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Bergisch Samba

Bergisch Samba

Titel: Bergisch Samba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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»Ich fange ganz von vorn an und mache mir selbst mein Bild. Also: Was hat euch die Polizei alles gefragt?«
    »Ob uns was Besonderes aufgefallen wäre. Ob wir jemanden gesehen hätten und so weiter. Aber was hätten wir sehen sollen? Wir waren ja hier drin, als es passiert ist.«
    »Wer war der Mann, der das Mädchen gefunden hat? Der hereingestürzt kam und die Polizei rief?«
    Beide sahen sich nachdenklich an und schüttelten die Köpfe.
    »War er ein Stammgast?«
    Die eine zuckte mit den Schultern. »Das wäre zu viel gesagt. Er ist öfters hier gewesen, das schon. Aber Stammgast…«
    »Wie heißt er?«
    »Keine Ahnung. Das müsste nun aber wirklich in den Polizeiakten stehen.«
    »Tut es nicht«, behauptete ich einfach. »Keiner weiß, wer er war.«
    »Das ist ja merkwürdig.«
    »Auch die Polizei macht Fehler«, sagte ich und erntete wieder zustimmendes Nicken. »Gibt es eine Möglichkeit herauszufinden, wie er heißt?«
    Die beiden legten die Stirn in Falten und dachten intensiv nach.
    »Ist er nach der Sache mit dem Kind hier wieder aufgetaucht?«
    »Kann sein. Ich habe nicht darauf geachtet«, sagte die eine. »Und du?«
    Die andere nickte. »Mir fällt was ein. Er ist noch mal da gewesen. Ich weiß es ganz genau. Er hat sich lange mit Eva unterhalten, und da ist es auch um die Sache mit dem Kind gegangen. Das war irgendwann im Sommer, als es so heiß war. Da wollten wir gerade gehen, und sie haben draußen gesessen.«
    »Stimmt! Der Typ von Eva. Eva ist Arzthelferin in einer Praxis in Ohligs, und sie war eine alte Schulkameradin von uns. Sie kommt nur ganz selten her …«
    »… und sie hat sich mit dem Typen über irgendwas Jobmäßiges unterhalten. Er ist nämlich Arzt oder so.«
    »Und wie heißt er?«, hakte ich nach.
    »Rufen wir doch Eva einfach mal an.« Eine von den beiden zog ein Handy aus der Tasche. »Ich geh mal eben nach draußen. Hier drin ist es so laut.«
    Sie verschwand in Richtung Ausgang, und ich blieb mit ihrer Schwester am Billardtisch stehen.
    »Na?«, fragte sie. »Spielen Sie auch Billard?«
    »Ich hab's noch nicht probiert.«
    »Wir könnten die Partie zu Ende spielen.«
    Ich kämpfte immer noch gegen den Eindruck, mit einer Zweitausgabe von Svetlana zu reden, und das Mädchen deutete mein Zögern als Schüchternheit.
    »Das lernt sich«, sagte sie und nahm meine linke Hand. »Erst mal eine Faust machen. So.«
    Der Billardlehrgang ging langsam voran. Ich hatte gerade einmal die Kugel angetippt, da kam ihre Schwester zurück.
    »Bingo«, rief sie. »Ich habe den Namen und sogar die Adresse von dem Typen. Eva hat sich damals alles aufgeschrieben. Den Kerl hat sie an dem Abend aufgerissen, dann aber nichts mehr von ihm gehört.« Sie lächelte ihre Schwester verschwörerisch an. »Dieser Roland soll ein ganz schönes Schnittchen sein. Eva wartet heute noch auf seinen Rückruf.« Und an mich gewandt: »Sie können ihn ja mal dran erinnern, wenn Sie mit ihm sprechen. Hier.«
    Sie gab mir einen Zettel. »Roland Grundmann« las ich. Darunter stand eine Adresse: »Hildegardisstraße«.
    »Das ist ganz in der Nähe«, sagte Janine oder Stella. »Man kann zu Fuß hingehen.«
    Als ich das »Luzifer« verließ, überlegte ich einen Moment, ob ich Grundmann lieber erst anrufen sollte. Ich sah auf die Uhr; es war kurz vor neun. Entweder war er zu Hause oder nicht. Und wenn er zu Hause war, konnte ich auch gleich hingehen.
    In ein paar Minuten war ich da. Es war eine dieser Gegenden, in denen sich Wohnhäuser mit alten Industriearealen abwechseln. Für mich besaßen solche Viertel immer etwas Trostloses.
    Grundmann wohnte in einem Eckhaus, das gleich an der Straßenabzweigung auf der rechten Seite lag. Davor verlief, halb im Asphalt vergraben, eine alte Bahnschiene. Sie kam aus dem Nichts und führte ins Nichts.
    Ich betrachtete die Fassade. Im dritten Stock war gedämpftes Licht zu erkennen. Dann sah ich mir die Klingelknöpfe neben der Tür an. Grundmanns Name stand in der vierten Zeile von unten. Da im Parterre auch Leute wohnten, passte das wohl zusammen. Ich drückte dreimal kurz hintereinander auf den Knopf und trat ein paar Schritte zurück.
    Die Beleuchtung oben veränderte sich nicht. Ich stand eine Weile herum. Nichts tat sich. Ich klingelte erneut.
    »Ja, was ist denn?«, kam es ärgerlich aus der Sprechanlage.
    »Herr Grundmann?«
    »Ja!«
    »Rott. Privatermittlung. Ich hätte ein paar Fragen an Sie.«
    »Was?«
    »Es geht um Ihre Zeugenaussage vom April. Es dauert nur eine

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