Bergisch Samba
brauchst du die?«
»Wer weiß, wo die hinfahren? Es ist vielleicht günstig, das Ganze auch auf der Karte zu verfolgen.«
»Das ist nicht nötig«, sagte Jutta und drückte auf ein paar Knöpfe auf der Konsole über dem CD-Player. »Das Navigationssystem sagt uns, wo wir sind.«
»Wunderbar. Jetzt hoffen wir nur noch, dass wir mit deinem Rennwagen nicht auffallen.«
Die Dückraths fuhren auf eine Schnellstraße, die wie eine Autobahn aussah. Links und rechts begrenzten Schallschutzwände die Sicht. Immer wieder kamen Ausfahrten; der weiße Transporter raste daran vorbei.
»Was werden die jetzt wohl groß unternehmen?«, fragte Jutta. »Wenn sie nicht gerade einkaufen fahren, dann sind sie vielleicht nach Wiehl unterwegs, um das Auto einzusammeln, das du kaputtgemacht hast.«
»Und wie soll das gehen?«
Jutta drosselte die Geschwindigkeit. Die Schnellstraße lief auf eine T-Einmündung mit Ampel zu.
»Ganz einfach. Wahrscheinlich haben sie in dem Auto vier Ersatzräder. Zum Beispiel die Sommerreifen. Und die bauen sie dann dran.«
»Hier geht's aber glaube ich nicht nach Wiehl«, sagte ich trotzig. Es passte mir nicht, dass Jutta meinen schönen Verfolgungsplan kaputtmachte.
»Da hast du natürlich einigermaßen Recht«, gab sie zu.
Wir fuhren durch eine Wohngegend. Jutta ließ den Dückraths einen satten Vorsprung. Als wir ein weiteres Mal abbogen, erkannte ich ein Sackgassenschild.
»Was sagt denn dein Computer über unseren Standort?«, fragte ich.
»Lies doch selbst.«
Ich entzifferte die elektronische Schrift auf dem Display. »Brucknerstraße.«
»Wir scheinen am Ziel zu sein. Guck mal da hinten.«
Jutta stoppte, und ich konnte gerade noch sehen, wie der weiße Wagen rechts in einer Einfahrt verschwand.
»Und jetzt? Soll ich parken? Oder willst du weiter hinterher?«
Ich sah mich um.
»Weiter hinterher schon, aber zu Fuß. Bleib mal mit dem Wagen so weit weg wie möglich.«
»Was hast du vor?«
»Ich werde mich auf dem Grundstück umsehen, auf das sie abgebogen sind. Vielleicht finde ich ja was Interessantes.«
»Das ist keine gute Idee«, sagte Jutta. »Aufgrund deiner unglaublichen Professionalität kennen dich die beiden jetzt. Weißt du was? Ich glaube, es ist besser, wenn ich da mal hingehe.«
»Bist du verrückt? Das ist viel zu gefährlich!«
»Was soll denn schon passieren? Da hinten sind Bäume, da geht's in den Wald. Ich bin eine harmlose Spaziergängerin, die im Vorbeigehen einen Blick auf das Grundstück wirft.«
»Aber geh kein Risiko ein, klar? Nicht das Grundstück betreten. Denen ist alles zuzutrauen.«
Jutta grinste. »Was denkst du denn, was die machen? Mich gefangen nehmen? Mich umbringen?« Sie runzelte die Stirn. »Mal sehen, vielleicht komme ich sogar mit ihnen ins Gespräch. Ich könnte ja nach dem Weg fragen. Oder nach der Uhrzeit.«
»Das tust du nicht!«, rief ich.
Jutta legte mir die Hand auf den Arm und sah mich an. »Ganz ruhig, Remi. Ich verspreche dir, dass ich nichts Unbedachtes tue, klar? Ich nehme mein Handy mit und melde mich, wenn ich an ihnen vorbei bin.«
»Ist in Ordnung.«
Jutta stieg aus, schloss die Tür, ging aber nicht los, sondern öffnete den Kofferraum. Ich hörte sie hinten herumwühlen, und als sie wieder in mein Blickfeld kam, trug sie eine dicke Jacke. Auch seine Garderobe musste man in diesem Nobelauto aus Platzgründen im Kofferraum verstauen. Und wenn man dann noch zwei Brötchen gekauft hatte, war hinten alles voll. Ich fragte mich, was man unternahm, wenn man im strömenden Regen aus so einem Z4 steigen musste. Wie kam man trockenen Fußes an den Kofferraum, um den Regenschirm zu holen? So was war nicht vorgesehen. Entweder man verließ das Auto in einer Garage mit Zugang zum Haus. Oder in einem Parkhaus. Oder vor einem Hotel, vor dem ein uniformierter Portier mit einem Monsterschirm bereitstand. Und genau so war das ja in Juttas Welt.
Sie lächelte mir noch einmal zu, dann bewegte sie sich an den parkenden Autos vorbei in die Richtung, in die der weiße Transporter verschwunden war.
Als ich das erste Mal auf die Uhr sah, konnte ich die Zeit, die Jutta weg war, nur schätzen. Ich tippte auf fünf Minuten.
Dann riss ich mich zusammen und wartete weitere fünf.
Die Straße lag still da. Kein Auto, kein Fußgänger, niemand in den Gärten.
Ich nahm mein Handy und wählte Juttas Nummer. Ihr Anschluss war nicht erreichbar.
Wut stieg in mir hoch. Wenigstens ihr Telefon hätte sie anmachen können!
Nach weiteren drei Minuten
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