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Bergisch Samba

Bergisch Samba

Titel: Bergisch Samba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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deutlich aus. Noch auf dem Weg zum Auto zog ich mein Handy hervor.
    »Wen willst du anrufen?«, fragte Jutta.
    »Den Polizeipräsidenten«, sagte ich und suchte Mölichs Nummer aus dem Speicher. Es tutete.
    »Mölich.«
    »Rott hier. Haben Sie was über Ratniks Auswanderung herausbekommen?«
    »In der Tat. Ein gewisser Jonas Ratnik hat ein Visum für Kanada beantragt.«
    »Hat er die Reise wirklich angetreten?«
    »Er hat das Visum im Flugzeug gestellt. Und geflogen ist er am 27. April.«
    Zwei Tage, nachdem das Kind umkam, dachte ich. »War er allein?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Er lebte doch mit einer Frau auf der Hütte. Einer Frau, die Maria hieß. Können Sie nicht rauskriegen, ob eine Frau namens Maria mit in dem Flugzeug war?«
    Mölich lachte wie ein Lehrer über ein Kind, das eine dumme Bemerkung gemacht hat. »Wie stellen Sie sich das denn vor, Rott? Sie brauchen dafür mindestens den Nachnamen der Frau!«
    »Sie müssen ihn in Kanada suchen lassen! Wir müssen ihn unbedingt zu dieser Maria befragen. Außerdem wird er sicher wissen, was mit seinem Kind passiert ist.«
    »Wir wissen schon, was wir tun müssen. Und im Übrigen ist die Informationsstunde jetzt beendet. Sie haben mich um diesen Gefallen gebeten, ich habe ihn Ihnen getan. Und jetzt ist Sense. Wollten Sie nicht sowieso die Finger von dem Fall lassen?«
    »Ich kann mich nicht erinnern, das jemals angekündigt zu haben«, sagte ich. »Und ich werde es auch jetzt nicht tun. Vor allem, wo es wieder mal neue Verdächtige gibt.«
    »Verdächtige«, wiederholte Mölich langsam. »Und wieder mal. Hört, hört. Sie tun gerade so, als hätte es jemals einen Verdächtigen in diesem Fall gegeben.«
    »Ich bin zwei Typen auf die Spur gekommen, von denen mich der eine andauernd verfolgt. Das habe ich Ihnen doch schon erzählt.«
    »Und das sind gleich Verdächtige?«
    »Es sind Vater und Sohn. Sie heißen Dückrath. Sie wohnen in der Landwehrstraße in Solingen, und da gibt es in der Brucknerstraße noch so ein Grundstück. Ich glaube, der Alte ist Fliesenleger.«
    »Welchen Beweis haben Sie denn gegen die beiden?«
    »Sie fahren einen weißen Transporter. Und der junge Dückrath hatte eine Pistole und ein Springmesser dabei.«
    »›Hatte‹? Haben Sie ihm die Waffe etwa abgenommen?«
    »Ja, und …«
    »Das heißt, Sie sind jetzt im Besitz einer verbotenen Waffe. Und jetzt muss ich Sie verhaften, oder was? Mensch, Rott! Das sind doch alles keine Beweise! Weiße Transporter gibt's wie Sand am Meer, und der Mann wird den Waffenbesitz abstreiten.«
    »Ich dachte, Sie könnten wenigstens mal nachsehen, ob gegen die Leute was vorliegt.«
    »Lassen Sie mich in Ruhe, Rott. Wir haben genug andere Dinge zu tun. Kommen Sie wieder, wenn Sie was in der Hand haben.«
    »Das werde ich«, sagte ich, doch die Verbindung war schon unterbrochen.

11. Kapitel
    Zwischen dem Sportwagen und meinem alten Golf bestand schon ein Unterschied.
    Ich tippte auf das Gaspedal, und der Wagen preschte nach vorn wie ein Renngaul, den eine Hornisse gestochen hat. Ich musste sofort in die Eisen gehen, damit der Z4 an der nächsten roten Ampel anhielt und nicht dem stehenden Vordermann ins Heck donnerte.
    Ich blickte in den Rückspiegel. Jutta, die bei meiner Abfahrt noch neben meinem Wagen gestanden hatte, war verschwunden. Ich hatte noch ihre letzten Worte im Ohr: »Pass bloß auf mein neues Auto auf.«
    Sie war komischerweise gar nicht schwer zu überreden gewesen, mir den BMW zu überlassen. Ich hatte ein bisschen herumgedruckst, etwas über die knappe Zeit erzählt und betont, ich könne doch unmöglich die ganze Tour ins Oberbergische mit meinem klapprigen Golf machen. Meine eigentliche Begierde, mal mit so einem Flitzer zu fahren, hatte ich allerdings kaum verbergen können. Und gerade diese Lust an einem Auto war es, die Jutta durch und durch verstand. Sie gönnte es mir einfach. Und nahm es sogar hin, mit meiner alten Kiste nach Wuppertal zurückzufahren.
    Am Anfang konnte ich den Wagen nicht richtig ausfahren. Der Verkehr war zu dicht, außerdem war die Strecke entweder von zu vielen Ampeln durchsetzt oder kurvig. Kaum hatte ich die Schnellstraße an der Wupper entlang erreicht, geriet ich schon wieder in das enge Loch an der Müngstener Brücke. Dann ging es rauf durch Remscheid, und erst als die B229 die Al überquert hatte und ich Lennep hinter mir ließ, traute ich mich, richtig Gas zu geben. Der BMW flog nur so dahin.
    Hinter Hückeswagen trafen plötzlich feine Tropfen die

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