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Bergisch Samba

Bergisch Samba

Titel: Bergisch Samba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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anschnallte.
    »Roter Golf Diesel, Baujahr 1989- Habe ich geerbt«, sagte er in das Dröhnen hinein.
    »Meiner ist genauso alt. Und dasselbe Modell.«
    »Wer weiß«, rief Fischer. »Vielleicht sind sie ja gemeinsam vom Band gelaufen und freuen sich, wenn sie sich jetzt wiedersehen.«
    Ein paar Minuten später erreichten wir das Haus von Broichs. Mittlerweile war die Nacht hereingebrochen. Hinter einem Fenster brannte Licht.
    »Das sind komische Leute«, sagte Fischer. »Total braun. Der Typ hat mal für die Republikaner in Gummersbach kandidiert. Übrigens - da fällt mir noch was zu Ratnik ein.«
    »Was denn?«
    »Der hat sich für eine ganz komische Sache interessiert. Davon hat er mir zweimal erzählt. Wenn man bedenkt, dass wir uns kaum gesprochen haben.«
    »Machen Sie es nicht so spannend.«
    »Na ja, die Sache ist etwas eigenartig.«
    »Sagen Sie es einfach.«
    Fischer holte Luft. »Es gibt hier irgendwo angeblich einen Hakenkreuzwald.«
    »Einen was?«
    »Einen Hakenkreuzwald. Bäume, die in Form eines großen Hakenkreuzes angepflanzt sind. Ratnik hat davon erzählt.«
    »Moment«, warf ich ein. »Sie meinen, das gab es einmal. So was hat doch ganz sicher nicht fast sechzig Jahre Nachkriegszeit überlebt.«
    Fischer seufzte. »Ich sagte ja, dass es eigenartig klingt. Ratnik war jedenfalls davon überzeugt.«
    »Wo soll der denn liegen?«
    »Das wusste Ratnik auch nicht. Jedenfalls nicht, als ich zuletzt mit ihm sprach. Vielleicht hat er es später herausgefunden.«     
    »Meinte er wirklich einen Wald hier im Bergischen Land?«
    »Ich glaube schon.«
    »Klingt gruselig. Kann es sein, dass es da eine Verbindung zu der Frau und dem Kind gibt?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Kann dieser geheimnisvolle Wald etwas mit dem Tod des Kindes zu tun haben?«
    Fischer schüttelte den Kopf. »Mir ist die Sache nur gerade eingefallen, weil wir hier bei Broichs stehen. Das ist alles. Vielleicht hätte ich sonst gar nicht mehr daran gedacht.«
    Ich holte meine Visitenkarte hervor. »Wenn Ihnen noch was zu der Geschichte einfällt, oder wenn Sie jemanden zu der Hütte gehen sehen - rufen Sie mich bitte an.«
    Er nahm die Karte und nickte.
    Ich stieg aus, und Fischer fuhr mit seinem Doppelgänger von meinem Wagen davon.
    Ich stand allein vor dem Haus der Broichs. Fernsehgeräusche drangen durch die Haustür. Nach einer Weile wurden sie lauter; die Werbung begann. Jemand drückte den Ton weg und sagte etwas.
    Ich ging zur Tür. Der Bewegungsmelder tauchte mich schlagartig in helles Licht.
    Dann klingelte ich.
    Schlurfende Schritte näherten sich. Frau Broich öffnete und sah mich mürrisch an. »Fahren Sie jetzt Ihren Wagen weg?«
    Ich erklärte, dass ich noch etwas fragen wollte. Hinter ihr sah ich ihren Mann. Umso besser, dachte ich, dann hören gleich beide zu.
    Als ich berichtete, dass die Hütte abgebrannt war, wirkten beide überrascht, und mir kam ihre Reaktion echt vor. Trotzdem wollte ich es genau wissen.
    »Wo waren Sie denn heute?«, fragte ich.
    »Heute Morgen bei der Schwiegermutter in Olpe«, sagte Frau Broich. »Und dann haben wir noch in Gummersbach eingekauft.«
    »Wann sind Sie zurückgekommen?«
    »Am Nachmittag«, sagte Herr Broich. »Und dann habe ich mich gleich an das Motorrad gemacht.«
    »Haben Sie gestern oder heute hier draußen jemand Fremdes gesehen?«
    Schulterzucken. Kopfschütteln.
    »Schönen Abend noch«, sagte ich und ging zum Wagen.

7. Kapitel
    »Das ist ja eine furchtbare Geschichte, Herr Rott«, sagte Frau Weitershagen. »Sie meinen, das arme Kind hat in einer Hütte gelebt? Irgendwo im Wald? Ganz abgeschieden?«
    »Ich denke, das können wir als erwiesen annehmen«, erwiderte ich, während ich den Golf über die dunkle Bundesstraße Richtung Wuppertal lenkte, das Telefon am Ohr. Trotz Vorschrift hatte ich immer noch keine Freisprechanlage. »Die nächste Frage ist nun: Was ist aus den Eltern geworden?«
    »Wie schätzen Sie diesen Musikkritiker und die Leute aus der Nachbarschaft ein? Sind Sie sicher, dass sie nichts damit zu tun haben?«
    »Schwer zu sagen.« Ich überlegte, ob Broich im Strafregister stand. Mölich war vielleicht in der Lage, mir das zu sagen. Ich musste sowieso mit ihm wegen der ausgebrannten Hütte und den neuen Informationen über das Kind reden. Vielleicht machten diese Entdeckungen so viel Eindruck auf ihn, dass er mir endlich mal entgegenkam.
    »Glauben Sie, dass dieser Hauptkommissar Mölich Ihnen jetzt ein bisschen hilft?«, fragte Frau Weitershagen, als

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