Bergisch Samba
tat sich etwas am Ende der Straße. Ein Wagen näherte sich. Es war der weiße Transporter.
Ich duckte mich, so tief ich konnte, als er vorbeikam. Noch während sich das Motorengeräusch hinter mir in der Ferne verlor, tastete ich nach meinem Telefon. Ich wollte gerade den Redial-Knopf drücken, da begann es zu vibrieren.
»Remi, ich bin's.«
»Jutta, was machst du, verdammt noch mal? Warum hattest du dein Handy aus?«
»Ich habe gesagt, ich melde mich. Und das tue ich hiermit.«
»Und was haben wir jetzt davon? Die Typen sind gerade an mir vorbeigefahren, und wahrscheinlich sind sie jetzt über alle Berge.«
»Das ist egal.«
»Warum das denn?« Was egal ist, bestimme ich, hätte ich am liebsten gerufen, aber mir fiel noch rechtzeitig ein, wie bescheuert das klang.
»Quatsch nicht so viel und komm rüber. Das Grundstück steht zur Begutachtung bereit. Wenn du so weitertrödelst, sind sie wieder hier, bevor du die hundert Meter gegangen bist.«
Ich drückte den roten Knopf, zog den Zündschlüssel ab, verließ das Auto und drückte auf die Fernsteuerung der Zentralverriegelung.
Jutta wartete am Ende der Straße. Hinter ihr verlief ein Weg zwischen Bäumen hindurch. Neben ihr zweigte eine Einfahrt ab. Sie ging erst ein Stück steil bergab. Weiter unten gab es so was wie eine Wellblechhütte. Daneben eine Menge Müll. Das Grundstück war größer, als man von hier oben ahnen konnte. Ein Teil davon schien mit dem waldigen Brachland zu verschmelzen.
»Wo geht's denn da hin?«, fragte ich, und meine Stimme klang ungehaltener als gewollt.
»Du hast mir ja verboten, da runterzugehen«, sagte Jutta. »Der Weg hier oben führt jedenfalls zu einer Fußgängerunterführung unter der Schnellstraße durch.«
»Dann hast du ja gar nicht mitgekriegt, was die da unten gemacht haben?«
»Das war ganz leicht von hier oben zu sehen. Sie haben den Wagen beladen. Rate mal, womit.«
»Was weiß ich?«
»Mit vier Ersatzrädern. Und jetzt kannst du dir auch ausmalen, wo sie hingefahren sind.«
»Okay«, sagte ich. »Ich gebe mich geschlagen. Trotzdem sehe ich mir das da unten mal genauer an.«
»Nur zu, mein Lieber. Deswegen habe ich dich ja hergeholt.«
Ich sah mich um. Die Straße war immer noch wie ausgestorben. »Du gehst zum Wagen zurück, oder besser bis zur Einmündung.
Wenn sie plötzlich zurückkommen, kann ich mich noch in die Büsche schlagen.«
»Geht klar, Chef.«
»Keine Ironie bitte.«
Jutta machte sich schweigend auf den Weg, und ich marschierte zügig den Weg zu den Baracken hinunter. Der Untergrund war matschig, und ich musste zusehen, dass ich nicht ausrutschte. Soweit ich das beurteilen konnte, war die Einfahrt von benachbarten Häusern aus kaum einsehbar. Die Giebelwand, die an das Grundstück der Dückraths angrenzte, besaß kein Fenster. Es gab nur ein paar diagonal verlaufende Glasbausteine.
Die Hütte war massiver, als ich gedacht hatte. Die Tür besaß ein BKS-Schloss. Der Haufen von undefinierbarem Zeug, von dem ich oben an der Straße gedacht hatte, es sei Müll, waren mehr oder weniger zerstörte Fliesen. Dückrath schien hier so was wie ein Lager zu haben.
Auf der Rückseite der Baracke gab es ein kleines Fenster. Ich spielte mit dem Gedanken, es einzuschlagen und meine Untersuchung drinnen fortzusetzen. Aber was erwartete ich da drin? Die Lösung für das Rätsel des toten Kindes? Kaum. Aber mir hätte schon ein Hinweis auf irgendeine Straftat gereicht. Ein paar weitere versteckte Waffen zum Beispiel. Irgendetwas, womit ich den beiden Mölich oder Krüger auf den Hals hetzen konnte.
Ich stapfte eine Weile unschlüssig zwischen den Pfützen herum, entfernte mich ein Stück von dem kleinen Gebäude weg und kehrte schließlich zurück. Plötzlich donnerte mein Ellbogen durch die Scheibe des Fensters. Irgendetwas in mir hatte sich wohl entschieden.
Zügig stieg ich in die Baracke ein und stand zwischen sauber gestapelten Kartons. Ich versuchte, einen anzuheben, er war sehr schwer. Ich riss an der Verpackung, und was zum Vorschein kam, waren Fliesen. Rötliche, gelbe, blaue, ockerfarbene, auch weiße wie für einen Metzgerladen.
»Du machst aber kein besonders glückliches Gesicht«, sagte Jutta, als ich wieder oben an der Straße angekommen war.
»Lass uns zum Auto zurückgehen«, brummte ich. »Hier kommen wir nicht weiter.«
Eigentlich hätte ich jetzt von Jutta eine spöttische Bemerkung erwartet, aber die kam nicht. Offenbar strahlte ich meine schlechte Laune sehr
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