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Bergisch Samba

Bergisch Samba

Titel: Bergisch Samba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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hätte sie meine Gedanken gelesen.
    »Darum wird er nicht herumkommen. Immerhin liefere ich ihm wichtige Informationen zur Lösung des Falles auf dem Silbertablett. Ich kenne die Polizei. Erst haben sie Angst, dass man sich einmischt. Wenn man dann - entschuldigen Sie - die Drecksarbeit gemacht hat, sind sie froh, wenn sie mit einem zusammenarbeiten können.«
    Frau Weitershagen wünschte mir noch einen schönen Abend und legte auf. Ich erreichte Remscheid, und hier war die freie Fahrt über die Bundesstraße zu Ende. Es herrschte Feierabendverkehr. Die nächsten paar Kilometer bis Wuppertal kosteten mich eine Dreiviertelstunde.
    Beim Gedanken an mein einsames Wohnbüro grauste es mir. In Elberfeld angekommen, nahm ich gleich die steile Straße hinauf zum Brill - vorbei an den schönen alten Villen, die neben der Schwebebahn und dem Friedrich-Engels-Haus zu Wuppertals Sehenswürdigkeiten gehören.
    Jutta wohnte ganz oben am Berg. Wenn man auf der Briller Höhe geparkt hatte, musste man durch eine schmiedeeiserne Pforte gehen und exakt vierundfünfzig Stufen hinter sich bringen. Dann befand man sich vor der Eingangstür von Juttas monströsem Hangbungalow. Beim Aufstieg, der wegen meiner wunden Füße ziemlich schmerzhaft war, sah ich hinter den Panoramascheiben gedämpftes Licht. Jutta war also zu Hause.
    Ich drückte auf die Klingel, von weit weg ertönte ein dunkles »Ding-Dong«. Zwischenzeitlich hatte Jutta mal einen Klingelton einbauen lassen, der eine halbe Mozart-Oper abspielte, wenn man zu ihr wollte. Zum Glück hatte sie diese Zumutung bald wieder entfernt.
    Trotzdem würde mich ganz sicher gleich irgendeine neue Überraschung erwarten. Jutta, die seit ihrer Heirat mit einem von Hause aus sehr reichen und deutlich älteren Beamten im Geld schwamm, schien es darauf anzulegen, herauszufinden, für was man alles seine Euros zum Fenster rauswerfen konnte. Zumal ihr Ehemann ihr keinerlei Beschränkungen auferlegen konnte, denn er war kurz nach der Hochzeit gestorben und hatte Jutta als reiche Witwe zurückgelassen.
    Hinter der Scheibe wurde eine Bewegung sichtbar. Außen ging das Licht an.
    »Was machst du denn hier?«, fragte Jutta, als sie die Tür geöffnet hatte.
    »Ich dachte, du freust dich, wenn ich dich besuche. Jedenfalls hat das gestern noch so geklungen.«
    »Entschuldige. Aber ich bin gerade mit einer wichtigen Sache beschäftigt.«
    »Darf ich trotzdem reinkommen?«
    »Ja klar.«
    Ich ging in die geräumige Diele, und sie senkte den Blick auf meine Schuhe, die nicht gerade dem entsprachen, was Jutta als »sauber« bezeichnet hätte.
    »Zieh um Gottes willen diese Treter aus. Was hast du denn mit denen angestellt?«
    Ich hob den einen Fuß und friemelte die Schnürsenkel auf. »Ermittlungen im Bergischen Land«, sagte ich. »Ganz tief drinnen. Wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Und es war ein voller Erfolg.« Ich genoss das Gefühl, endlich die Schuhe los zu sein. Jutta schien erst in diesem Moment einzufallen, worum es ging. Typisch: Dabei hatten wir erst gestern Abend ausführlich über meinen aktuellen Fall gesprochen. Ihre neue Beschäftigung nahm sie wohl wirklich sehr in Anspruch.
    »Die Sache mit dem toten Kind? Mit dem Streichquartett? Hast du rausgekriegt, wer das Kind war?«
    »Fast. Dafür musste ich aber eine Verfolgungsjagd und mehrere Gewaltmärsche überstehen.«
    »Übertreib mal nicht.« Jutta wischte sich die schulterlangen Haare aus dem Gesicht. Sie trug schon wieder eine neue Haarfarbe. Das Blond war deutlich heller als sonst.
    Ich folgte ihr durch die hintere große Glastür in den Wohnbereich. Mit welch gigantischem Wohnraum diese Frau doch gesegnet war! Im Marmorboden spiegelte sich die weit hinuntergedimmte Beleuchtung. Hinter der Fensterfront lag ein Lichtermeer - Wuppertal von oben. Auf dem Glastisch neben dem weißen Ledersofa stand ein Weinglas, in dem es rötlich schimmerte. Die Bar - eine frei im Raum stehende kreisrunde Säule, die bis zur Decke reichte - war offen. Wunderbar. Gleich würde mir Jutta einen Drink anbieten, und …
    Plötzlich stutzte ich. Da stand in einer Ecke des Wohnzimmers etwas Großes, Schwarzes, das ich dort noch nie gesehen hatte.
    »Was ist das denn?«, fragte ich, umrundete die Bar und bekam schließlich das ganze Ding ins Blickfeld. Es hatte gigantische Ausmaße, glänzte in Hochpolitur und erinnerte irgendwie an den Monolithen aus Kubricks »2001«.
    »Ein Konzertflügel«, sagte Jutta. »Hast du so was noch nie gesehen?«
    »Doch«,

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