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Bergisch Samba

Bergisch Samba

Titel: Bergisch Samba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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heute an Ihrem Haus vorbei der Hütte genähert hat?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe den ganzen Tag Musik gehört.« Er deutete auf eine Box, die neben einem Stereoturm auf dem Boden stand. »Mozart« war in dicken gelben Lettern darauf zu lesen. »Eine neue Aufnahme seiner großen Sinfonien. Damit haben Sie eine Weile zu tun, das kann ich Ihnen sagen. Übrigens, darf ich Ihnen was anbieten?«
    »Nein danke«, sagte ich. »Das heißt, Sie haben niemanden gesehen?«
    »Nein.«
    »Ist Ihnen in letzter Zeit ein weißer Transporter oder ein brauner Opel mit Solinger Kennzeichen aufgefallen?«
    »Auch nicht, aber ich gehe wenig aus dem Haus.«
    »Was ist nun mit diesem Jonas Ratnik?
    »Was soll mit ihm sein?«
    »Frau Broich hat mir erzählt, dass er etwas sonderbar gewesen sein soll.«
    »Was ist schon sonderbar?«, sagte Fischer und grinste. »Wir sind doch alle sonderbar, oder nicht? Ich sitze den ganzen Tag hier rum, höre eine CD, schreibe dreißig Zeilen und höre die nächste. Sie verbringen Ihre Zeit damit, irgendwelche Fälle zu lösen. Der alte Broich bastelt ewig an seinem Motorrad herum, obwohl er überhaupt keine Ahnung davon hat. Seit zwei Jahren will er das Ding flott machen und damit Ausflüge durchs Bergische Land unternehmen. Angeblich hat er das in seiner Jugend ganz oft getan. Aber es wird nichts draus, weil er das Ding einfach nicht ans Laufen kriegt.«
    »Als ich dort ankam, habe ich es gesehen.«
    »Da fragt man sich doch, wer der Sonderbarste von uns ist. Ich glaube, Broich hat ganz gute Chancen.«
    »Ich weiß, was Sie meinen. Aber ich muss etwas über Ratnik erfahren. Zunächst mal - wie alt war er?«
    »Keine Ahnung. Das habe ich ihn nicht gefragt.«
    »Ungefähr.«
    »So Mitte dreißig.«
    »Wohnt er immer noch in der Hütte?«
    »Sie haben doch gerade gesagt, sie sei abgebrannt.«
    »Bis heute Morgen war sie es wahrscheinlich noch nicht.«
    »Haben Ihnen die Broichs nicht erzählt, was aus ihm geworden ist?«
    »Die wussten nichts.«
    »Er hat seinen Traum verwirklicht.«
    »Seinen Traum?«
    »So, wie Broich davon träumt, auf dem alten Motorrad zu fahren, hatte auch Ratnik einen Traum.«
    »Lassen Sie mich raten«, sagte ich und dachte an die Bücher, die ich in der Hütte gesehen hatte. »Er wollte nach Kanada.«
    Fischer nickte. »So ist es.«
    »Richtig ausgewandert? Wann?«
    Fischer runzelte die Stirn. »Auf jeden Fall dieses Jahr. Im Frühling oder so.«
    »Vielleicht im April?«
    »Das kommt hin. Wissen Sie, wir haben uns sehr selten gesehen. Wir sind ja alle Einsiedler hier. Wir wollen im Grunde nichts miteinander zu tun haben. Ich habe mit Ratnik nur ein paarmal gesprochen. Das erste Mal, als er in die Hütte zog.«
    »Wann war das?«
    »Das ist schon Jahre her. Sechs bestimmt.«
    »Und dann?«
    »Da kam er hier am Haus mit einer Frau und einem Kind vorbei. Es war Sommer, und ich war gerade draußen. Wir haben ein paar Worte gewechselt.«
    »War es dieses Kind?« Ich hielt den Zeitungsausschnitt in die Höhe. Fischer sah kaum hin.
    »Keine Ahnung. Als ich es sah, war es ein Baby. Die Frau hatte es in so einem Tragegurt. Ich habe es kein zweites Mal gesehen. Die Frau auch nicht.«
    »Kann es sein, dass das Kind auf der Hütte geboren wurde?«
    »Möglich.«
    »Wann haben Sie das letzte Mal mit Ratnik Kontakt gehabt?«
    »Als er mir sagte, dass er auswandern würde. Er sagte, er hätte alles geregelt. Mit den Papieren und so.«
    »Hat er was darüber gesagt, dass er die Frau und das Kind mitnehmen wollte?«
    »Nein, aber davon bin ich ausgegangen. Er wird es auch getan haben.«
    »Das Kind aber nicht, wie man sieht.«
    Er studierte noch einmal das Blatt.
    »Glauben Sie wirklich, dass es sich um dasselbe Kind handelt?«, fragte er.
    »Ich bin mir ziemlich sicher.«
    Er schüttelte den Kopf. »Merkwürdige Geschichte.«
    »Ja«, sagte ich, »zumal ich das mit dem Auswandern nicht so richtig glauben kann.«
    »Warum?«
    Ich erzählte Fischer, dass ich auf der Hütte Hausrat und Bücher gesehen hatte. »Es sieht nicht so aus, als sei jemand da oben ausgezogen.«
    Fischer machte ein ratloses Gesicht. »Ich weiß es auch nicht.«
    Wir schwiegen eine Weile. »Kann es sein, dass Ratnik das Kind getötet hat?«, fragte ich dann.
    »Was? Warum hätte er das tun sollen?«
    »Vielleicht hat er für das Kind keine Papiere bekommen. Und vielleicht war er nicht bereit, auf seinen Traum vom Auswandern wegen des Kindes zu verzichten.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen. Ratnik war ein

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