagte ich. »Und? War das Kind tot, als Sie es gefunden haben?«
    »Ich konnte keinen Puls

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